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Franz Tost exklusiv: Honda ist ein ganz neues Niveau

Von Mathias Brunner
Franz Tost

Franz Tost

​Der Tiroler Franz Tost, Teamchef von Toro Rosso-Honda, über die Zusammenarbeit mit Partner Honda, seine beiden Fahrer Pierre Gasly und Brendon Hartley sowie über die kommenden Entwicklungsschritte.
Franz, welchen generellen Eindruck hast du im ersten Saisondrittel von der Zusammenarbeit mit Honda erhalten?

Einen sehr positiven Eindruck. Die Erwartungen wurden übertroffen. Die Zusammenarbeit hat von Anfang an sehr gut funktioniert. Damit meine ich einerseits die Kommunikation sowie auch den technischen Austausch, wir sprechen sehr transparent über alles. Im vergangenen Jahr hatte es bei Honda einige Probleme mit der Haltbarkeit gegeben, die wurden analysiert. Die Honda-Ingenieure haben sehr hart gearbeitet. Es gab eine enge Kooperation mit unseren Technikern, was das ganze Management dieser Antriebseinheit angeht. Das Entscheidende bei einem modernen Motor ist, wie die verschiedenen Aggregate optimal kombiniert werden, also Verbrennungsmotor, Turbolader, die beiden elektrischen Generatoren für die Energierückgewinnung und die Batterie. Im Winter gab es eine intensive Zusammenarbeit mit Honda. Das Ergebnis: Zu Beginn der Testphase hatten wir eine gut funktionierende Antriebseinheit, die standfest lief und kraftvoll war.

Honda hat dann in den vergangenen Monaten die Weiterentwicklung vorangetrieben. Ab Kanada erhielten wir eine neue Ausbaustufe, die auf der Piste drei Zehntelsekunden wert ist. Von daher sehe ich der Zukunft optimistisch entgegen.

In welchen Bereichen muss Honda gemessen an den anderen Motorherstellern zulegen?

In der Formel 1 gibt es nie nur einen Bereich. Du entwickelst dich stetig in allen Bereichen. Es wird also weiter intensiv an der nächsten Stufe des Verbrennungsmotors gearbeitet, dazu an einer verbesserten Version der MGU-H und MGU-K. Honda arbeitet auch an einer leistungsfähigeren Batterie. Und, ganz wichtig: Die verschiedenen Aggregate müssen noch besser in Einklang gebracht werden. Da ist noch viel Potenzial auszuschöpfen, das wissen wir auch. Wir werden diese Arbeit 2018 brauchen, um dann 2019 an die besten Hersteller anzuschliessen.

Wie zufrieden bist du mit dem Entwicklungsrhythmus von Honda?

Ich bin nicht einfach zufrieden, ich bin sehr zufrieden! Alles läuft nach einem Plan, wie wir ihn im November 2017 definiert hatten.

Wie unterscheiden sich die Arbeitsabläufe bei Honda vom früheren Motorpartner?

Wir sprechen hier von einer völlig anderen Zusammenarbeit. Bei den früheren Partnern waren wir Kunden. Uns wurden einfach Teile in die Box gebracht. Manchmal schienen sie mir so alt zu sein, dass sie wohl aus dem Abfallcontainer kamen. Das ist Gott sei Dank bei Honda nicht der Fall. Wir haben ein ganz anderes Niveau einer Zusammenarbeit. Das beginnt schon beim Design, also wie der Motor ins Chassis eingepasst ist, um Raum und Gewichtsverteilung zu optimieren und die Aerodynamik bestens auszulegen.

Toro Rosso-Honda zeigt 2018 recht unterschiedliche Leistungen: Sehr gut in Bahrain beispielsweise, weniger gut in Spanien, dann wieder gut in Monaco. Wie kommt das?

Da spielen viele Faktoren eine Rolle. Das ist auch pistenspezifisch. Auf langsamen Kursen mit engen Kurven ist unser Auto besser. Wir kennen unsere Defizite, und ich hoffe, dass wir einige davon im Laufe der kommenden Wochen ausmerzen können. Wir bekommen für das GP-Wochenende von Österreich ein überarbeitetes Aero-Paket, das Nachteile in mittelschnellen und schnellen Kurven abstellen sollte.

Auch das Reifenmanagement ist ein grosses Thema. Wir dürfen dabei nicht vergessen, dass wir zwei Fahrer haben, die viele Strecken zum ersten Mal sehen. Da können wir nicht erwarten, dass sie alles auf Anhieb wissen. Gerade der Umgang mit den Reifen auf bestimmten Strecken ist für sie Neuland. Das braucht seine Zeit. Aber primär müssen wir am Auto arbeiten.

Welche Entwicklungen bringt Honda im weiteren Verlauf der Saison?

Evo-Stufe 2 kam in Montreal, mit den besprochenen Vorteilen. Während der Saison kommt dann eine dritte Version. Das Reglement gibt vor, dass wir dafür von hinten starten müssen. Aber das Risiko gehen wir gerne ein, weil wir diese Saison als Übergangssaison zu 2019 sehen. Dann soll alles nach Wunsch funktionieren.

Reden wir von den Rennen nach der Sommerpause?

Ja. Belgien und Italien sind beides WM-Läufe, bei welchen du den Motor wechseln kannst, ohne total aus dem Rennen zu sein. Denn in Spa-Francorchamps und Monza kannst du überholen. Ein Wechsel in Singapur hingegen ist zu vermeiden, Sotschi auch.

Wie fällt dein Zwischenzeugnis für die Fahrer aus?

Gasly macht einen sensationell guten Job. Er hat in Bahrain und in Monaco Traumrennen abgeliefert, sehr überlegt, kontrolliert, mit tiefem technischen Verständnis. Pierre ist auf einem guten Weg, das kann ein Spitzenfahrer werden. Brendon Hartley kommt immer besser zurecht. Wir dürfen bei ihm nie vergessen, dass er aus dem Langstreckensport kommt und in den vergangenen Jahren keine Einsitzer gesteuert hat. Das merken wir natürlich. Sein grösstes Problem ist das Reifenverständnis, aber er lernt ständig dazu. Wir werden von ihm in der weiteren Saison noch viele schöne Leistungen erleben.

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