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Juan Pablo Montoya: So waren die Schumacher-Brüder

Von Mathias Brunner
​Michael Schumacher war sein Lieblingsgegner, mit Ralf Schumacher ist er bei BMW-Williams gefahren: Juan Pablo Montoya, Heissblut aus Kolumbien. Der zweifache Indy-500-Sieger packt aus.

1998 wurde Juan Pablo Montoya in der Formel 3000 Meister. Aber die letzte Leiterstufe vor der Formel 1, heute Formel 2 genannt, wurde zum Stolperer: Der Kolumbianer fand für die Formel 1 keinen Platz. Also richtete sich das Naturtalent aus Bogotá neu aus und wechselte in die CART-Serie (heute IndyCar). Sein damaliger Teamchef Chip Ganassi sagte: «Seine Fahrzeubeherrschung war nicht von dieser Welt. Er stellte mit dem Wagen im Oval Dinge an, so etwas hatte ich noch nie gesehen. Jeder andere Fahrer wäre in der Mauer gelandet, aber nicht Montoya.»

Juan Pablo eroberte die Serie im Sturm: Meister im ersten Jahr, Indy-500-Sieger im zweiten. Das Telefon klingelte im Juni 2000, Frank Williams war dran. «Willst du für mich Formel 1 fahren?» – «Ich kann nicht», antwortete Montoya. «Ich habe einen Vertrag mit Ganassi.» – «Lass das nur meine Sorge sein», meinte Williams, «für mich ist nur wichtig: Willst du Formel 1 fahren?» – «Klar», sagte Montoya sofort, und damit war er Grand-Prix-Fahrer.

Der Rest ist ein Stück Formel-1-Geschichte: Montoya wurde 2002 und 2003 jeweils WM-Dritter, sein Lieblingsgegner war bald Michael Schumacher, sein Stallgefährte bei BMW-Williams war Ralf Schumacher. Bis 2004 fuhr Juan Pablo für Frank Williams, dann seilte er sich zu McLaren ab, wo er mit der Zeit so frustriert war, dass er im Indy 2006 mit seinem Stallgefährten Kimi Räikkönen zusammenrumpelte. Danach kam die Trennung, und auf einmal war Montoya NASCAR-Fahrer. In 255 Rennen konnte er zwei Mal gewinnen, 2009 wurde er Gesamt-Achter der Serie.

Der 43jährige Montoya heute: «Das Timing stimmte nicht. Wenn ich etwas länger bei McLaren ausgehalten hätte, dann wäre ich Weltmeister geworden. Und BMW-Williams war ein gutes Team, aber leider war Ferrari in jener Phase hochüberlegen.»

2014, inzwischen auch als Sieger der 24 Stunden von Daytona, kehrte der Allrounder Montoya zu seiner alten Liebe IndyCar zurück, wurde 2015 Gesamtzweiterder Serie und holte den zweiten Sieg beim Indy 500.

Aber zurück zur Formel 1: Was der heute mit Frau Connie und drei Kindern in Miami lebende Montoya in einem Podcast der Formel 1 über die Schumacher-Brüder sagt, das verblüfft. So meint er über Ralf Schumacher: «Ralf war sehr gut, wirklich sehr, sehr gut. Er war besser als viele Leute das glaubten. Bei meinem ersten Test in Jerez konnte ich nicht mithalten. Es war harte Arbeit, auf die gleiche Stufe zu kommen. Jedes Mal, wenn ich wieder ein Stückchen näher rückte, legte er die Latte etwas höher. Und ich dachte dann jeweils: „Mein Gott, wie macht der Kerl das nur?“ Ralf hatte wirklich einen grandiosen Speed. Aber er behielt auch sehr viel für sich. Die Daten lagen nicht so offen wie heute. Er war wohl der Ansicht – soll der doch selber schauen, wie er das austüftelt.»

«Das Problem mit Ralf war: Wenn du es geschafft hast, ihn zu schlagen, obschon er in Bestform war, und es spielt jetzt keine Rolle, ob es nur um eine Tausendstelsekunde ging, dann fing er an, alles anzuzweifeln, was er tat, und von da an ging es in einer Spirale nur noch runter.»

«Williams hatte eine schwierige Beziehung zu BMW. Ich sass immer im Williams-Motorhome, Ralfs sass immer im BMW-Motorhome. Es war, als hätten wir zwei Teams. Wir hätten alle zusammenarbeiten müssen, und wir hätten viel mehr erreichen können, wenn das geklappt hätte.»

Über Michael Schumacher sagt Juan Pablo: «Mit Michael ging es einige Male übers Limit hinaus, von mir und von ihm, das volle Drama, aber es machte auch irre Spass, und ich glaube, den Leuten hat das auch gefallen. Wir haben uns Duelle geliefert, da wollte eben jeder noch später bremsen und ganz bestimmt nicht nachgeben, und irgendwann denkst du im Auto: „Okay, das wird jetzt nicht reichen, aber du kommst mit mir von der Bahn runter.“ Wir haben uns leider nie ausführlich über unsere Zweikämpfe unterhalten, das ist schade. Heute tauschen sich die Fahrer viel mehr aus als wir damals.»

In seinem dritten Grand Prix, in Interlagos, quetschte Montoya seinen BMW-Williams im Senna-S respektfrei an Schumacher vorbei. Juan Pablo lacht: «Genützt hat mir das wenig, weil mich später Jos Verstappen über den Haufen gefahren hat. Aber das Manöver gegen Michael war klasse.»

Hat diese Attacke etwas geändert im Umgang mit Michael? Juan Pablo: «Nein. Wir hatten vorher keine Beziehung und nachher auch nicht. Ich weiss nicht, was er damals gedacht hat. Vielleicht hielt er mich für einen Idioten oder diesen Verrückten aus Kolumbien. Er ist nie zu mir gekommen, nach keinem Zweikampf. Aber für mich war es völlig normal, mich mit ihm anzulegen. Wo ich herkam, musste man jeden schlagen können, und mit dieser Einstellung ging ich auch in die Formel 1.»

«Als ich zur Box zurückkam, dachten alle, ich sei am Boden zerstört. War ich aber nicht. Dieser Brasilien-GP gab mir die Selbstsicherheit. Ich wusste: Ich werde länger in der Formel 1 sein und Rennen gewinnen.»

Wer war der Beste, gegen den Juan Pablo Montoya je angetreten ist? Der Kolumbianer sagt: «Die meisten würden erwarten, dass ich Michael Schumache sage. Aber sein Auto damals war unfassbar gut. Auch im Mercedes von Lewis Hamilton würden viele Piloten gewinnen. Aber am meisten Befriedigung schenkte es mir, Michael zu schlagen. Weil ihn einige ihn so anhimmelten, als sei er der liebe Gott. Wir hatten ein gutes Auto, aber es war selten so gut wie der Ferrari von Michael. Ich hatte aber kein Ego-Problem damit. Ich wollte einfach gewinnen. Ob nun Schumacher vorne lag oder jemand anders, das war für mich nicht so wichtig. Das Auto war damals so wichtig wie heute. Schau dir an, was passierte, als Michael mit Mercedes auf die Rennpisten zurückkehrte. Denkt wirklich jemand allen Ernstes, Schumacher hatte vergessen, wie man ein Rennauto fährt? Nein, das Auto von Michael war einfach nicht gut genug.»

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