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Film über Ronnie Peterson: Der geborene Quer-Lenker

Von Mathias Brunner
​Ein Film feiert das Leben von Ronnie Peterson, der 1978 verstorben ist. Niki Lauda sagt: «Ich kannte keinen, der ein Formelauto so quer um die Ecken fahren konnte, aber jederzeit die Kontrolle behielt.»

Sie nannten ihn «Superswede», den Super-Schweden, und der Vergleich mit dem Comic-Helden Supermann ist nicht unangemessen, denn die Fahrzeugbeherrschung des legendären Ronnie Peterson war nicht von dieser Welt. Sein March-Stallgefährte Niki Lauda sagt: «Ich kannte keinen, der ein Formelauto so quer um die Ecken fuhr, aber jederzeit die Kontrolle behielt. Ich konnte nicht begreifen, wie er es schaffte, nicht von der Bahn zu fliegen.»

«Superswede» feiert das Leben von Ronnie Peterson, den wir 1978 verloren haben. Bei einem Startunfall in Monza zog sich der Nordländer Beinbrüche zu, in der Nacht auf Montag verstarb er an einer Fettembolie. Der Film begleitet Ronnie Petersons Tochter Nina Kennedy zu verschiedenen Weggefährten und an Orte, wo ihr Vater gefahren ist. Der Film lebt von den eindrucksvollen Erinnerungen der Peterson-Weggefährten – Niki Lauda, Emerson Fittipaldi, Jody Scheckter, Jackie Stewart, John Watson. Fittipaldi sagt stellvertretend für seine Kollegen: «Wenn du vor einer Reise zum nächsten Rennen die Tür deiner Wohnung abgeschlossen hast, dann ging dir durch den Kopf – ob ich wohl zurückkomme? Die Gefahr hat die Piloten zusammengeschweisst. Das erzeugte ein Band, das es heute nicht mehr gibt.»

Wir sehen tolle Bilder aus Ronnies Jugend, wenn sein Bruder Tommy erzählt, wie ein kleiner Traktor zum ersten Renngefährt umgebaut wurde. Die Filmproduzenten konnten auf Super-8-Streifen der Familie Peterson zurückgreifen. Ronnies Vater Bengt baute ihm den ersten richtigen Go-Kart. Das Talent von Peterson war offensichtlich. Schon 1969 tauchte er in der Formel 3 auf und gewann das prestigeträchtigste aller Rennen dieser Nachwuchsklasse, in Monaco. John Watson: «Wir lebten wie ein ziehender Stamm, von Rennstrecke zu Rennstrecke, wir reisten zusammen. Ich bewunderte heimlich Ronnie. Alle wussten – er ist ein kommender GP-Star.»

In Montlhéry 1969 überlebt Peterson einen Überschlag mit brennendem Auto, er war mit einem Rad an einem Strohballen hängen geblieben. March-Gründungsmitglied Max Mosley förderte ihn und stellte die Weichen in die Formel 1. Jackie Stewart über Petersons Debüt 1970: «Er kannte nur einen Fahrstil, als Quer-Lenker, Heck raus, ständig am Limit balancierend, wir waren ein wenig irritiert, aber die Fans liebten das.»

Niki Lauda: «Als wir beide bei March angestellt waren, frage ich ihn, ob ich jeweils mit ihm ins Rennwagenwerk von Bicester fahren könne. „Kein Problem“, meinte er. Er holte mich mit diesem grossen Mercedes ab. Ich merkte bald: Der Kerl bremst mit dem linken Fuss. „Wieso machst du das?“ wollte ich wissen. „Weil ich dadurch schneller fahren kann im Rennwagen.“ Ich hatte von Linksbremsen noch nie etwas gehört. Aber er hatte Recht – es war schneller. Ronnie war absolut furchtlos.»

Das zeigt sich auch in den zahlreichen Fotos und Filmen aus den 60er und 70er Jahren. Alleine deshalb ist dieser Film jeden Cent wert.

Für 1973 wechselte Peterson an die Seite von Emerson Fittipaldi in den Lotus-Rennstall von Colin Chapman. Die ersten Siege kamen: Le Castellet, Österreichring, Monza, dann Watkins Glen. Die Gefahr blieb ein ständiger Begleiter: Stewarts Tyrrell-Stallgefährte François Cevert stürzte im Training zum Grossen Preis der USA zu Tode. Sir Jackie Stewart: «Ich begab mich an die Unfallstelle, heute bereue ich das. Es war der fürchterlichste Tod, den man sich vorstellen konnte.» Jody Scheckter: «Ich war fassungslos, ich hatte noch nie erlebt, dass ein Fahrer sein Leben verliert. Jackie sagte zu mir: „Geh nicht dort hin, das willst du nicht sehen.“ Als später das Training wiederaufgenommen wurde, dachte ich: Wie können alle nur weitermachen, als sei nichts gewesen?»

Wir sehen Bilder vom 1976er Unfall von Niki Laudas. Der Wiener im Peterson-Film: «Ich war nicht überrascht davon, dass ich einen Crash hatte. Ich war überrascht, dass ich überlebt hatte.»

Mario Andretti, Petersons Teamgefährte 1978 und 1979: «Wir kannten alle die Risiken. Nach um Unfall von Ronnie in Monza wollte ich ihn am Montagmorgen besuchen gehen. Als ich in Italien an eine Zahlstelle kam, sagte der Mann im Häuschen: „Sie sind doch Mario Andretti. Haben Sie es gehört? Ronnie Peterson ist tot. Es kam eben im Radio.” Ich war fassungslos.»

Jackie Stewart: «Lotus war bekannt dafür, die schnellsten Auto der 70er Jahre zu bauen. Aber Colin Chapman liebte den Leichtbau und scheute sich nicht davor, Grenzen auszuloten.»

Niki Lauda: «Die Fahrer hatten eine Hassliebe zu Chapman. Jeder wollte seine Lotus fahren, denn sie waren schnell. Aber jeder wusste, dass sie gefährlich sind.»

Es ist ergreifend, wie die Wegbegleiter von Ronnie Peterson im Film sprechen. Einige schämen sich ihrer Tränen nicht, so sehr wühlt sie das Thema auf. Seine Gattin Barbro hat den Verlust ihres Ronnie nie überwunden, 1987 nahm sie sich das Leben.

Emerson Fittipaldi: «Ronnie hatte die Gabe erhalten, ein Auto schneller zu fahren als das den meisten anderen Rennpiloten möglich war. Er war immer ein fairer Gegner, abseits der Rennstrecke lebenslustig, ein feiner Kerl. Ich vermisse ihn noch heute.»

Superswede
Ein Film über Ronnie Peterson
Von Henrik Jansson-Schweizer
DVD Region 2 (Europa) oder Blu-ray
Laufzeit 91 Minuten
In englischer und schwedischer Sprache
Für 14 Euro im Fachhandel

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