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André Lotterer: «Das ist keine Spassveranstaltung»

Von Mathias Brunner
Der neue Caterham-Fahrer staunt über den grossen Bahnhof in der Formel 1: «Mit so einem Rummel hätte ich nicht gerechnet. Die Hybrid-Erfahrung aus dem Audi hilft mir.»

So einen Empfang hat ein Caterham-Fahrer überhaupt noch nie erlebt: Rund hundert Medienschaffende stehen sich im ersten Stock des Team-Gästebereichs auf den Füssen herum, und bereits stellen sich die ersten die bange Frage, wieviel Tragkraft das provisorische Gebäude eigentlich aufweist. Als der neue Caterham-Fahrer André Lotterer erscheint, macht er grosse Augen. Seine Verpflichtung zeigt auch, wie schnell es in der Formel 1 geht – auf den Bildschirmen hinter ihm flimmert noch der Name Kobayashi über die Zeitmessschirme ...

«Ich bin schon erstaunt, was für einen Wirbel meine Verpflichtung ausgelöst hat», sagt der dreifache Le-Mans-Sieger. «Es war immer mein Traum, ein Formel-1-Rennen zu fahren, dieser Traum wird nun wahr. Auch wenn es etwas später passiert, als es eigentlich geplant war.»

«Ich hoffe, die Leute erwarten nicht zu viel von mir, denn ich weiss, wie viel ich zu lernen habe. Aber ich traue mir das zu, weil ich ja die ganzen Jahre auch in Japan immer Einsitzer gefahren habe. Die Super-Formula-Renner sind ziemlich schnell, da mache ich mir nicht so Sorgen. Ich glaube sogar, dass die Super Formula nach der Formel 1 die schnellste Einsitzer-Formel ist.»

Am Montag sass André im Simulator – wieviel Hybrid-Erfahrung aus dem Audi konnte er da einbringen?

André: «Da gibt es schon Parallelen zwischen dem Audi und dem Formel 1. Ich muss auch im Sportwagen sehr viel verstellen, von daher bin ich es mir gewöhnt, am Lenkrad Einiges zu arbeiten. Es gab nun auch keine Überraschungen im Simulator. Alles fühlte sich sehr schlüssig und logisch an. Bleibt abzuwarten, ob das im Rennwagen auch so sein wird.»

Ging die Eau Rouge im Simulator voll?

Lotterer grinst: «Nein, das ging nicht. Denn die Formel-1-Autos haben nicht mehr so viel Abtrieb wie früher. Die Leistung ist beträchtlich, aber nochmals – das macht mir keine Sorgen. Wie ich mit dem Abtriebsniveau zurecht komme, wird sich zeigen.»

Sein Ziel für Spa-Francorchamps: «Ich will ein fehlerfreies Wochenende zeigen. Wenn ich das Team mit meiner Erfahrung und einer guten Leistung nach vorne bringen kann, dann freue ich mich. Ich will ein so gutes Wochenende wie möglich zeigen. Das ist für mich keine Spassveranstaltung. Ich will mich raschmöglichst mit dem Wagen und den Arbeitsabläufen vertraut machen, dann sehen wir weiter. Wenn sich eine Chance eröffnet, dann will ich die natürlich nutzen.»

Lotterer hat im Sportwagen allein dieses Jahr 4800 Kilometer abgespult – mehr als jeder Formel-1-Fahrer im Feld. André rechnet: «Hm, da waren die 6 Stunden von Spa, dann die 24 Stunden und noch ein kleineres Rennen. Es könnte also leicht noch mehr sein als die 4800 Kilometer! Aber als grossen Vorteil sehe ich das nicht: die meisten Piloten hier kennen den Kurs in- und auswändig.»

André Lotterer brauchte für den Einsatz zwei Freigaben – eine von Audi und eine von TOM’S in Japan. Wie schwer war es, die zu erhalten? Der Duisburger antwortet: «Die von Audi kam ganz schnell, die freuen sich sehr mit mir. In Japan waren sie jetzt nicht so happy, weil ich das Rennen in Motegi auslassen muss, um hier in Belgien zu fahren.»

André Lotterer befindet sich in einer steilen Lernkurve. Das gilt auch für das Tempo im Umgang mit den Medien: Die Caterham-Dame unterbricht Lotterer mitten im Satz, um ihn zu den englischsprachigen Kollegen zu schleifen ...

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