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Training Kanada-GP: Auf der Jagd nach Murmeltieren

Von Mathias Brunner
​SPEEDWEEKipedia: Leser fragen, wir finden die Antwort. Heute: Wie lange dauert es, bis in Montreal das erste Murmeltier über die Rennstrecke hetzt? Tiere sind in der Formel 1 eine ständige Gefahr.

In loser Reihenfolge gehen wir in Form von «SPEEDWEEKipedia» auf Fragen unserer Leser ein. Dieses Mal will Gregor Adler aus Graz wissen: «Ihr habt doch geschrieben, dass auf der Rennstrecke von Montreal oft Murmeltiere anzutreffen sind. Könnt Ihr mal auflisten, auf welchen Formel-1-Rennstrecken mit anderen Tieren zu rechnen ist?»

In freier Wildbahn trifft der Grand-Prix-Rennfahrer tatsächlich auf allerlei Getier: Hasen in Silverstone, Echsen in Singapur (und zwar richtig grosse), Murmeltiere in Montreal, Schlangen in Malaysia, Käuzchen in Interlagos. Die Murmeltiere von Montreal sind legendär, aber 2012 lief hier auch ein junger Fuchs über die Bahn, und auch Biber sind keine Seltenheit.

Ein Bahrain-Test musste mal wegen streunender Hunde unterbrochen werden. Das ist brandgefährlich. Unvergessen, wie Bruno Senna in der Türkei einem Streuner nicht mehr ausweichen konnte, die Mechaniker mussten die sterblichen Überreste aus den Kühleinlässen des GP2-Renners kratzen. Auch in Indien waren streunende Hund ein grosses Problem.

Renault-Star Fernando Alonso überfuhr in Jerez eine Taube. In Interlagos sind Wildhüter angestellt, welche in der Woche vor dem Rennen nichts anderes tun, als auf Hundejagd zu gehen.

Was haben wir nicht schon alles auf der Rennstrecke von Sepang gesehen: Eine Kobra, die sich den Renngeräten mutig, aber aussichtslos entgegenstellte, eine junge Wildkatze, die anmutig über die Bahn sprintete.

Aber solche eine Begegnung der tierischen Art kann übel enden. ChampCar-Meister Cristiano da Matta konnte von Glück reden, dass er nach einer Kollision mit einem Hirsch mit dem Leben davonkam.

Mindestens gegen Vögel gibt es keinen Schutz: Alan Stacey starb 1960 in Spa-Francorchamps, nachdem er von einem Vogel am Kopf getroffen worden war.

Sebastian Vettel umkurvte 2016 hier in Kanada zwei Möwen, die frech am Scheitelpunkt der ersten Kurve hockten. Seb: «Sie machten null Anstalten, ihren Platz preiszugeben. Ich fliege da im vollem Karacho heran, die hocken völlig relaxed dort. Es war unglaublich.»

Der alte Österreichring war eine wunderbare Freiluftrennbahn, Stefan Johansson war im freien Morgentraining unterwegs, am Lenkrad seines McLaren MP4/3-TAG Porsche. Als er über eine Kuppe vor der Jochen-Rindt-Kurve schoss, traute Stefan seinen Augen nicht – ein Rotwild!

Johansson: «Wegen der Kuppe musstest du blind einlenken, du hast auf den Verschlag der Streckenposten ausserhalb der Kurve gezielt, dann wusstest du, dass die Linie in die folgende Kurve halbwegs stimmt. Auf dem höchsten Punkt der Kuppe wurde der Wagen jeweils ganz leicht, und dann sah ich das Vieh – ein Rotwild traf eben Anstalten, sich gemütlich auf den Asphalt zu setzen!»

Eines dieser eleganten Tiere kann leicht mal 100 Kilo wiegen, Johansson wusste genau: ausweichen war längst keine Option mehr, es ging nur noch darum, wie die Kollision verlaufen würde.
Stefan weiter: «Ich hatte nicht einmal Zeit, um zu bremsen. Ich traf das Reh mit der linken Fahrzeugseite, dieses Geräusch werde ich mein Leben lang nicht vergessen. Der Aufprall war unfassbar, die Aufhängungspunkte wurden glatt aus dem Chassis gerissen, das Monocoque mussten wir wegwerfen. Mein Glück im Unglück war: Hätte ich das arme Reh nur dreissig Zentimeter weiter zur Mitte des Wagens erfasst, so wäre ich bestimmt am Kopf getroffen worden. Das hätte ich nicht überlebt.»

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