Danilo Petrucci: «2021 ist ein Neuanfang für mich»
Danilo Petrucci bekam vor zwei Jahren von seinem Mentaltrainer den Auftrag, sich einen Monat lang über nichts zu beschweren. Dieses System des positiven Denkens will er 2021 bei Tech3-KTM beherzigen.
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Als das neu formierte Ducati-Werksteam mit Andrea Dovizioso und Danilo Petrucci im Januar 2019 in Neuchatel/Schweiz bei Sponsor Phillip Morris mit dem Slogan "Winnow" präsentiert wurde, enthüllte Neuzugang Petrucci erstmals ein Geheimnis. Er verriet die Gründung einer Trainingsgemeinschaft mit Dovizioso und dass er mit dessen Trainern zusammenarbeite. Dazu gehörte Eugenio Lizama, ein heute 41-jähriger Sportpsychologe aus Chile, der neun Jahre an der Universität in Chile Sportpsychologe unterrichtet und mit vielen Stars im Motorsport zusammengearbeitet hat. Auch bei Amadeo Maffei und Bruno Demichelis handelt es sich um zwei Psychologen, die sich bereits 2017 und 2018 immer in Andreas Nähe befanden. Die körperliche Fitness wurde in Zusammenarbeit mit den beiden Francescos verbessert: Chionne, dem Physiotherapeuten, und Cuzzolin, dem Sporttrainer.
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Dovizioso erklärte damals: "Für einen Rennfahrer ist es wichtig, das Gehirn zu trainieren, um die Konzentrationsfähigkeit zu verbessern. Aber es geht auch darum, sich mental auf Schwierigkeiten vorzubereiten, die einen Fahrer auf die Probe stellen. Ich habe verstanden, dass man keine Ausreden für die eigenen Fehler suchen muss, sondern dass man sie aufspüren und beseitigen muss", erklärte "Dovi", als er 2017 erstmals zum großen Herausforderer von Weltmeister Marc Márquez geworden war und auch 2018 und 2019 Vizeweltmeister wurde. Petrucci war damals von seinem neuen Sportpsychologen Eugenio Lizama begeistert und beeindruckt. "Ich war schon sehr, sehr gut vorbereitet, als ich ihn zum ersten Mal getroffen habe", schildert Petrux. "Ich habe mich um das mentale Training immer gekümmert, um die Reaktionsfähigkeit, um den Reflex, um die Konzentration, da haben mir bis 2019 die Leute von Formula Medicine viel geholfen. Eugenio hat beim ersten Test gesagt: ‚Du bist eindrucksvoll, wenn man bedenkt, dass du erstmals so einen Test machst‘. Ich habe entgegnet: ‚Es ist nicht das erste Mal, ich kenne diesen Test seit drei Jahren.‘"
Petrucci suchte damals einen richtigen Sportpsychologen, der ihm ein Werkzeug in die Hand geben sollte für Phasen, wenn er alles schwarz und pessimistisch sah. "Ich brauchte eine Methode, die dann die Zukunft heller strahlen und die Dinge anders aussehen lässt. Eugenio hat mir dann eine Aufgabe für den Monat Januar 2019 gegeben. Er hat mir befohlen: ‚Beschwer dich einen Monat lang über gar nichts!‘ Das ist nicht einfach. Denn manchmal denkst du: ‚Verdammt, es regnet.‘ Ich musste mich zu einer anderen Denkweise zwingen. Ich sagte mir also: ‚Ich habe jetzt Zeit, um daheim einiges in Ordnung zu bringen, ein Buch zu lesen, auszuruhen.‘ Ich musste alles aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Ich redete mir mir also ein: ‚Ich habe jetzt mehr Zeit für mich selbst.‘ So sieht diese Übung aus. Sie ist gewöhnungsbedürftig. Glaub‘ mir. Und alle Menschen in meinem Umfeld haben denselben Auftrag bekommen, denn das Gehirn lässt sich trainieren. Wenn du dich immer über alles beschwerst, schaust du dauernd auf das eine Prozent, das nicht passt und nicht auf die 99 Prozent, die in Ordnung sind. Man belastet sich viel zu viel mit negativen Gedanken. Man muss umdenken. Man muss sich anschauen, was man zur Verfügung hat und das Beste daraus machen. Wie gesagt: Das fällt schwer. Aber ich fühle mich damit glücklicher und zufriedener."
