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Dimitri Tschatschin: «Komme nie aus dem Sport raus»
Vor zweieinhalb Jahren verletzte sich der ehemalige Eisspeedwayfahrer Dimitri Tschatschin bei einem Motocross-Unfall so schwer, dass er seitdem querschnittsgelähmt im Rollstuhl sitzt. Wie es ihm seitdem ergangen?
Eisspeedway-GP
Im Artikel erwähnt

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Alle MotoGP-Fans fieberten der Saison 2025 entgegen. Ein sensationeller Dreikampf mit Marc Marquez, Pecco Bagnaia und Jorge Martin war vorprogrammiert. Doch für zwei Piloten lief das Jahr komplett aus dem Ruder.
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Beim Eisspeedway Grand Prix in Inzell war auch Dimitri Tschatschin unter den Zuschauern und verfolgte in Begleitung seiner Therapeuten die Rennen. Vor Ort nahm er sich zudem Zeit für ein ausführliches Interview mit SPEEDWEEK.com, in dem er über seine Fortschritte, den Kampf mit der Krankenkasse, seine Verbundenheit mit dem Sport und über die Bahnsportfunktionäre in Deutschland sprach.
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Dimitri, wie geht es dir denn und wie läuft deine Reha? Mittlerweile sind wir von den Fortschritten tatsächlich soweit, dass ich in der Reha und zu Hause die meiste Zeit auf Krücken unterwegs bin, auch wenn es vom Gangbild noch nicht so richtig gut aussieht. Nach achteinhalb Monaten Therapie ist es jetzt soweit gekommen, dass ich auch den Alltag ein bisschen auf Beinen bewältigen kann, was keiner erwartet hätte. War es immer dein Ziel wieder auf die Beine zu kommen und wieder laufen zu können?
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Die Einstellung auf der Intensivstation, als ich nach der Operation meine Augen aufgemacht habe, war für mich klar. Ich habe damals zu meinen Freunden und meiner Freundin gesagt, dass ich irgendwann wieder auf dem Motorrad sitze. Ich hab nie daran gezweifelt und das mache ich auch heute noch nicht. Es wird nicht mehr so wie früher werden, dass ist klar. Aber wenigstens so, dass ich irgendwann zu 60 Prozent die Beine und zu 40 Prozent den Rollstuhl nutze. Sparziergänge über zwei Kilometer habe ich früher nicht gemacht und die werde ich auch in Zukunft nicht mehr machen. Die Einstellung es zu schaffen war aber von Anfang an da.
Alle MotoGP-Fans fieberten der Saison 2025 entgegen. Ein sensationeller Dreikampf mit Marc Marquez, Pecco Bagnaia und Jorge Martin war vorprogrammiert. Doch für zwei Piloten lief das Jahr komplett aus dem Ruder.
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Du hast jedoch nicht nur mit deiner Verletzung selbst zu kämpfen, sondern auch mit der Krankenkasse, wie man hört?
Ja, es ist traurig. Ich glaube, so etwas darf in Deutschland und in Europa auf so einem Level nicht passieren. Ich habe Leute gesehen, die keine Lust auf eine Therapie hatten und sie bezahlt bekommen hätten. Da ist es natürlich traurig, wenn man selbst tausend Mal bei denen anruft, denen alles erklärst und zeigst, was los ist, Videos schickst und keine Ahnung, was man alles macht, um denen zu zeigen, dass es sich lohnt und ich in ein paar Jahren vielleicht wieder arbeiten kann. Ich war tatsächlich auch schon vor dem Sozialgericht und die Aussage, die ich dort gehört habe, möchte ich gar nicht veröffentlichen, das ist die größte Frechheit überhaupt und es interessiert keinen, ob man gesundheitliche Fortschritte macht. Die reiten auf ihren Gesetzen herum und das war es. Kampf ja, mittlerweile konzentriere ich mich voll auf meine Reha und es interessiert mich nur noch am Rande, was da rechtlich läuft. Da kümmert sich inzwischen der Anwalt drum. Es gab aber auch zahlreiche Unterstützer, die an dich geglaubt haben?
