Regeln lassen die MotoGP dumm aussehen

MotoGP 2019: Keine Privilegien mehr für Suzuki

Von Günther Wiesinger
Sachsenring-GP 2019: Alex Rins auf der Suzuki

Sachsenring-GP 2019: Alex Rins auf der Suzuki

​Das Suzuki-Team hat im Jahr 2018 neun Podestplätze erobert. Es gab zwar keinen Sieg zu feiern, dennoch sammelte man so viele «concession points», dass Alex Rins und Joan Mir für 2019 viele Vorteile verloren gingen.

In der Formel 1 blicken so manche Teambesitzer und Teammanager mit Eifersucht auf die MotoGP-WM, weil bei den Motorrädern mehr Rücksicht auf Neueinsteiger wie Suzuki, Aprilia und KTM genommen wird, damit diese Hersteller möglichst rasch ihren technischen Rückstand aufholen können. In der Formel 1 hingegen hinken Renault, Ferrari und Honda seit Jahren hinter den überlegebnen Mercdes her.

Suzuki hat aber für 2019 die Privilegenien wieder verloren. Die Japaner waren 2018 zu erfolgreich...

Etliche Suzuki-Mechaniker freuten sich im vergangenen Jahr nach dem MotoGP-Rennen in Aragón im Parc Fermé. «Endlich haben wir wieder weniger Testtage», gaben sie zu verstehen. Für die Ingenieure von Suzuki hatte der dritte Platz von Andrea Iannone hingegen negative Auswirkungen. Denn Suzuki sammelte damit bereits beim 14. WM-Lauf genug «concession points», um nach einem Jahr wieder einige hilfreiche Privilegien zu verlieren.

Durch die Podestplätze, die Maverick Viñales 2016 eroberte, hatte Suzuki in der MotoGP-WM 2017 erstmals alle Vorteile eines «concession teams» verloren. Nur Aprilia und KTM genossen sie in jenem Jahr noch. Für 2018 hat sich das bei Suzuki nach einem erfolglosen Jahr wieder geändert.

Die beiden «concession teams» Suzuki und Aprilia freuten sich 2016 als sogenannte «Neueinsteiger» in der MotoGP-WM über kostbare Privilegien. Für Suzuki wurden sie für 2017 gestrichen – denn Maverick Viñales brauste in der Saison 2016 zu oft aufs Podest.

Die vier Podestplätze von 2016 durch Maverick Viñales (Platz 3 in Le Mans, Sieg in Silverstone, Platz 3 in Motegi, Platz 3 auf Phillip Island) hatten für das Suzuki Ecstar-Team Schattenseiten. Denn im Frühjahr 2015 haben die Grand Prix Commission und das Hersteller-Bündnis MSMA für die MotoGP-Jahre nach 2015 «concession points» eingeführt und Neueinsteiger wie Aprilia und Suzuki und 2017 auch KTM als «concession teams» deklariert.

Diese Konzessions-Punkte (oder Zugeständnis-Punkte) werden allen Herstellern zugestanden, die in den Jahren 2013, 2014 und 2015 kein MotoGP-Rennen im Trockenen gewonnen haben.

Deshalb profitierte bis Ende 2015 auch Ducati davon. Doch bereits 2015 heimsten die Italiener zu viele Podestplätze ein. 2016 gingen die Privilegien bei den Roten verloren. Bis heute.

Die Kriterien, wie man diese Vorteile (neun statt sieben Motoren, keine Testbeschränkungen, Motorenentwicklung nach dem Saisonstart nicht eingefroren) wieder verliert, sind vorgeschrieben.

Aber es wird aktuell kaum über diese reizvollen Privilegien gesprochen. Und kaum jemand erinnert sich daran: Sie gehen bei insgesamt sechs Konzessionspunkten wieder verloren.

So werden diese Punkte verteilt:

Erster Platz: 3 Konzessions-Punkte
Zweiter Platz: 2 Konzessions-Punkte
Dritter Platz: 1 Konzessions-Punkt

Das heißt: Suzuki hat 2016 dank Maverick Viñales sechs Konzessionspunkte verbucht und musste sich 2017 beim Fahrerduo Iannone/Rins wie Honda, Yamaha und Ducati auf sieben statt neun Motoren pro Fahrer und Saison beschränken, die Motorenentwicklung wurde ab dem Saisonstart in Katar eingefroren. Das war die weniger erfreuliche Hinterlassenschaft des tüchtigen Viñales bei Suzuki.

Bei Suzuki wurde dann 2017 mehrmals erwähnt, dass man nicht die ideale Motoren-Spezifikation der GSX-RR homologiert hat und deshalb eine triste erste Saisonhälfte erlebte.

Andrea Iannone zeigte 2017 mehrmals, dass die Suzuki GSX-RR durchaus noch ein paar Privilegien hätte brauchen können, um wieder konkurrenzfähig zu werden. Er wurde WM-13., Rins WM-16.

In der MotoGP-Saison 2018 konnte Suzuki neben Aprilia und KTM (seit 2017 neu dabei) als drittes «concession team» wieder regelmäßige Motorausbaustufen einsetzen.

Die Factory-Teams, zu denen auch alle ihre Kundenteams zählen, dürfen im Gegensatz zu den Neueinsteigern auch nicht unbeschränkt testen: Nur fünf private Tage abseits der vier IRTA-Tests in Valencia, Sepang, Buriram und Doha sowie drei Montag-Tests wurden Honda, Yamaha und Ducati 2018 zugestanden.

Aprilia hat in der vergangenen Saison keinen Podestplatz geschafft, KTM Platz 3 in Valencia, aber Suzuki hatte 2018 nach dem Rennen in Aragón schon sechs «concession points» errungen: Iannone war Dritter in Texas und Jerez (das ergibt 2 Punkte), Rins war Dritter in Las Termas und Zweiter in Assen (das ergibt 3 Punkte), Iannone wurde dann Dritter in Aragón und zweiter in Australien, Rins holte sich den dritten Platz in Japan sowie jeweils Platz 2 in Malaysia und Valencia. Insgesamt eroberte Suzuki damit neun Podestplätze, jedoch keinen Sieg.

KTM und Aprilia haben ihre Konzessions-Privilegien auch in diesem Jahr behalten, Suzuki hat sie verloren.

Übrigens: KTM, Suzuki und Aprilia durften 2018 bei Bedarf mit dem oder den Testfahrern maximal fünf Wildcard-Einsätze abwickeln, die renommierten MotoGP-Hersteller Honda, Yamaha und Ducati maximal drei. Auch in dieser Hinsicht muss Suzuki in der Saison 2019 eine Einbuße hinnehmen. Aber Testfahrer Guintoli fährt neben der Langstrecken-WM ohnedies maximal drei Rennen.

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