Weshalb BMW auf eigene Elektronik angewiesen ist

Von Ivo Schützbach
Im Gegensatz zu MotoGP gibt es in der Superbike-WM keine Einheitselektronik, dafür machen sich die Hersteller auch weiterhin stark. BMW-Rennchef Marc Bongers erläutert, weshalb dieser Punkt für die Bayern so wichtig ist.

Ursprünglich war angedacht, für 2018 alle Superbike-WM-Teams mit einer einheitlichen elektronischen Motorsteuerung von Magneti Marelli auszurüsten. Die Rede war von einer leicht abgespeckten MotoGP-Version, in der Königsklasse gibt es die Einheits-ECU seit 2016. Es stellte sich aber die Frage, wer dafür aufkommen soll.

Außerdem waren und sind Kawasaki und BMW strikt dagegen, weil sie die Superbike-WM stärker als andere Hersteller als Entwicklungsfeld für Serienmaschinen nutzen – und nicht in der MotoGP-Klasse vertreten sind.

Bei der Dorna liegt das Thema seither auf Eis, im Moment sieht dort auch niemand die Notwendigkeit einer Einheits-ECU.

Für BMW war das eine Entscheidung mit gewaltiger Tragweite, denn mit einer standardisierten elektronischen Motorsteuerung würde die S1000RR seit Baujahr 2019 nicht funktionieren. Das trifft auch auf die heutige M1000RR zu.

«Wir tauschen uns ständig mit der Serienentwicklung aus, das ist eine gewisse Rechtfertigung für unser Engagement», erklärte BMWs Motorsport-Direktor Marc Bongers gegenüber SPEEDWEEK.com. «Die letzten Jahre war es ja immer wieder Thema, dass man auf eine Einheitselektronik geht. Mit dem aktuellen Motor, mit dem Shift-Cam-System, können wir gar nicht auf eine andere Elektronik gehen, weil es keine gibt, welche das Shift-Cam steuern kann. Wir wussten ja schon länger, dass das Shift-Cam-System kommt und wir alles daransetzen müssen, dass das Thema Einheitselektronik vom Tisch bleibt.»

Wie erklärst du das Shift-Cam-System einem Laien? «Das sind zwei Einlassnocken, die bei einer gewissen Drehzahl umgeschaltet werden können», so Bongers. «Wir haben kein variables Timing, sondern zwei unterschiedliche Nocken: Einmal für Drehmoment und einmal für Leistung. Damit kriegen wir ein breites Drehmomentband hin. Nicht nur in der Serie, das nutzen wir auch in unseren Rennmotoren. Die Fahrer beurteilen das sehr positiv.»

Der Niederländer weiter: «Die Elektronik für die aktuelle Maschine wurde noch mal überarbeitet, wir haben den Vorteil, dass wir sie in der eigenen Hand haben und uns nicht mit Magneti Marelli austauschen müssen. Mit Marelli zu entwickeln ist zäh und teuer. Wir machen das mit den eigenen Ingenieuren und können unsere eigene Flexibilität gestalten. Im Serienmotorrad haben wir einen Sechs-Achsen-Sensor, den verwenden wir auch in der Superbike-WM. Damit kannst du in jede Richtung die Bewegungen des Motorrads erfassen. Früher ging nur die Erfassung der Schräglage sowie die Beschleunigung vorwärts und rückwärts. Jetzt haben wir noch die dritte Achse dazu, dann siehst du etwa, wie sich das Motorrad im Drift dreht. Das bringt Vorteile in der Traktions- und Wheelie-Kontrolle. Wir haben uns auf der Elektronik-Seite stärker aufgestellt und können uns den Themen jetzt besser widmen.»


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