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Daniel Ricciardo: Extreme Gänsehaut in Australien

Von Daniel Ricciardo
Der vierfache GP-Sieger Daniel Ricciardo spricht über das unvergleichliche Gefühl, vor eigenem Publikum zu fahren: «Ein unfassbares Privileg, das mir jedes Mal irre Gänsehaut beschert.»

Endlich hat die Formel-1-Saison begonnen, und nach allen Mutmassungen in der Zwischensaison war es höchste Zeit! Das erste Rennen des Jahres gleich als Heim-GP zu erleben, das ist unglaublich intensiv. Das Interesse am ersten Grand Prix ist nach einem langen Winter enorm, nicht nur die Fans fragen sich, wo wir stehen. Auch wir selber wollen natürlich herausfinden, wie sich das neue Reglement auswirkt. Dazu kommt für mich, vor eigenem Publikum zu fahren. Das ist bisweilen etwas ermüdend, aber immer auch cool.

Ich mache stets den Witz, dass ich es im Rennwagen am ruhigsten habe, aber in Melbourne ist das wirklich so. An keinem anderen GP-Wochenende ist die PR-Arbeit dermassen umfassend. Fast jede Stunde ist verplant, eine Woche lang.

Früher fand ich das alles schwer verdaulich, inzwischen kann ich besser damit umgehen, weil ich nun weiss, was auf mich zukommt. In der Woche vor Melbourne trainiere ich nochmals hart und achte darauf, viel zu schlafen. Wenn sich der Gedanke einschleicht, dass das alles etwas viel wird, dann erinnere ich mich daran: Es ist ein Privileg, als Australier ein Heimrennen zu haben, und es ist wichtig, das auch zu geniessen.

Die Formel 1 ist ein globaler Sport, und es ist für mich keine Selbstverständlichkeit, als Australier mit dabei zu sein. Zu Beginn meiner GP-Karriere habe ich nicht an solche Zusammenhänge gedacht. Aber mit den Jahren ist mir das bewusster und auch wichtiger geworden. Ich glaube, das ist wirklich eine Frage des Alters. Ich fühle mich auch ein wenig als Botschafter meines Landes, wenn wir mit der Formel 1 rund um die Welt jetten.

In anderen Sportarten sehe ich, dass wir jetzt nicht unbedingt Dutzende australischer Athleten haben. Umso wichtiger ist mir meine Rolle auch als Vorbild für die Kids. Klar achte ich darauf, wie ich Menschen behandle und welches Bild ich vermittle, aber ich muss mich nicht verstellen. Für mich gilt: Wie du in den Wald rufst, schallt es heraus. Als einziger Australier im Feld fühle ich doppelte Verantwortung.

Einer der besten Momente des Melbourne-Wochenendes ist die Parade vor dem Start. Das haut mich jedes Mal aus den Socken. Auch wenn ich jetzt kein Tränchen verdrücke – es ist schon sehr emotional. Die Fans geben dir das Gefühl, dass du ihnen wichtig bist. Wenn dich das nicht berührt, dann bist du aus Stein. Mir gibt das sehr viel, und alleine für sie will ich im Rennen das Beste geben.

Vor einem Jahr rannten Fans mit Australien-Flaggen entlang des Zauns, sie brüllten meinen Namen und waren alle ziemlich aus dem Häuschen. Ich bin nicht erst seit gestern in der Formel 1, aber die Fahrerparade von Melbourne ist wirklich aussergewöhnlich, fast unwirklich. Ein echtes Highlight, auf das ich mich wahnsinnig freue.

Als ich ein Junge war, hockte ich auf einer Tribüne im Albert-Park und feuerte Mark Webber an. Ich war zwölf Jahre alt, und Mark wurde mit dem Minardi aus heiterem Himmel Fünfter. Die Fans rasteten komplett aus. Nun bin ich der einzige australische Fahrer, und die GP-Besucher rufen meinen Namen – das erzeugt extrem Gänsehaut.

2014 konnte ich hier Zweiter werden, und selbst wenn ich nachher disqualifiziert wurde und die Trophäe wieder hergeben musste, so kann mir keiner diese Momente auf dem Siegerpodest nehmen.

Seither konnte ich vier Rennen gewinnen, aber dennoch war das Gefühl in Melbourne einzigartig. Wir hatten einen katastrophalen Testwinter erlebt, und dann vor eigenem Publikum den ersten Podestplatz zu erringen, das war schlicht verrückt. Alles drehte sich in meinem Kopf, als ich da raustrat. Die Menschen, der Lärm – schlicht überwältigend.

Dann wurde die Nationalhyme für Sieger Nico Rosberg gespielt. Ich stand da und versuchte, möglichst viele Eindrücke zu sammeln, wie ein Schwamm wollte ich alles in mich aufsaugen. Ich weiss, das klingt alles ein wenig merkwürdig, aber ich hatte mir immer vorgestellt, wie es wohl sein würde, da oben zu stehen und in dieses Meer von Fans hinunter zu blicken. Wenn aus der Vorstellung dann Wirklichkeit wird, dann ist alles noch viel besser.

Die Australier tragen ihr Herz auf der Zunge, das gefällt mir sehr. Du spürst, dass ihre Begeisterung echt ist. Diese Freude der Besucher am Rennsport ist überaus ansteckend. Klar kommen viele, weil sie sich wünschen, dass ich eine gute Leistung zeige. Aber alle Fahrer und Rennställe haben hier Fans, die Leute wissen den Sport wirklich zu schätzen, und das beeindruckt mich immer wieder aufs Neue. Vielleicht liegt es daran, dass unser Land ausgesprochen multikulturell ist. Die Fans geben dir ein solch warmes Gefühl, dass es mich wirklich stolz macht, Australier zu sein.

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