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BMW-Pilot Sims: Formel E wird mental herausfordernd

Von Rob La Salle
Alexander Sims im BMW

Alexander Sims im BMW

Am 15. Dezember beginnt mit dem Auftaktrennen in Ad Diriyah die erste Saison für das BMW i Andretti Motorsport Team in der Formel E. Alexander Sims wird dann sein Renndebüt im BMW iFE.18 geben.

Er verfügt über langjährige Erfahrung im Formel- und GT-Sport und hat für BMW Motorsport bereits große Siege errungen. Nach den positiv verlaufenen Testfahrten im BMW iFE.18 in Valencia ist Sims nun bereit für Saison 5 der weltweit ersten Formelrennserie für Elektrofahrzeuge. Im Interview bewertet er die sportlichen und technischen Herausforderungen der Formel E.

Alex, Sie waren als BMW Werksfahrer bisher im GT-Sport sehr erfolgreich. Aber auch im Formelsport haben Sie viel Erfahrung, richtig?

Das stimmt. Ich denke, ich hatte eine relativ normale Formelkarriere. Zu Beginn bin ich zwei Jahre in der Formel Renault angetreten, danach war ich zwei Jahre in der Formel 3 Euroserie am Start. Dann bin ich noch eine Saison GP3 gefahren. Nachdem ich 2012 in den GT-Sport gewechselt war, habe ich auch noch einige Rennen in der Formel 3 und der GP3 absolviert, doch ich habe mich schnell auf meine Renneinsätze für BMW Motorsport konzentriert. Mein bislang letztes Rennen in einem Formelauto war der Macau F3 Grand Prix 2016.

Sie sind in den vergangenen Jahren viele verschiedene BMW Rennfahrzeuge gefahren. Hilft Ihnen diese Vielseitigkeit dabei, sich schnell in der Formel E einzugewöhnen?

Meine Erfahrung in vielen verschiedenen Rennfahrzeugen hat sicher die Bandbreite meiner fahrerischen Fähigkeiten erweitert. Das hilft mir bei der Anpassung an die Formel E sehr, denn die Rennserie erfordert im Vergleich zu konventionellen Rennfahrzeugen und Strecken in vielerlei Hinsicht eine andere Herangehensweise. Ich habe gelernt, Stärken und Schwächen unterschiedlicher Fahrzeuge zu verstehen und auf allen möglichen Kursen die bestmögliche Rundenzeit aus ihnen herauszuholen. Sich schnell anpassen zu können wird in der Formel E mit all ihren unterschiedlichen und meistens sehr welligen Straßenkursen von entscheidender Bedeutung sein. Darüber habe ich bereits mit António Félix da Costa geredet. Er kann mir mit seiner Erfahrung sehr helfen.

Aus technischer Sicht: Was ist beim BMW iFE.18 im Vergleich zu Rennfahrzeugen mit Verbrennungsmotor die größte Herausforderung?

Es ist schwierig, eine große Herausforderung zu benennen, da es viele Dinge gibt, an die ich mich anpassen muss. Die Formel E unterscheidet sich enorm von konventionellen Rennserien. Was mich wirklich überrascht hat, ist die große Freiheit, die ich habe, wenn es darum geht, die Software perfekt an meinen Fahrstil anzupassen. Die meiste Zeit in meiner Karriere im Formel- und GT-Sport waren die Möglichkeiten, Dinge im Sinne des Fahrers zu verändern, ziemlich begrenzt. Das Schöne am Elektromotor ist seine große Flexibilität. Ein anderes großes Thema für mich ist das Verständnis alle Systeme, die du für das Energiemanagement in der Formel E zur Verfügung hast. Mit den anderen Jungs Rad an Rad auf der Strecke zu kämpfen und gleichzeitig das Energiemanagement und die Rennstrategie im Kopf zu haben, erfordert eine Menge Multitasking. Generell wird die Formel E eine fantastische mentale Herausforderung sein – und ein großer Spaß!

Wie bewerten Sie die positiven Testergebnisse in Valencia?

