Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Profi Markus Reiterberger: Ferrari ist nicht das Ziel

Von Ivo Schützbach
Seit seinem vierten Platz im ersten Qualifying der Superbike-WM in Misano weiß das Paddock, wer Markus Reiterberger ist. Wie der Bayer seinen ersten von drei Wildcard-Einsätzen in der WM 2015 anging.

Experten sind sich einig: IDM-Leader Markus Reiterberger wurde mit den Rängen 16 und 13 in Misano weit unter Wert geschlagen. «Markus gehört zu den Top-8 der Welt», ist sein Teamchef Werner Daemen überzeugt. «Dafür müssen wir ihm aber auch das richtige Motorrad hinstellen.»

Ohne Erfahrung und mit kaum Vorbereitung brachte das Team VanZon Remeha die BMW S1000RR nicht so hin, dass Reiti damit hätte weiter vorne fahren können. Was möglich gewesen wäre, bewies Markenkollege Ayrton Badovini mit Rang 7 im ersten Rennen.

SPEEDWEEK.com sprach mit Reiterberger über sein WM-Abenteuer.

Hast du dich auf den WM-Lauf anders vorbereitet als auf jedes andere Rennen?

Nein. Ich war nur ein bisschen aufgeregt, als ich nach Misano gekommen bin. Die ganzen Asse dort, denen ich lange genug im Fernsehen zugeschaut habe, das war schon was anderes. Nach dem ersten Training ist mir eine große Last von den Schultern gefallen. Ich war lange im Ungewissen, wusste nicht, wo wir stehen würden. Schade, dass es danach etwas nach hinten gegangen ist.

Sonst war alles wie immer.

Fahren die Jungs in der WM unterschiedlich, andere Linien oder härter?

Ich denke nicht, wir haben in der IDM ziemlich den gleichen Fahrstil wie in der WM. Wobei die in der WM enger aus den Kurven hinausfahren, damit hatte ich etwas Probleme. Sie stellen das Bike früher auf und beschleunigen anders aus den Kurven heraus, als ich in der IDM normal fahre.

Du möchtest 2016 unbedingt WM fahren?

Ja, das muss der nächste Schritt sein.

Wie würdest du reagieren, wenn dir ein gutes WM-Team einen Vertrag anbietet?

Ich weiß es nicht. Mein Traum und mein Ziel sind, mit meinem jetzigen Team in die WM aufzusteigen, mit BMW. Ich muss mich aber auch umschauen, muss gucken, dass ich weiterkomme. Ich möchte definitiv nicht noch ein Jahr IDM fahren, ich will das dieses Jahr abschließen. Entsprechend muss ich mich nach Alternativen umschauen, auf alle Fälle.

Ich habe mit Werner Daemen einen Management-Vertrag über mehrere Jahre, wir machen zusammen weiter. Unser gemeinsames Ziel ist, dass wir in die WM aufsteigen. Werner weiß, woran ich festhalten will, das ist mein Team. Das müssen wir in den nächstjährigen Deal irgendwie integrieren, egal wo das dann ist.

Für dich ist es wichtig, dass du deine Stammcrew behältst?

Das wäre gut, wir sind ein eingespieltes Team, jeder gibt immer alles. Es wäre undankbar, wenn ich die einfach sitzen lasse.

Wenn dich ein großes WM-Team haben will wird es aber schwierig, diese Leute mitzunehmen.

Wenn das so kommt, dann muss ich überlegen. Meine Teammitglieder wären dann wohl auch nicht sauer, wenn mich ein Spitzenteam will. Sie wollen ja auch das Beste für mich.

Kannst du dir vorstellen, dass du auf einem anderen Fabrikat genau so schnell bist wie auf BMW?

Ich weiß es nicht, ich bin noch nie eine andere 1000er gefahren. Ich habe mich auf die BMW recht gut eingespielt. Aber wenn einer gut Motorrad fahren kann, dann kann er mit allem schnell fahren. Das sieht man ja auch bei allen anderen Fahrern.

Du bist jetzt im ersten Jahr Profi?

Mein Ziel war, dass ich mehr Zeit habe zum Trainieren. Bis dieses Jahr im März war ich ganz normal berufstätig und konnte nie viel machen. Arbeiten und Rennen fahren wurde mir zu viel. Mit Werner Daemen habe ich dann einen guten Deal eingefädelt, das passt.

Du verdienst Geld?

Mit IDM und Langstrecken-WM ja. Ich habe auch viele gute Privatsponsoren, die mir helfen.

Kommst du aufs gleiche Geld wie zuvor als Motorradmechaniker?

So ungefähr. Aber es ist viel entspannter, ich kann mich aufs Rennen fahren konzentrieren. Es ist trotzdem viel Arbeit, ich bin ja jetzt selbstständig.

Für einen Ferrari reicht es in dem Fall noch nicht?

Nein, eine goldene Nase verdiene ich mir nicht. Darum geht es mir auch gar nicht. Ich wollte meinen Traum zum Beruf machen, das habe ich gemacht. Jetzt muss ich weiterschauen, dass ich nach oben komme.

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