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António Félix da Costa: Nicht an Formel E geglaubt

Von Rob La Salle
António Félix da Costa

António Félix da Costa

BMW-Werksfahrer António Félix da Costa kennt die Formel E seit Saison 1. Nun eröffnet er gemeinsam mit BMW i Andretti Motorsport ein neues Kapitel.

Im Interview spricht er über die beeindruckende Entwicklung der Formel E und die neuen Herausforderungen mit dem BMW iFE.18 in Saison 5.

António, Saison 5 der ABB FIA Formula E Championship wird gleichzeitig Ihre fünfte Saison in der Serie sein. Wie hat sich die Rennserie entwickelt?

Wenn man wie ich von Anfang an dabei war, ist es beeindruckend zu sehen, wie sich die Formel E im Laufe der vier Saisons verändert hat und wie sie gewachsen ist. Zu Beginn haben die Leute – inklusive mir selbst – nicht wirklich an die Serie geglaubt. Doch jetzt ist sie der Ort, an dem jeder Fahrer sein möchte. Mehr noch: Man muss sich nur anschauen, wie professionell die Formel E ist, wie viele Hersteller dabei sind, wie viele Fans bei den Rennen sind und wie hoch das Level der beteiligten Sponsoren ist. Die Formel E ist in den Fokus der Motorsport-Welt gerückt. Das war für uns alle eine großartige Reise. Jetzt nimmt jeder die Serie ernst. Sie ist wirklich enorm groß geworden.

Was ändert sich mit dem Werkseinstieg von BMW für Sie persönlich?

Ich habe von Beginn an davon geträumt, BMW Werksfahrer in der Formel E zu sein. Schon in Saison 1 habe ich gehofft, dass BMW eines Tages dabei sein wird, und jetzt, in Saison 5, ist es soweit. Für mich fügen sich alle Teile des Puzzles zusammen. Es ist schön, wenn ein Plan so gut aufgeht. Ich freue mich sehr auf die Saison – und hoffe, dass wir gemeinsam viel erreichen können.

Wie sehr wird die Serie vom Einstieg von BMW und anderen Herstellern profitieren?

Ein großer Erfolgsfaktor für die Formel E war immer, wie viele Hersteller sich engagieren würden. BMW ist ein weltweit extrem erfolgreicher Hersteller, der sich in den Saisons fünf und sechs auf der Strecke mit anderen großen Playern wie Porsche, Mercedes, Audi, Nissan und Jaguar messen wird. Ein derart hohes Level an Commitment von Industrieführern ist sehr aufregend und verspricht eine große Zukunft.

Wie aufregend ist es für Sie, Teil eines neuen Projekts wie dem BMW iFE.18 zu sein?

Es ist sehr aufregend, Teil von etwas Neuem zu sein. Ich bin immer noch jung und arbeite noch nicht allzu lange mit einem Hersteller zusammen. Es ist großartig, gemeinsam mit einem Unternehmen wie BMW ein neues Projekt zu entwickeln. In München arbeiten Top-Leute, die es kaum erwarten können, dem Baby dabei zuzusehen, wie es so schnell wie möglich wächst.

Wie fährt sich der BMW iFE.18?

Das Fahrzeug hat sich vom ersten Tag an großartig angefühlt. Die Fahrbarkeit ist sehr gut. Wie alle anderen Wettbewerber hatten wir natürlich Bedenken, wie wir uns im direkten Vergleich schlagen würden. Aber wir sind zum Test nach Valencia gekommen und konnten zeigen, dass wir ein gut funktionierendes, zuverlässiges Auto haben. Der BMW iFE.18 ist ein sehr aufregendes Fahrzeug. Ich kann es kaum erwarten, damit in Saison 5 an den Start zu gehen.

Was kann Ihre Arbeit an den Rennstrecken zu Entwicklung der nächsten Generationen elektrischer Serienfahrzeuge beitragen?