Bis jetzt läuft alles gut. Aber es ist eine Sache, in Valencia eine schnelle Rundenzeit zu fahren, wo man eine weitläufige Strecke hat, die auch mal einen kleinen Fehler verzeiht. Das sieht auf den engen Straßenkursen ganz anders aus. Ich denke, der BMW iFE.18 ist ein großartiges Fahrzeug, aber für mich als Rookie werden die Rennwochenenden eine große Herausforderung werden. Ich rechne nicht damit, gleich im ersten Rennen in der Spitze dabei zu sein. Ich werde in einer anspruchsvollen und hart umkämpften Rennserie wie der Formel E erst einmal viel lernen müssen.

Worauf freuen Sie sich in der Formel E am meisten?

Ich glaube, die sehr intensiven Rennwochenenden werden viel Spaß machen. Aufgrund des engen Zeitplans wird es darauf ankommen, gemeinsam mit den Ingenieuren schnelle Entscheidungen zu treffen. Auch die Rennen selbst werden bestimmt großartig. Ich bin sehr aufgeregt, wieder mehr Straßenrennen zu bestreiten. Diese Kurse zählen in der Regel zu den besten auf der Welt und verleihen den Rennen immer einen ganz speziellen Reiz.

BMW nutzt die Formel E als Tech Lab für iNEXT. Wie bewerten Sie als Fahrer die Synergien zwischen Serienentwicklung und Motorsport?

Unsere Rolle im Kreislauf zwischen Serienentwicklung und Motorsport besteht sicher darin, auf der Rennstrecke Dinge zu lernen, die wertvoll für den Entwicklungsprozess für zukünftige Generationen von Elektromotoren sind. Im Motorsport haben wir die Fähigkeit, kurzfristige Änderungen vorzunehmen, um sehr schnell Verbesserungen zu erzielen. Wenn wir ein Problem haben, brauchen wir innerhalb weniger Wochen oder sogar Tage eine Lösung. In Punkto Entwicklungsgeschwindigkeit ist der Motorsport der Serienentwicklung überlegen.

Wie groß ist Ihr Interesse an der Technik in der Formel E? Reden Sie mit Ingenieuren über Details des Antriebsstrangs?

Ich fand es sehr interessant, bei einigen der frühen Tests dabei zu sein und die Design-Ingenieure zu treffen, die normalerweise nicht bei den Rennen vor Ort sind. Es war toll, mit ihnen über die Charakteristiken des Antriebsstrangs zu sprechen. Ehrlich gesagt interessiere ich mich noch mehr für die technischen Details des BMW iFE.18 als für die Details eines Fahrzeugs mit Verbrennungsmotor. E-Mobilität fasziniert mich persönlich einfach noch mehr.

Sie engagieren sich generell für den Fortschritt der Elektromobilität. Erzählen Sie uns etwas darüber.

In Großbritannien bin ich Vorsitzender der Charity-Organisation ‚Zero Carbon World’. Wir statten Hotels, öffentliche Attraktionen und Parkplätze mit Ladestationen für Elektrofahrzeuge aus. Im Prinzip verbessern wir die Infrastruktur an Ladestationen überall dort, wo wir denken, dass es nötig ist.

Wo steht Elektromobilität Ihrer Meinung nach in ihrer Entwicklung?

Ich beobachte eine starke Entwicklung. Als ich vor sechs oder sieben Jahren mein erstes Elektrofahrzeug hatte, gab es kein Netzwerk an Ladestationen. Ich musste ein Verlängerungskabel durchs Fenster meines Hotelzimmers legen, um mein Auto zu laden. Im Vergleich dazu ist der heutige Standard ziemlich beeindruckend, und ich bin zufrieden damit. Aber realistisch betrachtet befinden wir uns in einer Übergangsphase. Es ist schon viel passiert, aber es muss noch viel mehr getan werden, um die Infrastruktur auf noch deutlich mehr Elektrofahrzeuge auf den Straßen vorzubereiten. Ich persönlich muss aber schon heute keine Kompromisse mehr machen, wenn ich mit dem Elektrofahrzeug in Großbritannien unterwegs bin.

Schauen wir zum Schluss auf Ihr Formel-E-Debüt: Was erwarten Sie vom ersten Rennen in Ad Diriyah?

Sagen wir es so: Ich bin verhalten optimistisch. Ich habe großes Vertrauen in die Arbeit des BMW i Andretti Motorsport Teams. Sie haben fantastische Ingenieure und viel Erfahrung. Aber ich bin ein Rookie und will daher nicht zu viel versprechen. Ich hoffe auf das Beste, bin aber auch auf schwierige Zeiten vorbereitet.

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