Regeln lassen die MotoGP dumm aussehen

Lin Jarvis: Warum er Valentino Rossi in Schutz nimmt

Von Günther Wiesinger
Yamaha-Renndirektor Lin Jarvis glaubt nicht an einen frühzeitigen Rücktritt von Valentino Rossi. «Man darf nicht die letzten vier Rennen allein bewerten. Man muss die Perspektiven zurechtrücken», sagt der Engländer.

Derr 40-jährige Valentino Rossi hat 2018 beim Sachsenring-GP den sauberen zweiten Platz erobert. Diesmal musste er sich beim deutschen WM-Lauf mit dem aussichtslosen achten Rang zufrieden geben. Er wirkte wehrlos und verlor 19,1 Sekunden auf Sieger und WM-Leader Marc Márquez. Stefan Bradl verlor als Ersatzfahrer bei Repsol-Honda in 30 Runden nur 3,6 sec auf dem neunfachen Weltmeister.

Kein Wunder, wenn Rossi in den letzten Wochen manchmal missmutig und ratlos wirkte. Die drei Rennstürze in Mugello, Catalunya und Assen haben ihn in der WM aussichtlos zurückgeworfen. Nach 9 von 19 Rennen hat er sich einen Punkterückstand von 105 Zählern auf Márquez eingehandelt, beim Rennen in Sachsen hat ihn sogar sein Teamkollege Maverick Viñales in der WM-Tabelle überflügelt.

Seitdem wird in Italien spekuliert, ob Rossi seinen Zwei-Jahres-Vertrag bis Ende 2020 wirklich abdienen oder am Saisonende zurücktreten wird.

Aber Lin Jarvis, Managing Director von Yamaha Motor Racing, hat nicht den Eindruck, dass Rossi über die Möglichkeit eines Rücktritts nachgrübelt. Denn der Italiener hat sich schon öfters aus ausweglos scheinenden Situationen gerettet.

«Ehrlich gesagt, ich glaube nicht, dass Valentino überlegt, ob er aufhören soll. Denn ich bin überzteugt, er hat für sich, sein Leben und seine Karriere die richtige Entscheidung getroffen, als er den neuen Vertrag unterschrieben hat», sagt Jarvis. «Auch aus Sicht von Yamaha hat er sich richtig entscheiden, denn er war in der WM 2018 bester Yamaha-Fahrer. Und er lag in der WM 2019 bis zum letzten Rennen vor Maverick. Kann man also behaupten, er sollte nicht hier sein? Nein, absolut nicht. Klar, diese drei Rennstürze waren ärgerlich. Und es handelte sich um drei komplette unterschiedliche Geschichten.»

Jarvis: «In Mugello war ein Desaster; Valentino hat sich wegen eines kleinen Fehlers nicht für das Q2 qualifiziert. Er war dann auf Startplatz 18, kollidierte mit Joan Mir, fiel aussichtslos zurück und stürzte nachher bei der Aufholjagd, als er ein paar Punkte retten wollte. Das war ein totales Desaster. Aber beim nächsten Rennen hat sich Valentino wieder aufgerappelt, wir sahen in Catalunya am Sonntag recht stark aus. Valentino ist sicher, dass er in der Spitzengruppe mithalten und um einen Podestplatz fighten hätte können. Sogar ein Kampf um den Sieg wäre möglich gewesen. Aber dann hat ihn das Glück verlassen, unsere beiden Fahrer wurden durch Jorge Lorenzo in einen Sturz verwickelt.» In Assen schmiss Rossi die Yamaha im Rennen wieder weg.

Aber man darf nicht vergessen: Der Altmeister, der seit 2009 keinen WM-Titel gewonnen hat, war 2018 in Sepang und Valencia auf Siegkurs, dazu 2019 in Texas.

«Ehrlich gesagt, wenn unser Motorräder stärker wären, hätte Valentino mehrere Rennen gewinnen können», gibt Lin Jarvis zu bedenken. «Klar, die drei Renen vor dem deutschen WM-Lauf waren schrecklich. Aus unterschiedlichen Gründen. Aber man muss die Perspektiven zurechtrücken und darf nicht nur die letzten drei oder vier Grand Prix bewerten…»

MotoGP Ergebnis, Sachsenring:

1. Marc Márquez. 2. Viñales. 3. Crutchlow. 4. Petrucci. 5. Dovizioso. 6. Miller. 7. Mir. 8. Rossi. 9. Morbidelli. 10. Bradl. 11. Rabat. 12. Pol Espargaró. 13. Iannone. 14. Nakagami. 15. Abraham. 16. Syahrin. 17. Bagnaia. 18. Oliveira.

WM-Stand nach 9 von 19 Rennen:

1. Márquez 185. 2. Dovizioso 127. 3. Petrucci 121. 4. Rins 101. 5. Viñales 85. 6. Rossi 80. 7. Miller 70. 8. Quartararo 67. 9. Crutchlow 67. 10. Pol Espargaró 56. 11. Morbidelli 52. 12. Nakagami 50. 13. Mir 39. 14. Aleix Espargaró 31. 15. Iannone 21. 16. Lorenzo 19. 17. Zarco 16. 18. Rabat 14. 19. Rabat 14. 20. Bradl 12.

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