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Petrucci versicherte vor zwei Jahren, er gehe jetzt bewusster durchs Leben. "Aber man darf nicht vergessen: Das Reden ist einfach, sich gute Vorsätze zu nehmen auch. Die gewünschten Resultate zu bringen, ist eine andere Sache."
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Auf der Werks-Ducati funktionierte das neue System in der ersten Saisonhälfte 2019 erstklassig. Petrucci glänzte in Le Mans mit Platz 3, in Mugello mit seinem ersten MotoGP-Sieg und in Catalunya mit einem neuerlichen dritten Platz – also mit drei Podestplätzen in Serie. Er hielt sich lange Zeit auf dem dritten WM-Rang. Dann fiel er in alte Verhaltensmuster zurück, machte sich zuviel Druck – und rutschte 2019 auf den sechsten WM-Rang ab.
2020 fand sich Danilo mit der neuen Hinterreifen-Generation von Michelin lange nicht zurecht, dazu kam der schwere Teststurz zwei Tage vor dem ersten Jerez-GP-Training im Juli mit einer hartnäckigen und einer bedrohlichen Nackenstauchung. Petrucci hat inzwischen insgesamt zehn MotoGP-Podestplätze sichergestellt und wagt nach sechs Ducati-Jahren (vier bei Pramac) im kommenden Jahr bei Tech3-KTM einen Neuanfang.
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Der 30-jährige Römer will sich bemühen, das "positive Denken" künftig wieder in den Vordergrund zu rücken. "Das war damals wirklich ein sehr guter Ratschlag, als man mir gesagt hat, ich darf mich einen Monat lang über nichts beschweren. Ich muss diese Methode wieder in meinem Kopf festnageln. Ich betrachte den Teamwechsel für 2021 als Neustart", versicherte Petrucci im Interview mit SPEEDWEEK.com. "Ich werde alles geben. Ich will herausfinden und zeigen, wozu ich fähig bin. Ich werde bei Tech3 eine gute Gelegenheit vorfinden." Petrucci beklagte sich vor der Ära im Ducati-Werksteam oft über sein hohes Körpergewicht. Inzwischen bemüht er sich lieber, die Vorteile seines kräftigen Körperbaus zu nutzen. "Mein Körpergewicht ist meistens ein Nachteil. Aber ich kann es auch zu meinem Vorteil nutzen", ist Petrux überzeugt. "Manchmal kann ich bei wenig Grip mehr Gewicht auf den Hinterreifen bringen als viele Gegner. Das hat mir 2020 beim Regenrennen in Le Mans sicher geholfen. Oft kann ich auch vorne einen anderen Vorderreifen verwenden. Wir haben 2020 eine Methode gefunden, wie ich mein Extragewicht zum richtigen Zeitpunkt auf den richtigen Platz verlagern kann. Es ist nicht immer einfach, denn man muss das zusätzliche Gewicht auch immer beschleunigen und wieder abbremsen. Man kann also nicht immer Profit aus dem Gewicht schlagen. Aber manchmal klappt es. Ich kann auch ein Bike mit einem niedrigeren Schwerpunkt fahren…" Petrucci verordnete sich 2019 eine Diät, um sein Kampfgewicht zu verbessern. "Ich wiege meistens zwischen 81 und 82 kg bei einer Körpergröße von 181 cm. Im Jahr 2015 habe ich einmal bis auf 75 kg abgenommen. Aber damit habe ich mich auf dem Motorrad nicht mehr gut gefühlt. Es fällt mir nicht schwer, Gewicht abzuspecken. Aber es ist schwierig, Gewicht zu verlieren und trotzdem dieselbe Performance zu behalten. Im Lockdown im Frühjahr bin ich viel auf dem Indoor-Spinning-Bike gefahren. Fast jeden Tag zwei Stunden. Ich habe dann viel Gewicht verloren, aber auch Muskeln im Oberkörper, nach dem Lockdown fehlte mir dann die Kraft im Oberkörper. Deshalb war ich nachher beim Motocross-Fahren wirklich schwach. Ich war zwar leichter, aber nicht fit genug für das MotoGP-Fahren und Motocross." "In der Winterpause nehme ich zuerst immer ein wenig ab, wenn ich nicht mehr so hart trainiere", schilderte Petrucci. "Aber wenn ich meine Leistung bringen will, muss ich wieder etwas zunehmen. Ich gehe mit frischer Motivation ins kommende Jahr und kann dadurch vielleicht höhere Ziele erreichen. Das habe ich mir auf jeden Fall vorgenommen."
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