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Eddie Irvine (Ex-Ferrari): «Vettel wird überschätzt»

Von Mathias Brunner
​Der Nordire Eddie Irvine hat immer schon gerne mit Streichhölzern gespielt. Der frühere Ferrari-Werksfahrer (WM-Zweiter 1999) verhöhnt Sebastian Vettel: «Er wird überschätzt, der kann doch nur eines.»

53 Jahre und kein bisschen leise: Auch wenn wir Eddie Irvine nur noch selten an GP-Schauplätzen sehen, höchstens mal in Monte Carlo, so hat der frühere Ferrari-Fahrer seine scharfe Zunge behalten. Der 146fache GP-Teilnehmer – 1999 mit Ferrari WM-Zweiter hinter Mika Häkkinen – rechnet mit der Formel 1 im Allgemeinen und Sebastian Vettel im Besonderen ab.

Der vierfache GP-Sieger sagt bei BBC Nordirland: «Ich schaue mir keine Formel-1-Rennen mehr an, weil sie mich langweilen. Das ist mir alles zu künstlich geworden, zu perfekt. Wenn die Fahrer einen Fehler machen, dann werden sie dafür nicht bestraft. Der Sport ist sicherer und sicherer geworden, und das ist im Kern etwas Gutes, aber das wurde viel zu weit getrieben. Es wird fieberhaft dem angeblichen Fortschritt hinterher gehetzt, bis sich die Leute sagen mussten: „Oh, was haben wir da angerichtet?“ Das kann ich euch sagen: Etwas, das ich verweichlicht und nicht besonders interessant finde.»

Irvine war in der Formel 1 von 1993 bis 2002 unterwegs. Unvergessen, wie er sich beim ersten Grand Prix in Suzuka gleich mal mit dem grossen Senna anlegte. Der kecke Neuling reizte den Brasilianer so lange, bis Ayrton zu einem Schwinger ausholte. Irvine fuhr 1993 bis 1995 im Rennstall von Eddie Jordan, dann holte ihn Jean Todt zu Ferrari. 2000 bis 2002 strich er als Jaguar-Fahrer eine fette Rente ein. Nicht, dass er sie nötig gehabt hätte: Dank einer glücklichen Hand bei Immobilien und an der Börse hatte er auch so ein Vermögen gemacht.

Zum WM-Duell zwischen Lewis Hamilton und Sebastian Vettel meint Eddie: «Lewis fährt in einer anderen Liga als seine Rivalen, aber auch er kommt Michael Schumachers Klasse nicht nahe. Sebastian Vettel ist nur dann richtig gut, wenn er an der Spitze fährt und sich mit niemandem auseinandersetzen muss. Wenn du Lewis zuschaust, dann siehst du – er ist ganz auf den Zweikampf ausgerichtet und darauf, nach vorne zu kommen. Wenn du Vettel zuschaust, dann scheint seine Aufmerksamkeit geteilt zu sein, auf seinen Gegner, aber auch darauf, wo er selber hinfährt, und dann kracht er unvermeidlicherweise in seinen Konkurrenten. Das passiert fast jedes Mal. Ich halte Vettel für einen guten Rennfahrer, aber ich sehe ihn nicht als vierfachen Champion. Er wird überschätzt, der kann doch nur eines.»

«Lewis ist im Zweikampf vielleicht sogar besser als Michael Schumacher, aber gemessen an Michael hat er in den letzten Jahren zu viele Tage gehabt, an welchen seine Leistung nicht stimmte. Bei Schumacher gab es so etwas nie. Schaut euch nur mal an, wie Lewis damals bei McLaren gegen Jenson Button abgeschnitten hat. Ich glaube, unterm Strich hat Jenson mehr Punkte erobert als Lewis.»

Eddie Irvine hat tatsächlich Recht: Von 2010 bis 2012 holte Button total 672 WM-Punkte, Hamilton in der gleichen Zeitspanne 657.

Irvine weiter: «Gegen Michael ist das keinem Fahrer gelungen. Schumacher ist einfach konstanter auf höchstem Niveau gefahren als jeder andere Rennfahrer, ungeachtet des überragenden Talents von Hamilton. Als Lewis in die Formel 1 kam, war es die reine Freude, ihm beim Attackieren zuzusehen. Ich halte ihn für den besseren Angreifer als Michael. Aber was diese Kombination aus Tempo und Konstanz angeht, also übers ganze GP-Wochenende, über eine ganze Saison, da konnte niemand Michael Schumacher das Wasser reichen, nicht mal Senna.»

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