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Covid-19: Was soll man noch glauben?

Von Günther Wiesinger
Ungewissheit: Die GP-Fans wissen nicht, wann es wieder losgeht

Ungewissheit: Die GP-Fans wissen nicht, wann es wieder losgeht

Das Thema Covid-19 dominiert das Geschehen und die Schlagzeilen. In den letzten Tagen ist so viel passiert und auch so viel erzählt worden, dass niemand mehr weiss, was noch alles auf uns zukommen wird.

Wenn mir vor sieben oder zehn Tagen jemand vorhergesagt hätte: «Demnächst wirst du täglich stundenlang vor dem Fernseher Virologen, Immunologen und Simulations-Experten und Gesundheitsministern aus Österreich, der Schweiz und Deutschland zuhören, du wirst vom Weltreisenden zum Stubenhocker degradiert, du wirst jeden Tag nachschauen, wie viele neu Infizierte es in den diversen Ländern gibt und wie viele Tote, du wirst Professor Dale Fisher in Singapur zitieren statt Marc Márquez und Valentino Rossi, du wirst mehr über Rennabsagen als über Wettbewerbe berichten, die Grenzen in Europa werden zugehen, du wirst als Europäer mit Schweizer Wohnsitz und österreichischer Herkunft deine Verwandten monatelang nicht mehr besuchen dürfen, die Fußball-EM wird verschoben, die Börse stürzt in 14 Tagen um 40 oder 50 Prozent ein, die Schulen, Spielplätze, Schwimmbäder, Theater, Kinos, Kaffeehäuser, Bars und Restaurants werden geschlossen, in Italien wird das Motorradfahren, das Fahrradfahren und Wandern verboten, im friedlichen Österreich wird das Militär mobil gemacht, du wirst neue Begriffe lernen wie ‘social distancing‘ und Durchseuchungsgrad, Worte wie Handschlagqualität werden völlig aus der Mode kommen, du wirst dich fragen, ob man Quarantäne vorne mit ‘k‘ oder ‘q‘ ausspricht, du wirst von der Regierung unter Hausarrest gestellt, in Bergamo werden die Särge und die Bestattungsautos Mangelware werden, in Italien wird das ganze Land abgeriegelt, in Österreich werden etliche Skigebiete in Tirol und Vorarlberg zu Sperrgebieten erklärt und so weiter», ich hätte dieser Person heimlich einen bekömmlichen Platz in einem Irrenhaus besorgt.

Naja, inzwischen sind all diese Vorhersagen eingetroffen. Der Mensch wundert sich und passt sich an. Blitzartig führen die Unternehmen Home Office oder Teleworking ein, im Media Markt werden deshalb die Drucker Mangelware. Es hat ein Run auf WC-Papier eingesetzt, obwohl Covid-19 Husten und nicht Durchfall erzeugt, und wir müssen uns darauf einstellen, dass der Rückgang der Anzahl an infizierten Index-Personen in den meisten europäischen Ländern vielleicht erst in vier Wochen oder später erreicht wird und wir im Mai und womöglich im Juni wenig motorsportliche Action erleben werden.

Aber man weiß ja bald nicht mehr, was man glauben darf. Deshalb stelle ich mir vor, dass die Qualitätsmedien einen Boom erleben, ob Tageszeitung, Online, Fernsehen oder Radio.

Die Kulturveranstaltungen werden uns jetzt kostenlos im Livestream oder Fernsehen angeboten, die meisten Flugzeuge wurden gegroundet, Konferenzen werden über Internet-Plattformen abgehalten, der öffentliche Verkehr wird gemieden, die Welt steht Kopf – denn selbst grüne Gesundheitsminister fordern uns plötzlich auf, mit dem Auto statt mit dem «Öffi» zur Arbeit zu fahren. Und wenn ein Österreicher oder Schweizer im Wald joggen will, darf er für die Anreise nicht den Bus oder die S-Bahn nehmen.

Wir sollen die Sozialkontakte verringern. Das machen wir und halten es tapfer durch. Aber wir sehen im Fernsehen auch viele Unbelehrbare, die von ihrer grenzenlosen Resistenz überzeugt sind und immer noch Party machen.

