Lukas Tulovic: «WM ist eine andere Hausnummer»
Lukas Tulovic vom Team Triple M Ducati Frankfurt hatte es am Sonntag sogar in die offizielle Mitteilung der Superbike-WM geschafft. Von einer ansprechenden Leistung bei seinem WM-Debüt im spanischen Jerez ist dort die Rede. Beim Blick auf die blanken Zahlen war die Reise zum Saisonfinale für Tulovic, der Ende September seinen ersten Titel in der IDM Superbike kassieren konnte, der berühmte Sprung ins kalte Wasser.
Eine gute Viertelstunde hatte die Sitzprobe auf der Ducati des offiziellen Superbike-Testteams in Italien gedauert, bis es am vergangenen Freitag ohne eine Probefahrt gleich ans Eingemachte ging. Nach einer 1:40,510 min im ersten freien Training blieb er der 1:40er-Zeit über das Wochenende treu. Nur in der Superpole quetschte er sich seine persönliche Bestzeit mit einer 1:39,299 min aus den Rippen. Im zweiten freien Training hatte er mit 1,526 Sekunden den geringsten Abstand zur Spitze.
Im ersten Rennen am Samstag holte er Platz 17, im Superpole-Race am Sonntag wurde es Platz 16. Das Ende der von seinem Teamchef Matthias Moser angezettelten WM-Reise endete früher als geplant: Mit einem Ausrutscher im zweiten Rennen, in Turn 1 der elften Runde.
Während es für seinen IDM-Teamchef Matthias Moser, der die Wildcard-Nummer möglich gemacht hatte, am Montag zu Entspannung an den Strand ging, reiste Tulovic auf direktem Weg nach Hause. Nach einer mehr als kurzen Verschnaufpause ist ab Freitag Nachtschicht angesagt. Für den TV-Sender Sky sitzt Tulovic am Mikrofon und kommentiert die MotoGP-Rennen von Malaysia. «Vielleicht mache ich im Winter ein wenig Urlaub», erklärte er nach der Landung in Frankfurt und stürmte gleich weiter.
«Die WM ist einfach eine andere Hausnummer», beschrieb er seinen Jerez-Ausflug. «Das wird einem bewusst, wenn man selbst die Chance hat, daran teilzunehmen. Neues Motorrad, neues Team, neue Elektronik und neue Reifen. Die Herausforderung war ganz klar.» Tulovic war mit dem Testmotorrad des Ducati-Teams am Start. «Ich habe mich über das Wochenende immer besser reingearbeitet, habe angefangen das Motorrad zu verstehen, habe viel mehr über Elektronik und Reifenmanagement gelernt und meinen Fahrstil daran angepasst.»
«In der Superpole habe ich nicht das Maximum aus dem ultra-soften SCQ rausholen können und bin auf dem Weg zu einer 1.38 leider in der letzten Kurve gestürzt», lautete sein Bericht nach Platz 20. «In Rennen 1 hatte ich mit einem enorm stark abbauendem Vorderrad zu kämpfen und war froh, dass ich das Rennen beenden konnte. Hieß Platz 17. Analysiert, verstanden, Sonntag besser machen.»
Nach dem 16. Platz im Sprint-Rennen ging Tulovic erneut hart mit sich ins Gericht: «Zu viel in der Anfangsphase verloren», meinte er kurz knapp. «Rennen 2 bin ich wieder nicht gut gestartet. Dann habe ich meinen Rhythmus aufgebaut und ab Runde 5 bin ich Zeiten gefahren, wie die Fahrer auf den Plätzen 10 bis 12. Ausgang der letzten Kurve hatte ich dann einen heftigen Wackler, war nur fokussiert auf den Vordermann und habe in Kurve 1 rein dann in eine leere Bremse gegriffen. Ein winziger Moment der Unaufmerksamkeit, der stark bestraft wurde. Mehrfach gepumpt und die Bremse kam wieder, aber zu spät, sodass ich das Bike im Kies hinschmeißen musste, um nicht in die Wand zu krachen.»
Das Ende war zwar nicht ganz wie geplant, aber ansonsten war Moser voll des Lobes über seinen Fahrer. «Lukas hat sich natürlich geärgert, dass er in der Kurve abgeflogen ist», wusste er. «Im Rennen war er gut dabei. Das Motorrad fühlt sich schon sehr anders an. Aber wir sind echt zufrieden, auch das Ducati-Team war beeindruckt, wie Lukas gleich bei der Musik dabei war. Ducati hatte uns wirklich ein Top-Motorrad hingestellt. Es war so wie das von Bulega. Ich habe noch nie so viele Mechaniker an einem Motorrad gesehen.»
«Es gilt, das Positive mitzunehmen», so Tulovic. «Ich habe mich ohne Vorbereitung auf ein Superbike gesetzt und hatte am Ende des Rennwochenendes die Pace, um in die Punkte zu fahren. Ich möchte mich vor allem bei meinem Team für die Möglichkeit der Wildcard bedanken!»
Moser und Tulovic, die sich bereits über die Zusammenarbeit in der IDM 2026 geeinigt haben, hätten sicherlich Spaß an weiteren WM-Besuchen. «Das Problem ist», so Moser, «man benötigt ein passendes Motorrad. Mit einem Stock-Motorrad braucht man da nicht anfangen. Für das letzte Wochenende konnten wir eben das Motorrad vom Ducati-Testteam haben. Das wurde nach dem Ende der Testarbeiten nicht mehr gebraucht. Aber die neuen Mopeds sind knapp. Wir erhalten unsere Motorräder Mitte Dezember und dann geht die Arbeit erst so richtig los.»










