Franz Tost: «Rettungsfahrzeuge immer eine Gefahr»

Von Petra Wiesmayer
Franz Tost: «Die Bergungsfahrzeuge selbst wurden immer noch nicht entschärft»

Franz Tost: «Die Bergungsfahrzeuge selbst wurden immer noch nicht entschärft»

Franz Tost warnt: Trotz der Änderungen nach dem folgenschweren Unfall von Jules Bianchi beim Grand Prix von Japan im vergangenen Jahr werden Bergungsfahrzeuge auch künftig ein Risiko darstellen.

Am 17. Juli 2015 verstarb Jules Bianchi im Alter von nur 25 Jahren. Beim Grand Prix von Japan 2014 war er mit seinem Marussia unter einen Radlader gerast, der am Pistenrand dabei war, den verunfallten Sauber von Adrian Sutil zu bergen. Der junge Franzose war der erste Tote, den die Formel 1 seit Ayrton Senna und Roland Ratzenberger 1994 zu beklagen hatte.

Um derartige Tragödien in Zukunft zu verhindern, fordert Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost einen Aufprallschutz, stößt bei der FIA aber auf taube Ohren. «Die Bergungsfahrzeuge selbst wurden immer noch nicht entschärft,» sagte Tost gegenüber Auto Bild. «Virtuelles Safety Car hin oder her – wenn ein Auto mal einen Reifenschaden oder einen Aufhängungsbruch hat, kann es trotzdem abfliegen. Und bei diesen Kränen besteht aufgrund ihrer Höhe immer die Gefahr einer schweren Kopfverletzung, wenn das Auto unter den Kran rutscht. Selbst bei geringeren Geschwindigkeiten.»

Formel-1-Chef Bernie Ecclestone sieht die Situation gelassener. «Was Jules passiert ist, war einfach sehr, sehr unglücklich. Der Traktor hätte niemals da sein dürfen», meinte der 84-Jährige und auch der Untersuchungsbericht der Experten hält fest, dass «Bianchis Verletzungen durch eine Cockpitkuppel oder einen Aufprallschutz am Bergekran nicht hätten verhindert werden können.»

Trotzdem treibt die FIA die Forschungen bei der Sicherheit weiter voran und nach Informationen von Auto Bild Motorsport sind eine Reihe von Crashtests mit Kuppel-Designs, die unter anderem in der Strategiegruppe vorgeschlagen wurden, geplant und auch ein Überrollkäfig steht zur Diskussion.

«Das ist aber nicht so einfach», weiß Franz Tost. «Eine Kuppel müsste großen Kräften standhalten, gleichzeitig im Notfall leicht und schnell zu öffnen sein, damit der Fahrer zum Beispiel bei Feuer schnell aus dem Cockpit befreit werden kann.»

Ungeschützte Bergekräne, wie bei Bianchis Unfall kommen bisher aber auch weiter zum Einsatz und Franz Tost hat eine Idee, wie diese weniger zur Gefahr für die Piloten werden könnten – ohne Kuppeln oder Überrollkäfige an den Autos.

«Ich sagte schon 1994 zu Michael Schumacher, dass diese Dinger gefährlich sind und er sich in der Fahrervereinigung dafür einsetzen soll, dass sie besser geschützt werden», so Tost. «Man bräuchte eine Leitplanke rund um den Kran, damit kein Formel-1-Auto darunter rutschen kann. Nur so verhindern wir schwere Kopfverletzungen.»

Die Fahrer scheinen aus dem Unglück – zumindest vorerst – gelernt zu haben. «Ich fuhr in Ungarn mit der World Series und ein Auto crashte in der schnellsten Kurve», erzählt Manor-Pilot Roberto Merhi. «Da kam ein Traktor, um das Auto zu bergen. Als ich diese Situation und die gelbe Flagge gesehen habe, bin ich sofort deutlich langsamer gefahren. In der Vergangenheit wäre ich vielleicht nicht vom Gas gegangen.»

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