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Traurige Nachrichten: Anthony Gobert liegt im Sterben

Von Ivo Schützbach
Ein Bild von 2005: Anthony Gobert war ein sehr talentierter Rennfahrer

Ein Bild von 2005: Anthony Gobert war ein sehr talentierter Rennfahrer

Anthony Gobert (48) war ein hochtalentierter Rennfahrer in der Superbike- und 500er-WM. «Mit Trauer müssen wir mitteilen, dass Anthony in Palliativversorgung im Krankenhaus liegt», schreibt sein Bruder Aaron.

Die Lebensgeschichte von Anthony Gobert könnte kaum trauriger sein. Von 1994 bis 2000 eroberte der inzwischen 48-Jährige in der Superbike-WM 16 Podestplätze, darunter acht Laufsiege. 1995 erlebte er mit zwei Siegen und WM-Rang 4 hinter Carl Fogarty, Troy Corser und Aaron Slight den sportlichen Höhepunkt seiner Rennfahrerkarriere.

Anthony war schon immer ein verrückter Hund und Paradiesvogel, auf und neben der Rennstrecke – dafür liebten ihn die Fans. Doch er schlug auch öfter über die Stränge und stürzte später komplett ab.

1997 wurde der Australier nach einem positiven Dopingtest (Verdacht auf Marihuana-Missbrauch) aus dem 500er-Werksteam von Suzuki entlassen.

Auch später fiel Gobert mehrfach durch den Konsum von Drogen und Alkohol auf, zum Beispiel 2004 in der US-Meisterschaft. Damals verarbeitete er den Verlust seiner langjährigen Freundin Suni Dixon, die im August bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam.

2006 musste er sich vor Gericht verantworten, weil er bei einer Verkehrskontrolle mit einem abgelaufenen Führerschein erwischt worden war. Bei der Verhandlung gab der frühere Top-Pilot zu, heroinsüchtig zu sein.

Im Mai 2008 geriet der Australier in die Schlagzeilen, weil er einen 70-jährigen Rentner und eine 31-jährige Frau überfallen und ihnen ein paar Dollar geraubt hatte, ein Gericht in Surfers Paradise verurteilte ihn dafür.

Anschließend wurde es still um den ehemaligen Weltklasserennfahrer. Anfang Juni 2019 geriet der damals 44-Jährige in einer Bar betrunken mit anderen Gästen in Streit. Sie verfolgten Gobert später zu seinem Haus, überfielen ihn dort und schlugen ihn mit Baseballschlägern krankenhausreif.

«Er war so übel zugerichtet, dass man ihn auf der Intensivstation nicht erkannte», berichtete seinerzeit sein Bruder Aaron. «Als er sprechen konnte, wurde ich kontaktiert.»

Das war nicht die einzige Prügelei, in die Anthony verwickelt war. Zeitweise war er obdachlos, schlief auf der Straße und gab aus Geldmangel irgendwann sogar das Rauchen auf.

Im Februar 2021 startete Aaron über soziale Medien einen Aufruf und suchte nach seinem sechs Jahre älteren Bruder. Seine Äußerungen ließen über den Zustand von Anthony tief blicken: «Als ich ihn das letzte Mal sah, saß er in einer Gefängniszelle und erfuhr vom Tod unseres Vaters. Die Beerdigung hat er verpasst.»

Der ins Drogenmilieu abgerutschte Anthony wurde schnell ausfindig gemacht, auf Facebook berichtete Aaron Gobert in bewegenden Worten über die gelungene Familienzusammenführung. «Ich sitze auf der Couch mit ‚Go Show‘. Habe ihn gefunden. Wir führen unser erstes Gespräch seit zehn Jahren. Er schickt ein Dankeschön und sagt, er vermisst euch alle und liebt mich. Ich werde mein Bestes geben, um rauszufinden, was Anthony will. Dann werde ich schauen, ob ich ihm helfen kann. Ich muss ihm einen sicheren Platz zum Wohnen besorgen. Dann müssen wir uns Hilfe von einem Rechtsanwalt sichern und ihm helfen. Die Geschichten, die mir Anthony erzählt hat, sind die härtesten, die ich je gehört habe. Er ist weg von den Drogen, und er hat seinen Geburtstag ganz allein verbracht – er war sechs Jahr lang völlig allein.»

Über die Crowdfunding-Website «GoFundMe» wurde in der Folge einiges Geld gesammelt, dank Aaron schaffte es Anthony zurück in die Spur, zog nach Sydney und damit in die Nähe seines Bruders.

Im Leben von Anthony Gobert ging es seit damals aufwärts, doch Alkohol- und Drogenmissbrauch haben tiefe Spuren hinterlassen. «Mit Trauer müssen wir mitteilen, dass Anthony derzeit in Palliativversorgung im Krankenhaus liegt und sich nach einer kurzen Krankheit im letzten Lebensabschnitt befindet», teilte Aaron jetzt via Facebook mit.

Die Palliativmedizin hat das Ziel, die Folgen einer Erkrankung zu lindern, wenn keine Aussicht auf Heilung besteht. Sie soll dafür sorgen, die Lebensqualität und Selbstbestimmung des Patienten bis zum Schluss weitgehend zu erhalten.

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