Die Lizenzvereinbarung hatte der frühere Norton-Besitzer Stuart Garner - seit Dezember 2020 auch als Privatperson bankrott - mit Zongshen ausgehandelt. Im August 2017 unterzeichnete Garner ein Joint Venture mit dem chinesischen Motorradhersteller Zongshen zur Entwicklung eines Zweizylinder-Reihenmotors mit 650 ccm. Der Vertrag zwischen Norton und Zongshen hat eine Dauer von 20 Jahren. Für diese Zeit hat Zongshen eine Exklusiv-Lizenz zum Bau des von Norton entwickelten Motorradmotors. Der Auftrag hatte ein Volumen von mehreren Millionen Dollar – genaue Zahlen wurden nicht bekannt gegeben – und spühlte Geld in die Kassen von Norton. Wie wir heute wissen, schlitterte Norton im Januar 2020 trotzdem in die Zahlungsunfähigkeit. Diese Lizenzvereinbarung war von der Insolvenz von Norton nicht betroffen. Der Motor wird nun von Zongshen produziert und in Motorrädern unter eigenem Namen auf den Markt gebracht. In Shanghai stellte Zongshen die Reise-Enduro Cyclone RX6 vor, angetrieben vom Motor, den Norton entwickelt hatte. Es ist das hubraumstärkste Motorrad im Programm von Zongshen. 70 PS und 62 Nm werden angegeben. Mit LED-Beleuchtung, 7-Zoll-Farbdisplay mit Bluetooth, elektronischen Fahrhilfen und ABS steigt Zongshen auf der Höhe der Zeit in diesen Markt ein. Das Fahrwerk bildet ein Stahlrahmen, das Vorderrad führt eine USD-Gabel, hinten ist ein seitlich direkt angelenktes Federbein verbaut. Die Scheibenbremsen liefert Nissin. Das hohe Gewicht von 245 kg ist nur teilweise mit dem 21 Liter fassenden Tank erklärbar. Auch Norton wollte Motorräder mit diesem 650er Twin bauen, doch dann ging das Geld aus. Die insolvente Marke wurde vom indischen Hersteller TVS gekauft, die Produktion wird aktuell neu aufgebaut. Zongshen hat derzeit die Nase vorn, die Cyclone RX6 soll noch 2021 in den Verkauf gelangen, wahlweise mit Guss- oder Speichenrädern. Welche Märkte nebst dem Heimmarkt beschickt werden, ist derzeit offen.