Ich ertappe mich bei seltsamen Gedanken: Habe ich noch eine neue Shimano-11-fach-Kette für mein Rennrad auf Lager? Denn in der Schweiz sind die Fahrradgeschäfte genauso zugesperrt wie die Auto- und Motorradhändler, in Österreich auch.

Sollen wir im Garten Gemüse anbauen? Denn mitunter beobachte ich Nachbarn, die neue Hochbeete errichten und bei denen ich das Gefühl habe, dass sie sich in Ackerbau und Viehzucht weiterbilden.

Ich habe mich auch weitergebildet: Woher kommt das Wort Quarantäne?

Vor vielen Jahren durften die Schiffsbesatzungen in Venedig erst 40 Tage nach dem Ankerwerfen an Land gehen, damit sie ihre aus fernen Ländern eingeschleppten Krankheiten ausheilen konnten.

Aus «quaranta» (40) wurde Quarantäne. Es wird deshalb vorne mit «k» ausgesprochen, obwohl wir ja auch nicht kicklebendig sagen.

Überall wird der Notstand ausgerufen, in Spanien heißt es Alarmzustand, viele Länder werden auf Notbetrieb runtergefahren, In der Schweiz wurde gestern die «besondere Lage» in eine «außergewöhnliche Lage» hochgestuft.

Wir erfahren in stundenlangen Sondersendungen Erstaunliches. In Österreich liegt der Altersschnitt der angesteckten Personen bei 35 bis 55 Jahren, in Italien viel, viel höher.

Aber wie gesagt: Man weiß nicht, was man glauben darf. Es werden Horrorzahlen gemeldet, in Australien sollen im «worst case» 150.000 Menschen infiziert werden.

Aus England war gestern zu hören, Boris Johnsons Regierung halte bereits Nachschau nach abgelegenen landwirtschaftlichen Gütern auf, um sie zu Friedhöfen umzugestalten. Ich habe keine Ahnung, ob das britischer Humor ist, Fiktion oder triste Wirklichkeit.

Angela Merkel hat ja vor vier Tagen erzählt, sie habe von Experten erfahren, dass in Deutschland mit 60 bis 70 Prozent an Corona-Kranken zu rechnen ist. Das wären über den Daumen gerechnet ca. 56 Millionen.

Das ist nicht die viel gerühmte Politik der ruhigen Hand, sondern Panikmache.

Bei solchen Zahlen kommt mir das Gruseln. So etwas lasse ich mir nicht einmal von einem Kabarettisten einreden! Manchen «Experten» glaube ich kein Wort mehr. Erst recht nicht, wenn ich aus dieser Horrorzahl die mögliche Anzahl der Schwererkrankten und der Todesfälle für Deutschland ableite.

Ernsthafte Simulations-Experten, die sich nicht in der Anonymität verstecken, sondern mit ihren Namen im Fernsehen auftreten, versichern glaubwürdig: Niemand kann momentan vorhersagen, wann der Gipfel der infizierten Personen erreicht sein wird. 

In Österreich verdoppelte sich die Anzahl der Infizierten am vergangenen Freitag noch alle zwei Tage, jetzt alle drei Tage, ab Donnerstag voraussichtlich nur noch alle fünf bis sechs Tage. Da bahnt sich eine erfreuliche Trendwende an. Hoffentlich bald auch in vielen anderen Ländern.

Aber nur unter der Voraussetzung, dass die strengen Maßnahmen auch weiter eingehalten werden und nicht Bruder Leichtsinn wieder Einzug hält.

Also warten wir ab, was die Hochrechnungen in ein paar Tagen oder nächste Woche ergeben.

Die Regierungen und Behörden schenken uns bisher nur scheibenweise reinen Wein ein, um Panik und Hamsterkäufe zu vermeiden. Weitere Verschärfungen der Maßnahmen schließt keiner aus. Die Politiker haben vor drei Tagen noch viel ausgeschlossen, was heute Vorschrift ist.

Deshalb gehe ich nicht davon aus, dass der Spuk Ende April vorbei ist. Wir müssen Geduld haben. 

Vielleicht sollte ich manchen ahnungslosen und überforderten Politikern gar nicht mehr zuhören und mir lieber überlegen, wo ich eine neue Fahrradkette und andere wichtige Dinge des täglichen Bedarfs auftreibe.

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