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Heinz Kinigadner: Bäcker, Weltmeister, Wings For Life

Von Kay Hettich
Heinz Kinigadner

Heinz Kinigadner

Motocross-Weltmeister und «Wings For Life» Gründer Heinz Kinigadner spricht im ADAC-Interview über seine Karriere, die Sucht 'Motocross' und seinen unermüdlichen Einsatz zur Heilung der Querschnittslähmung.

Heinz Kinigadner zählte zu den absoluten Top-Stars der Motocross-Szene. Als siebenfacher österreichischer Staatsmeister und zweifacher Weltmeister machte sich der Österreicher nicht nur national, sondern auch international einen Namen. Heute ist der ehemalige Motorsportler und sportliche Berater von KTM vor allem für seine seit 2003 ins Leben gerufene Stiftung «Wings For Life» aktiv und engagiert sich für die Forschung zur Heilung von Querschnittslähmung.

Sie sind gelernter Bäcker und Konditor, ein Handwerk mit sehr viel Geduld und Präzision. Wie kommt man von so einem Beruf zum Motocross?

Das hab ich wohl meinem Vater zu verdanken, der früher schon Bergrennen und Eisrennen gefahren ist. Das hat meine Brüder Hansi und Klaus und eben auch mich so fasziniert, dass wir alle von klein auf auf MX gepolt waren und keine andere Sportart ausüben wollten. Wir haben vereinbart, dass wir alle MX-Weltmeister werden, wenn es dann auch nur der Gewinn der österreichischen Meisterschaften war. Zu der Zeit waren wir drei Jungs in Österreich eine echte Größe, jeder kannte unsere Namen.

Der Konditor-Beruf durfte auf der anderen Seite allerdings auch nicht zu kurz kommen, da wir eine Familienbäckerei besitzen, die nun schon in dritter Generation geführt wird. Daher habe ich in der Nacht immer in der Backstube gestanden und bin tagsüber Motocross gefahren, das passte zeitlich also sehr gut zusammen.

Was macht für Sie den größten Reiz am MX aus?

In erster Linie ist es tatsächlich der sportliche Faktor, der mich neben dem 'Vollgas geben' besonders reizt. Beim Motocross geht es nicht nur darum, ein technisches Gerät am Limit zu beherrschen, sondern auch konditionell so fit zu sein, dass es einem gelingt, sich gegenüber der Konkurrenz zu behaupten. Und wenn es dann mal richtig gut läuft, erlebt man dann Adrenalinausstöße, die man sonst nirgendwo anders bekommt. Man verfällt beinahe in eine Art Trancegefühl, mit dem man sich dann unschlagbar fühlt. Diese spezielle Emotion macht die Sucht aus, das will man nicht missen.

Worauf sind Sie in Ihrer Karriere besonders stolz?

Es sind gar nicht mal unbedingt die vielen gewonnenen Titel, die mich stolz machen, denn die Trophäen haben eigentlich nur den Grundstein für meine anschließende Karriere im Motorradsport gelegt. Vielmehr erfüllt es mich mit einem guten Gefühl, dass ich maßgeblich an dem wirtschaftlichen Wiederaufbau von KTM beteiligt war und miterleben konnte, wie die Marke aufgebaut wurde. Das war eine einzigartige Gelegenheit.

Inwiefern hat der Unfall Ihres Sohnes auch Ihre Karriere beeinflusst?

Meine professionelle Karriere habe ich drei Jahre vor dem Unfall von Hannes beendet und bin danach immer nur noch Spaß-Rennen gefahren. Seit Hannes im Juli 2003 bei einer Benefiz-Veranstaltung für ein Behindertenheim gestürzt ist und von da an querschnittsgelähmt war, bin ich nicht mehr auf einem Motorrad gesessen. Ich habe mit Hannes besprochen, dass ich erst dann wieder fahre, wenn wir diesen Spaß erneut gemeinsam erleben können. Solange Hannes das noch nicht kann, würde ich mich schämen, wenn ich ihm von diesem tollen Gefühl erzählen müsste, das er selber im Moment nicht so erleben kann. Aber ich bin hundertprozentig überzeugt, dass sich der Zustand meines Sohnes künftig deutlich verbessern wird. Das Wissen hinsichtlich der Querschnittslähmung und auch die Stammzellenforschung in diesem Bereich haben sich sehr viel weiterentwickelt.

Wie sind Sie dann auf die Idee für die Stiftung "Wings For Life" gekommen?

