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Werner Daemen über BMW: «Muss keine 4 Jahre dauern»

Von Ivo Schützbach
BMW ist in der Superbike-WM 2019 erstmals seit fünf Jahren wieder werksseitig vertreten. «Das Potenzial des BMW-Motors ist sehr hoch, er steht aber ganz am Anfang der Entwicklung», weiß Reiti-Manager Werner Daemen.

Kaum jemand kennt sich bei BMW so gut aus wie Ex-Rennfahrer und Teamchef Werner Daemen. 2008 war der Belgier an der Entwicklung des ersten Superbikes S1000RR beteiligt, 2009 stieg der bayerische Hersteller mit einem Werksteam in die seriennahe Weltmeisterschaft ein und war bis Ende 2013 dabei.

Mitte 2013 zog der damalige BMW-Chef Stephan Schaller den Stecker, die letzten fünf Jahre erlebten wir von BMW in der Superbike-WM ein sportliches Trauerspiel. Seit dem 2. Mai 2018 ist Dr. Markus Schramm neuer Geschäftsführer von BMW Motorrad, eine seiner ersten Entscheidungen war, dass BMW in der Superbike-WM wieder eine Werksmaschine an den Start bringt.

Die Firma mit dem stilisierten Propeller im weiß-blauen Logo verbündete sich mit dem britischen Team Shaun Muir Racing und nahm für 2019 Ex-Weltmeister Tom Sykes sowie Superstock-Europameister Markus Reiterberger unter Vertrag.

Am morgigen Montag beginnen auf Phillip Island in Südaustralien die beiden letzten Testtage vor dem WM-Auftakt am kommenden Wochenende. SPEEDWEEK.com sprach mit Markus Reiterbergers Manager Werner Daemen, einem der objektivsten Experten im Fahrerlager.

Werner, Kawasaki-Crew-Chief Marcel Duinker hat gesagt, dass es in der Superbike-WM keinen besseren Fahrer gäbe um ein Motorrad zu entwickeln, als seinen früheren Schützling Tom Sykes. BMW müsse nur auf ihn hören, dann entwickle er ihnen eine siegfähige Maschine.

Der Wille bei BMW ist da. Die Crew, die Rennchef Marc Bongers um sich geschart hat, ist gut. Wenn ich sehe, was sie im letzten halben Jahr zusammen mit SMR und alpha Racing und dem Testteam geschafft haben, das ist unglaublich. Ich war echt stolz, als das Motorrad das erste Mal aus der Box rollte, so viel war da schon passiert.

Natürlich ist das Motorrad noch nicht perfekt und es werden auch Rennen kommen, bei denen es viele Probleme gibt. Das kann gar nicht anders sein, das war bei Yamaha und Honda auch so. Aber das ist nicht schlimm, das gehört dazu.

Motorsport-Direktor Marc Bongers stapelt sehr tief, was die Erwartungshaltung von BMW betrifft. Er meint, im ersten Jahr könnte es auch mal Platz 12 oder 16 werden. Siehst du das als Außenstehender mit tiefen Einblicken auch so?

Ich glaube, dass Marc nicht weit weg ist. Niemand weiß bislang, wie der Motor über die Distanz reagiert. Dass Sykes über eine Runde schnell sein kann, davon bin ich überzeugt. Das haben wir schon beim ersten Test in Andalusien im Dezember gesehen und auch bei allen weiteren Tests.

Aber was passiert mit dem Motor und den Reifen, wenn es in Australien 30 Grad heiß ist? Marcs Erwartungen sind realistisch. Wenn BMW es gleich in die Top-10 schafft, dann ist das ein guter Erfolg. Danach muss man die Top-8 und dann die Top-6 in Angriff nehmen. Dafür braucht es aber eine stabile Basis.

Man muss realistisch sein: Es gibt vier Yamaha, vier Ducati und die ganzen Kawasaki. Wie gut Honda sein wird, weiß man nicht. Camier fuhr zu Beginn der letzten Saison fast aufs Podium.

Eine schnelle Runde und eine schnelle Renndistanz sind verschiedene Paar Schuhe.

Yamaha hat mit der aktuellen R1 erst im dritten Jahr in der Superbike-WM gewonnen, Ducati mit der 1199 Panigale R ebenfalls. Davor hatten sie schon ein Jahr Entwicklung in der Superstock-1000-Klasse. Wird es bei BMW auch vier Jahre dauern?

Das muss keine vier Jahre dauern. Ich glaube, wenn du nach drei Jahren noch nicht gewonnen hast, dann hast du ein Problem. Das muss schneller gehen. Das Potenzial des BMW-Motors ist sehr hoch, er steht aber ganz am Anfang der Entwicklung. Wenn in Australien ein Problem auftritt, dann weiß niemand, wie man reagieren muss. Das muss man alles erst noch herausfinden.

Kann man vereinfacht sagen: Wenn man ein gutes Basis-Motorrad hat und ein Werk dahintersteht, welches das Personal und Geld für die Entwicklung hat, dann kommt man schneller zum Erfolg, wie wenn die Basis nichts taugt?

Das ist so. Die BMW ist von der Basis ein sehr gutes Motorrad. Trotzdem braucht es Entwicklung. Es dauert mit einem neuen Motorrad alleine ein Jahr, bis du Daten von allen Rennstrecken hast. Bis auf Jerez und Portimao sind alle Strecken für BMW neu. Da weiß man nicht, was passiert.

Sykes wird in Australien im Qualifying eine schnelle Runde hinbrennen, davon bin ich überzeugt. Aber das ist Sykes, er macht das. Um aber auch nach 20 Runden schnell zu sein, dafür braucht es den richtigen Motor.

Bei den Tests in Jerez war BMW am ersten Tag vom Fleck weg schneller als Ducati. Hat dich das überrascht?

Ja. Man weiß aber nicht, was Ducati noch in petto hat, vielleicht haben sie bei den Tests auch viel probiert. Sie müssen mit der neuen 1000er auch noch viel testen. Optisch sehen sie sehr gut aus und wenn du sie hörst, denkst du wow. Aber ich dachte, dass sie schneller sein würde. Abwarten.

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