Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Thailand-GP: Maverick Viñales hob endlich seine Hand

Kolumne von Manuel Pecino
Zwist mit Crew-Chief Forcada: Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte

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Seit Juni 2017 hat Yamaha kein MotoGP-Rennen gewonnen. «Ich habe mich vergessen und allein gelassen gefühlt und hätte mir gewünscht, dass sie mich umarmten», adressierte Maverick Viñales ans Yamaha-Team.

Am Freitagnachmittag des Grand Prix in Thailand äußerte sich Maverick Viñales gegenüber einem Kollegen vom italienischen SKY TV zum Verhalten seines Teams während der schwierigen Monate, die hinter Yamaha liegen. Er fühlte sich hängengelassen. Er hat das nicht während eines Adrenalin-geladenen oder emotionalen Moments gesagt, ganz im Gegenteil. Viñales war in dem Interview viel entspannter, als er es normalerweise vor TV-Kameras ist. Er hat Witze gemacht, gelacht... Aber seine Message war unverzeihlich.

«Wir müssen geduldig sein und hoffen, dass Yamaha wieder konkurrenzfähig wird. Mein Vertrag läuft noch zwei Jahre und ich muss zuversichtlich sein und darf die Hoffnung nicht aufgeben. Ich weiß, dass Yamaha sich verbessern kann. Weder Lin [Jarvis] noch Meregalli haben sich optimal um die Situation gekümmert. Ich, für meinen Teil, habe mich ein wenig vergessen und allein gelassen gefühlt. Ich hätte mir gewünscht, dass sie mich irgendwann umarmt hätten, dann hätte ich mich sicher gefühlt. Es ist wichtig, dass wir wie ein Team zusammenarbeiten. Das hat mir gefehlt. Es ist wichtig, dass man sich auch umarmt, wenn die Dinge nicht so gut laufen. Dann fühlt man sich besser.»

Maverick sprach in fast perfektem Italienisch bis zu dem Punkt, als er erzählte, dass er sich von Yamaha in den Krisenmonaten zurückgelassen gefühlt hat. Da wechselte er zu Spanisch, damit er sichergehen konnte, dass er die richtigen Worte wählte, um seinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Diese Statements waren nicht wie die Mehrheit seiner Kommentare gegenüber der Presse – träge und automatisch.

«Er hat es getan, er hat es endlich getan», dachte ich mir. Weil Viñales endlich die Hand gehoben hatte, wie es ein Schüler macht, wenn er die Aufmerksamkeit seines Lehrers gewinnen will. In diesem Fall war die Mitteilung ziemlich klar: «Yamaha, hallo, ich bin hier, ich existiere.»

Ich hatte das Gefühl, dass ich mit einer verantwortlichen Person des Yamaha Factory Teams sprechen musste, um zu hören, was sie zur einheitlichen Kritik und den Ruf nach Hilfe ihrer Fahrer zu sagen hatten. «Wir haben Mavericks Aussage verstanden. Die Situation, der wir während der letzten Monate ausgesetzt waren, hat dazu geführt, dass wir das, was Maverick beschreibt, vernachlässigt haben. Was wir dazu sagen können: Wir tun alles in unserer Macht Stehende, damit er sich wohl und als Teil unseres Teams fühlt», bekam ich zu hören.

Was hätten sie sonst sagen sollen?

Zu dieser Zeit behaupteten die Yamaha-Manager, dass sie nicht wussten, welches Ausmaß die Streitereien zwischen Viñales und Crew-Chief Forcada angenommen hatten. Nach Viñales’ Beschwerde können sie jetzt nicht mehr sagen: «Oh, Entschuldigung, das war uns nicht klar.»

Zuerst dachte ich, dass Viñales’ Aussage im Fernsehen eine Folge davon war, dass er verärgert war und sich in seinem Team wie ein Niemand gefühlt hatte. Aber einige seiner Aussagen am Sonntag in Buriram haben mir gezeigt, dass ich hier erneut eine meiner liebsten Renn-Maximen anwenden kann: Auf diesem Level (MotoGP) passiert nichts aus Zufall; hinter jeder Tat, hinter jedem Wort steht eine Motivation.

Nach dem Rennen, bei dem Viñales vor seinem Teamkollegen Valentino Rossi als Dritter auf dem Podest landete, habe ich ihn gefragt, ob er sich zu irgendeinem Zeitpunkt während der letzten Runde in den Kampf zwischen Márquez und Dovizioso einmischen wollte...

«Nein, komm schon, ich war am Limit. Und ich habe mir mehr Sorgen darüber gemacht, wer hinter mir war. Ich habe mich darauf fokussiert, die Lücken zu schließen», fügte er hinzu, was dann die Türe für meine nächste Frage öffnete.

Wie wichtig war es, als bester Yamaha-Fahrer das Rennen zu beenden?

«Sehr wichtig... Nach Thailand kamen all die großen Yamaha-Chefs, um zuzuschauen und es war besonders wichtig, da eine gute Leistung zu erbringen. Ich glaube, dass wir eine gute Message versandt haben», fügte Maverick mit einem Kopfnicken hinzu.

Uh-oh. Das war das zweite Mal in 48 Stunden, dass Viñales «seine Hand hob», um Yamaha zu sagen, dass er noch da ist. Ich habe realisiert, dass das Statement am Freitag gegenüber SKY TV kein Zufall war. Es war auch nicht Viñales’ Absicht, die Message ans italienische Fernsehen oder an Movistar zu senden. Maverick hat einen Schritt nach vorne gemacht und verfolgt ein Ziel. Der erste Schritt war, den Fokus der Medien auf ihn zu lenken; der zweite war, sich selbst sportlich zu verteidigen.

Ich kann mir die Genugtuung gut vorstellen, die er empfunden haben muss, als er seinen Teamkollegen im Rennen überholte, nachdem er von weiter hinten gestartet war und wusste, dass die Top-Manager von Yamaha im Publikum saßen. Das Einzige was fehlte, um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, war ein Rennsieg. Trotzdem: Die Message, die er vermitteln wollte, wurde versandt.

Jetzt geht es nach Motegi. Ich weiß nicht, ob es Zufall war, dass Viñales dem Frust gegenüber seinem Team in Thailand Luft machte, aber man kann sagen, dass es ein «interessanter» Moment war. Interessant für die bereits erwähnte Präsenz der obersten Bosse von Yamaha, aber auch, weil das nächste Rennen in Japan stattfindet... Ha!

Wenn man sich das Ganze anguckt, besteht wenig Zweifel daran, dass das Yamaha-Werksteam beim Rennen in Motegi eher einen Kampf zwischen seinen beiden Fahrern erleben wird, als zwischen seinen beiden Fahrern und dem Rest.

Auf der einen Seite wird einer der Fahrer seine Überlegenheit beweisen wollen; auf der anderen Seite will Viñales seinen Status als Favorit und Sieganwärter zurückerobern, mit dem er in der Yamaha-Garage angekommen ist. Diesen Status hat er dann untermauert, indem er 2017 drei der ersten fünf Rennen gewonnen hatte... Auf einer Yamaha.

Was am nächstes Wochenende in Motegi passiert, wird von äußerster Wichtigkeit sein. Maverick ist sich dessen bewusst, und auch die andere Seite der Box. Aufgepasst auf den Grand Prix in Japan.

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