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Kimi Räikkönen: Wieso er die Pistenbegehung schwänzt

Von Mathias Brunner
Kimi Räikkönen im Belgien-GP 2017

Kimi Räikkönen im Belgien-GP 2017

​Der Finne Kimi Räikkönen fährt 2018 besser denn je. Damit ist der Weltmeister des Jahres 2007 ein heisser Aussenseitertipp für den Sieg im Grossen Preis von Belgien auf dem Circuit de Spa-Francorchamps.

Kein aktiver Formel-1-Fahrer kann in Spa-Francorchamps eine so gute Bilanz vorweisen wie Kimi Räikkönen. Da müssen auch die WM-Favoriten Sebastian Vettel und Lewis Hamilton hintenanstehen. Am 26. August geht die Formel-1-Sommerpause endlich zu Ende, mit dem Grossen Preis von Belgien. Für Kimi Räikkönen ist der Circuit de Spa-Francorchamps keine Rennstrecke wie jede andere: Nur zwei Piloten haben auf dem anspruchsvollen Ardennenkurs öfter gewonnen als der Finne – Michael Schumacher sechs Mal, Ayrton Senna fünf Mal. Vier Siege wie Kimi erreichte auch der legendäre Schotte Jim Clark. Kimi kann damit eine bessere Bilanz vorweisen als die beiden 2017er WM-Favoriten Lewis Hamilton und Sebastian Vettel. Der Engländer war in Belgien 2017, 2015 und 2010 siegreich, der Deutsche 2013 und 2011. Kimi hingegen siegte 2009, 2007, 2005 und 2004.

Kimi meint: «Spa-Francorchamps ist eben ein Kurs von altem Schrot und Korn, eine tolle Bahn mitten im Wald, eigentlich liegt sie im Nichts. Es geht markant rauf und runter, und das hebt die Strecke von den meisten anderen Rennkursen ab. Die Verhältnisse können bisweilen recht tückisch sein. Aber das trägt dazu bei, dass die Fans in der Regel tolle Rennen serviert erhalten, mit vielen Überholmanövern. Und das schmeckt uns Fahrern genau so gut wie den Besuchern auf den Tribünen. Ich mag Spa-Francorchamps sehr.»

«Was mich immer wieder verblüfft: Im Fernsehen kommt gar nicht so richtig rüber, wie steil es bergauf geht. Zudem ist die Runde ziemlich lang. Wenn ich mich richtig erinnere, habe ich im Laufe der ganzen Jahre dort exakt eine Pistenbegehung gemacht, dann fand ich – danke vielmals, sieben Kilometer sind mir zu viel.»

Riccardo Adami, Renningenieur von Sebastian Vettel, nimmt das Stichwort Wetter auf: «Das Wetter ist in Spa-Francorchamps immer ein Thema. Es ändert ständig. Ich kann mich an mehr als eine Situation erinnern, als die eine Seite der Strecke unter Sonnenschein knochentrocken war, aber im hinteren Pistenbereich goss es wie aus Kübeln. Da musst du strategisch ziemlich auf Zack sein.»

«Wir haben hier gewissermassen zwei Kurse in einem – da sind die Vollgaspassagen im ersten und letzten Pistensektor. Im mittleren Streckenbereich jedoch lauert der kurvige Teil. Also stehen Fahrer und Ingenieure vor dem Rätsel, wie sie eine clevere Balance zwischen Abtrieb und Windschlüpigkeit finden sollen.»

«Ganz wichtig sind auch die Bremsen, vor allem nach der langen Vollgaspassage zurück zu Start und Ziel vor der letzten Schikane. Hier kann ein Pilot die ganze Arbeit der langen Belgien-Runde ruinieren, wenn das Bremsmanöver nicht passt.»

«Die Piste ist für die Motoren und die Energierückgewinnung eine Tortur. Du hast einerseits die langen Vollgaspassagen, mehr als 75 Prozent einer Runde gehen volle Kanne. Du hast aber nicht so viele Passagen zum Aufladen von Bremsenergie.»

«In der Eau Rouge ist die Doppelbelastung aus Vertikalkraft und Beschleunigung einmalig. Eine solche Kompression gibt es auf keiner anderen Bahn. Aufgrund dieser Belastung halten viele Piloten vor der Kurve kurz den Atem an.» Die Piloten werden in der Senke mit dem Fünffachen ihres Körpergewichts zusammengepresst!

Seinen bislang letzten WM-Lauf konnte Kimi 2013 in Melbourne (Australien) erzielen. Seit seiner Rückkehr zu Ferrari Anfang 2014 wartet der Finne vergeblich auf einen GP-Erfolg. Sein letztes Rennen in Rot gewann er 2009 – natürlich in Spa-Francorchamps.

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