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Jacques Villeneuve: «Test Renault-Kubica ist nur PR»

Von Mathias Brunner
Das BMW-Sauber-Trio 2006: Nick Heidfeld, Jacques Villeneuve, Robert Kubica

Das BMW-Sauber-Trio 2006: Nick Heidfeld, Jacques Villeneuve, Robert Kubica

​Unzählige Formel-1-Fans wünschen sich sehnlichst, dass Renault dem 32jährigen Polen Robert Kubica eine weitere Chance gibt – mit der Aussicht, ein GP-Comeback zu schaffen. Jacques Villeneuve ist genervt.

Es war das heisseste Thema der Formel-1-Sommerpause: Der Renault-Test von Robert Kubica. Viele Grand-Prix-Fans wünschen sich, dass aus den Tests mehr wird, dass Kubica eines Tages wieder am Start eines Formel-1-WM-Laufs stehen kann. Das wäre Hollywood-reif – ein Mann kämpft sich nach einem lebensgefährlichen Unfall (Rallye-Crash 2011) wieder in den Spitzensport zurück.

Der Ausgang ist heute noch offen: Renault gibt zu, gerne mehr von Kubica sehen zu wollen, aber es scheint der Mut oder der Wille zu fehlen, den GP-Sieger von Kanada 2008 in einem Freitagtraining ins Auto zu setzen.

Während die Fans Monza-Besucher Kubica die Daumen drücken, ist der Kanadier Jacques Villeneuve genervt. «Ich verstehe die ganze Übung nicht», sagt er gegenüber der belgischen Seite f1nal-lap.be. «Wer hat je nach sechs Jahren ein Comeback gegeben?»

«Am Ende seiner Formel-1-Karriere hatte er Mühe gegen Vitaly Petrov. Er hat ein Rennen in der Art von Maldonado gewonnen, aber was hat er danach schon gerissen?»

«Zudem hat er nicht hundert Prozent seiner früheren Fähigkeiten zurückgewonnen, also fragt man sich da schon, wie er mit den Belastungen umgehen soll. Vielleicht sind die heutigen Autos ja auch zu einfach zu fahren.»

Der 46jährige Villeneuve ist knallhart und unterstellt sogar einen Behinderten-Bonus: «Wenn er nicht dieses Problem hätte, dann würde er keine zweite Chance erhalten. Das finde ich das wirklich Schockierende. Das ist nur so ein PR-Ding. Und das ärgert mich, denn da gibt es eine Menge Fahrer, die mehr wert sind und keine zweite Chance erhalten. Ich finde das schwer zu ertragen. Für ihn ist es allerdings schön, er hat viel Glück.»

Hat der elffache GP-Sieger Villeneuve mit seiner Kritik Recht, was den Vergleich mit Petrov angeht sowie die Aussage, Kubica habe nach seinem Sieg nichts mehr erreicht?

Die Statistik sagt: Im restlichen Verlauf der Saison 2008 holte Kubica drei weitere Podestplätze, er wurde WM-Vierter. 2009 lief es mit Sauber weniger gut: Rang 2 in Brasilien war das Highlight, das ergab nur WM-Platz 14. Im Vergleich mit Petrov sieht es so aus: Kubica fuhr 2010 bei 19 Rennen 15 Mal in die Punkte und stand drei Mal auf dem Podest, das ergab WM-Platz 8. Petrov fuhr fünf Mal in die Punkte, mit einem fünften Platz in Ungarn als bestem Ergebnis. Er wurde WM-13.

Der Vorwurf von Villeneuve ist also haltlos.

Hat die Kritik vielleicht einen anderen Grund?

2006 fuhr ein gewisser Jacques Villeneuve für BMW-Sauber – dann wurde er im Sommer von Dr. Mario Theissen durch einen gewissen Robert Kubica ersetzt. Villeneuve hatte bis zu diesem Zeitpunkt in zwölf Rennen nur sieben Punkte geholt und fuhr Nick Heidfeld hinterher. Kubica bedankte sich mit Rang 3 in Monza. Villeneuve bestritt nie wieder einen Grand Prix.

Vielleicht ist das alles der wahre Hintergrund, wenn der 1997er Weltmeister Villeneuve weiter giftelt: «Er war damals bei BMW-Sauber dritter Mann, und frei heraus fand ich ihn unerträglich. Auf sozialer Ebene schwierig. Ich finde, in einem Fahrerlager muss man Respekt zeigen, was Andere erreicht haben. Dann kannst du auch dein Umfeld würdigen. Es fällt mir schwer, in seinem Formel-1-Comeback etwas Positives zu erkennen.»

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