Als mein Sohn seinen Unfall hatte, konnte ich seine Querschnittslähmung nicht final akzeptieren und habe weltweit alle Forschungsprojekte angeschrieben und mich erkundigt, ob es noch Hoffnung auf Heilung gibt. So habe ich auf diesem Gebiet erste Erfahrungen gesammelt und mich intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt. Ich bin der Meinung, dass für die Querschnittsverletzung forschungsmäßig vom Staat und auch von der Pharmaindustrie viel zu wenig getan wird und dass man das Problem bereits an der Wurzel packen muss. Somit habe ich mich entschieden, die Stiftung «Wings For Life» ins Leben zu rufen und damit die Forschung für die Heilung von Querschnittslähmung zu unterstützen.

Was wollen Sie mit der Stiftung erreichen?

Mein Wunsch ist es, dass Querschnittgelähmte wieder Hoffnung hegen können, nicht bis an ihr Lebensende an den Rollstuhl gefesselt zu sein!

Inwiefern wollen Sie auch gedanklich etwas bei den Menschen ändern?

Die Menschen sollten es nicht als selbstverständlich erachten, dass sie laufen können. Die Stiftung «Wings For Life» soll natürlich auch wachrütteln und verdeutlichen, dass ein Unglück von einer Sekunde auf die nächste passieren kann. Unfälle mit einer Querschnittslähmung als Folge machen im Extremsport gerade mal vier bis fünf Prozent der Fälle aus. Bei Autounfällen liegt die Rate bereits bei 50 Prozent, viele Unfälle ereignen sich zudem in der Freizeit oder zuhause.

Sie sind noch immer im MX-Sport aktiv, haben für Junioren mit dem Kini KTM Junior Pro Team ein eigenes Team auf die Beine gestellt. Warum?

Die Begeisterung für Motocross wurde mir in die Wiege gelegt und wird sowohl für mich als auch für meinen Sohn für immer eine der schönsten Sachen der Welt bleiben. Wir fahren nach wie vor zu jedem Rennen gemeinsam, der Unfall hat uns noch einmal mehr als Einheit zusammengeschweißt. Mit unserem eigenen Kini KTM Junior Pro Team leben wir unsere Leidenschaft aus. Mit Marcel Stauffer, Rene Hofer und Manuel Perkhofer unterstützen wir drei tolle Talente, die sehr gute Chancen haben, international den Durchbruch zu schaffen.

Wie sieht die Förderung für die Fahrer aus?

Wir statten die Fahrer mit Bekleidung aus und durch die Kooperation mit Red Bull und KTM stellen wir ihnen auch die Motorräder und helfen bei den ganzen Trainings- und Renneinsätzen. Zusätzlich haben wir echte Größen wie Dietmar "Didi" Lacher für exklusive Trainingseinheiten sowie den Konditions- und Mental-Trainer Dr. Michael Reinprecht für unsere drei Teamfahrer gewinnen können.

Was wollen Sie Ihren Fahrern vermitteln?

Das gute am Motocross-Sport ist, dass man gar nicht so viel vermitteln muss. Jeder Fahrer kriegt nach jedem Lauf die Quittung für seine eigene Leistung präsentiert und wenn er nicht richtig fit ist, dann muss er eben auch mit den Konsequenzen leben. Die Jungs müssen es selber verstehen, dass sie einzig und allein selbst für ihre Performance auf der Strecke verantwortlich sind und dass sie selbst diesen Ehrgeiz entwickeln müssen, sich optimal vorzubereiten, wenn sie sich gut positionieren wollen.

Inwiefern ist für Sie eine Teilnahme Ihrer Junioren am ADAC MX Junior Cup wichtig?

Die Teilnahme am ADAC MX Junior Cup ist für uns enorm wichtig, da die Rennserie unmittelbar unter der Weltmeisterschaft anzusiedeln ist. Das Niveau ist mit den vielen Top-Stars bereits extrem hoch und daher für jeden jungen Fahrer eine Wahnsinns-Gelegenheit. Insofern ist der ADAC MX Junior Cup ein wichtiges Sprungbrett, um sich bei der Europameisterschaft und bei der Weltmeisterschaft später beweisen zu können.

Was macht Ihnen an Ihrem Beruf und an den Möglichkeiten, die Sie durch Ihren hohen Bekanntheitsgrad haben, am meisten Spaß?

Ich denke, es macht mir am meisten Spaß, dass ich meine Leidenschaft für den Motocross-Sport und auch für meine Stiftung «Wings For Life» mit so vielen tollen Menschen wie meinem Sohn Hannes oder meinem Freund Pit Beirer (KTM-Motorsport Chef) teilen kann. Hannes und ich haben zudem immer wieder neue Ideen und Projekte, die wir gemeinsam planen, das erfüllt mich mit sehr viel Freude. Wir denken schon jetzt wieder darüber nach, ob wir im Januar 2017 zur Dakar nach Südamerika oder zum Start der Supercross-Meisterschaft nach Kalifornien fahren.

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