219 zu 217 Punkte steht es im Duell Quartararo gegen Bagnaia nach 17 von 20 MotoGP-Rennen. Der Ducati-Star kann auf die Hilfe der Markenkollegen zählen. Aber entscheidet das die WM?
Alle MotoGP-Fans fieberten der Saison 2025 entgegen. Ein sensationeller Dreikampf mit Marc Marquez, Pecco Bagnaia und Jorge Martin war vorprogrammiert. Doch für zwei Piloten lief das Jahr komplett aus dem Ruder.
Eigentlich waren die ersten 17 Motorrad-Grand Prix in zwei Klassen bisher Zeit- und Geldverschwendung. Denn in der Moto2-Tabelle führt Augusto Fernández (Red Bull KTM Ajo Team) nach 17 von 20 Rennen nur 1,5 Punkte vor seinem Verfolger Ai Ogura. Und in der MotoGP-Fahrer-WM hat Pecco Bagnaia beim Thailand-GP in Buriram seinen Rückstand auf WM-Leader Fabio Quartararo mit einem Schlag von 18 auf 2 Punkte reduziert.
Werbung
Werbung
Es besteht also die Chance, dass die Weltmeister in den Klassen Moto2 und MotoGP in dieser Saison erst beim Finale in Valencia gekürt werden. Eine wohltuende Abwechslung gegenüber den Jahren der eklatanten Vorherrschaft von Marc Márquez, der 2019 schon beim fünftletzten WM-Lauf in Buriram als neuer World Champion gefeiert wurde. Die MotoGP-Saison 2022 lässt an Abwechslung und Spannung nichts zu wünschen übrig. Vier Hersteller haben bisher Rennen gewonnen, nur Suzuki und Honda nicht. Ducati hat die Konstrukteurs-WM zum dritten Mal in Serie für sich entschieden.
Acht Fahrer setzen die Italiener ein, sieben von ihnen haben bereits Pole-Positions errungen, sogar die zwei Rookies Marco Bezzecchi und Di Giannantonio, das gab es noch nie.
Werbung
Werbung
Die europäischen Hersteller haben den Japanern (Yamaha, Honda, Suzuki) klar den Rang abgelaufen. In der Marken-WM liegen die drei Europäer (Ducati, Aprilia und KTM) auf den Rängen 1, 2 und 4, die Österreicher sind Yamaha (3. Rang) dicht auf den Fersen.
Alle MotoGP-Fans fieberten der Saison 2025 entgegen. Ein sensationeller Dreikampf mit Marc Marquez, Pecco Bagnaia und Jorge Martin war vorprogrammiert. Doch für zwei Piloten lief das Jahr komplett aus dem Ruder.
Weiterlesen
Die Werke aus Europa haben 14 von 17 Saisonrennen gewonnen: Ducati hat elf Siege erobert (Bagnaia 6x, Bastianini 4x, Miller 1x), KTM zwei (jeweils mit Oliveira), Aprilia einen (Aleix Espargaró).
Fabio Quartararo sorgte für die drei Yamaha-Erfolge – in Portimão, Catalunya und auf dem Sachsenring. Doch seit dem Deutschland-GP hat er in sieben Wettkämpfen nur einen Podestplatz erreicht – mit Platz 2 in Spielberg. Deshalb hat Bagnaia seit dem Sachsenring den Rückstand mit einer unfassbaren Aufholjagd von 91 auf 2 Punkte reduziert!
Werbung
Werbung
Unfairer Wettbewerbsvorteil für Ducati? Jetzt wird heftig diskutiert, ob Ducati einen unfairen Wettbewerbsvorteil besitzt, weil sie acht Desmosedici-Piloten ins Gefecht schicken, während Suzuki und Aprilia über gar kein Kundenteam verfügen und das von WithU-RNF-Yamaha (Cal Crutchlow, Darryn Binder) zu schwach ist. Naja, Neid muss man sich erkaufen. Denn Ducati kämpft seit 2016 um den Fahrer-WM-Titel, hat das Motorrad immer weiter verbessert und sich dadurch das Vertrauen der neuen Kundenteams Gresini Racing und Mooney VR46 gesichert. Die Zusammenarbeit mit Pramac (Fahrer 2022: Zarco & Martin) besteht bereits seit 2005 zur vollsten Zufriedenheit beider Partner. Ducati hat Honda (zum Beispiel dem Aspar-Team bis 2018) und Aprilia (Gresini nach 2021) Teams weggeschnappt und dazu Rossis VR46-Truppe gewonnen, weil Yamaha für 2022 kein drittes Team neben Monster und WithU-RNF ausrüsten wollte.