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Sehr viele Privatleute haben mich unterstützt, gerade als es Probleme mit der Krankenkasse gab. Vergangenes Jahr gab es hier in Inzell eine Spendenaktion, die ADAC-Stiftung hat mich mit 20.000 Euro unterstützt, ohne die ich das Ganze nicht hätte machen können. Enge Freunde sind schon da und treten einem in den Arsch, wenn es sein muss und trinken aber auch mal ein Bier mit einem. Wenn man so ein Schicksal hat, sieht man wer die echten Freunde sind und die, die ich habe, um die bin ich froh. Man trifft dich inzwischen oft bei diversen Rennveranstaltungen und auch Jasper Iwema baut auf deine Unterstützung. Du bleibst dem Sport also verbunden? Aus dem Sport komm ich bis zum Tod nie wieder heraus. Jasper ist inzwischen ein guter Freund von mir geworden und ich unterstütze ihn soweit es geht. Ich wollte eigentlich nach Russland mitfahren, das hat sich dann aber mit der Reha terminlich überschnitten. Ich organisiere ihm so viel ich kann. Aufgabe gefunden würde ich nicht sagen, denn man kann das nicht als Beruf ausüben. Es macht mir Spaß und es wird mir immer Spaß machen involviert zu sein, aber ich muss auch sagen, es macht viel Spaß einfach auf der Tribüne zu sitzen und sich die Rennen anzuschauen. Du hast sogar die Rennleiterlizenz erworben, willst du eine Funktionärslaufbahn einschlagen?
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Ich habe aktuell die Rennleiterlizenz B und hätte im letzten Jahr zur Prüfung der A-Lizenz gehen müssen. Die Frage ist halt, ist es das Wert, das man das macht? Wir hatten mit Christian Froschauer einen Mega-Ausbilder, der hat uns ein bisschen erklärt, was alles dahinter steckt, weil als Fahrer hast du keine Ahnung, was dich erwartet. Man geht dahin, will Rennleiter werden, macht die Prüfung und die Lizenz, das ist auch alles kein Problem und dann erklärt dir jemand wie der Christian erstmal, was da alles dahinter steckt. Ich habe mir das lang, lang überlegt und dann erstmal beschlossen, die A-Lizenz bleiben zu lassen. Ich überlege mir das dieses Jahr nochmal und wenn ich mal dazu kommen sollte, mach ich die A-Lizenz und die FIM-Lizenz. Vielleicht kann man dann auch mal mit dem Team Germany zur Team-WM nach Russland fahren, dann wären zumindest sprachlich keine Barrieren da. Aber man muss sich das schon gut überlegen, ob man das wirklich will, zumal wenn man mit Rollstuhl gehandicapt ist. Da braucht man auch immer eine Begleitperson. Somit konntest du den Sport auch mal aus einer anderen Sicht kennenlernen? Es war interessant, das Ganze mal kennenzulernen. Ich weiss selbst noch wie es war, wenn der Referee deiner Meinung nach eine Fehlentscheidung getroffen hat und wie man sich dann ärgert und den Referee innerlich beschimpft. Aber wenn man das mal aus dem Blickwinkel der Funktionäre sieht, ist das eine komplett andere Welt. Von außen betrachtet ist das alles einfach und ohne Probleme. Hängt man da aber auch mal drin, wie ich bei meinen Einsätzen als Mitläufer bei einem Rennleiter involviert war, ist es nicht einfach. Auch ein Referee und ein Rennleiter stehen unter Spannung und tragen enorme Verantwortung. Ich habe es mir einfacher vorgestellt und die Jungs machen schon einen Super-Job. Es sind alles Menschen und jeder macht auch mal eine Fehlentscheidung, es ist ein Mega-Job mit Verantwortung ohne Ende.
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