Im Formel-E-Projekt kann sich BMW selbst mehr herausfordern. Das Rennprogramm bietet den Ingenieuren ein Versuchsfeld, ein Labor, für die Weiterentwicklung des elektrischen Antriebsstrangs. Wir ermutigen die Entwickler der Serienfahrzeuge, so aggressiv wie möglich an die Sache heranzugehen. Ich denke, die Formel E hat BMW bereits jetzt dabei geholfen, die Messlatte in der E-Mobilität sehr hoch zu legen, und wird auch dabei helfen, diese Höhe in den kommenden Jahren noch zu steigern.

Wie viel Spaß macht es, elektrische Straßenfahrzeuge zu fahren?

Elektrofahrzeuge sind cool, aufregend und machen Spaß, und ich denke, die Formel E demonstriert das auf eine fantastische Art und Weise. Natürlich müssen wir in der Formel E darauf achten, mit unserer Energie hauszuhalten, um über die Distanz zu kommen, aber das sehen wir als Ansporn. Unser übergeordnetes Ziel ist doch, den Energieverbrauch zu reduzieren. Wenn wir in der Formel E Fahrstile entwickeln, die uns das ermöglichen, dann können wir dieses Wissen auf unser tägliches Fahren auf normalen Straßen übertragen.

Zurück zum Rennsport: Was sind die größten technologischen Unterschiede zwischen dem BMW iFE.18 und dem Gen1-Fahrzeug?

Das Gen2-Fahrzeug sieht viel besser aus und ist dank seines futuristischen und aggressiven Looks ein großer Schritt nach vorn. Technisch gesehen haben wir mehr Leistung und eine erhöhte Reichweite, was den Fahrzeugwechsel während des Rennens überflüssig macht. Zudem haben wir das ‚Brake-by-Wire’-System. Das ist ein großer Fortschritt, denn nun kann die hochentwickelte Software den Bremsvorgang und den Energierückfluss in die Batterie regulieren.

Können Sie uns die neuen Regeln bezüglich der Power Modes erklären?

Während der Rennen werden wir permanent 200 kW zur Verfügung haben. Das hatten wir im vergangenen Jahr im Qualifying. Dort können wir in Zukunft sogar 250 kW einsetzen. Dazu gibt es in diesem Jahr einen ‚Attack Mode’: Man muss die Ideallinie leicht verlassen, um ihn zu aktivieren, dann hat man für eine gewisse Zeit 225 kW zur Verfügung. Dadurch können wir schneller fahren, attackieren oder uns verteidigen. Der Modus soll uns ermutigen, verschiedene Rennstrategien auszuprobieren.

Welche Herausforderungen stellen die engen und oft sehr welligen Stadtkurse an Sie als Fahrer?

Stadtkurse stellen Rennfahrer immer vor große Herausforderungen. Traditionell hat man davon einen oder zwei pro Jahr im Rennkalender, aber in der Formel E finden fast alle Rennen auf Stadtkursen statt. Das ist eine riesige Herausforderung. Ich habe Stadtkurse immer geliebt und habe tolle Erinnerungen an meine Zeit vor der Formel E, als ich zweimal den Macau F3 Grand Prix gewinnen konnte und in Monaco auf dem Podium stand. Ich mag es, auf welligen Strecken zu fahren, die keine Fehler verzeihen.

Mit welchen Erwartungen gehen Sie nach Ad Diriyah und generell in Saison 5?

Der Test in Valencia ist für uns gut gelaufen. Dort die Schnellsten gewesen zu sein, gibt uns viel Selbstvertrauen, aber wir gehen mit Demut in die Saison. Unsere Gegner sind extrem stark, von daher gehen wir das Rennen in Ad Diriyah mit einer vorsichtigen Erwartungshaltung an. Wir sind uns nicht sicher, was uns dort genau erwartet, aber wir bestreiten den Saisonauftakt mit maximaler Entschlossenheit und Motivation. Danach machen wir uns Gedanken über Ziele und Erwartungen für den Rest der Saison.

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