Werbung
Werbung
Natürlich bitten die Ducati-Verantwortlichen die schnellen Markenkollegen von Titelanwärter Pecco Bagnaia seit Wochen um Rücksichtnahme auf der Rennstrecke. Aber viele Punkte bekam der Italiener bisher nicht geschenkt, denn Jorge Martin hat ihn in Katar zu einem ungestümen Manöver verleitet, auch Enea Bastianini hat ihn öfter provoziert. Sogar Kumpel Miller hat ihm in Buriram vier Punkte weggenommen. Immerhin hat ihn Johann Zarco am Sonntag in Thailand in Frieden gelassen, obwohl er schneller war, denn der Franzose weiß, wer ihm die Butter aufs Baguette schmiert und wer nach der Trennung von KTM nach 2019 seine MotoGP-Karriere gerettet hat. Außerdem lautet der Auftrag von Ducati an die Bagnaia-Kollegen sinngemäß: "Passt in der Anfangsphase auf, bei einer Siegchance dürfte ihr sie wahren, aber wenn’s zum Beispiel um Platz 5 geht, schenkt Pecco diesen Punkt."
Werbung
Werbung
Natürlich hat Pecco auf der Strecke im Notfall sieben Ducati-Kollegen, die ihm das Leben nicht allzu schwer machen werden, wenn's eng wird. Vielleicht erinnern wir uns an den Beatles-Song "With a Little Help of my Friends", wenn Bagnaia Weltmeister wird. Aber Quartararo wird den Titel nicht wegen der Ducati-Stallorder verspielt haben, falls er ihn nicht gewinnt. Denn er galt bis zum Österreich-GP zwar als bester Fahrer der Saison, aber jetzt hat er in drei WM-Rennen nur acht Punkte ergattert, in den letzten sieben Wettbewerben sogar nur 47, Bagnaia hingegen 136. Als der Druck stieg, patzten Yamaha und Fabio Quartararo öfter als Bagnaia und Ducati, wobei man dem Franzosen zugutehalten muss: Er hat das wesentlich langsamere Motorrad, er muss extrem viel riskieren. Deshalb blieb er in Aragón in der Startphase so dicht hinter Marc Márquez und krachte ihm dann aufs Hinterrad. Während Bagnaia nur 37 Punkte mehr als sein aufsässiger Markenkollege Enea Bastianini eingesammelt hat, liegt "El Diablo" unfassbare 188 Punkte vor seinem Teamkollegen Frankie Morbidelli, dem zweitbesten Yamaha-Piloten.
Werbung
Werbung
Ducati jagt seit 2007 (Casey Stoner) vergeblich dem zweiten Fahrer-WM-Titel nach. Und natürlich werden wir bei den letzten drei Grand Prix immer wieder Anzeichen von Stallorder sehen. Wie 2017 in Sepang, als Jorge Lorenzo dem Titelanwärter Andrea Dovizioso den Sieg überlassen musste. Gigi Dall’Igna, der General Manager von Ducati Corse, leugnete damals die Stallorder nicht. "Wir taten, was wir tun mussten", lautete seine kryptische Antwort auf die Nachfrage von SPEEDWEEK.com bezüglich Teamorder. Lorenzo fuhr in Malaysia 0,7 Sekunden hinter "Dovi" über den Zielstrich. So wurde die Entscheidung bis zum Finale in Valencia vertagt. Marc Márquez wurde trotzdem Weltmeister.
Werbung
Werbung
Aleix Espargaró als Lachender Dritter? Aber Pecco Bagnaia darf nicht auf die Schützenhilfe von Ducati allein vertrauen. Denn Ducati-Lenovo-Werksfahrer Jack Miller wird sich beim Heim-GP auf Phillip Island am 16. Oktober nicht zurückpfeifen lassen. Er will den "Aussies" zehn Jahre nach Stoner unbedingt den nächsten Heimsieg bescheren. Das Duell Bagnaia gegen Quartararo wird zu einer Nervenschlacht. Fabio ist in Buriram vom vierten Startplatz im Handumdrehen auf Platz 18 zurückgefallen. Doch in Australien kann sich das Blatt schon wieder wenden. In dieser verrückten Saison ist auch nicht ausgeschlossen, dass Aleix Espargaró und Aprilia (nur 20 Punkte zurück) am Ende als Lachende Dritte dastehen.
Verpassen Sie keine Highlights mehr: Der Speedweek Newsletter liefert Ihnen zweimal wöchentlich aktuelle Nachrichten, exklusive Kommentare und alle wichtigen Termine aus der Welt des Motorsports - direkt in Ihr E-Mail-Postfach
Die aktuellsten News rund um die Uhr, von Experten analysiert und kommentiert und exklusive Einblicke hinter die Kulissen. Hier schreiben Fans für Fans.