Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Sam Lowes: Heftige Breitseite gegen Fred Corminboeuf

Von Johannes Orasche
«Ich wurde im Swiss Innovative Investors Team ausgenutzt, das tut weh», sagt Moto2-Ass Sam Lowes. Der Brite spricht über seine schlechten Erfahrungen und persönlichen Enttäuschungen im Schweizer Team 2018.

Der Engländer Sam Lowes hat zweifellos eine nicht alltäglich Moto2-WM-Statistik vorzuweisen. In 72 Rennen stand der Brite elf Mal auf dem Podium, er heimste insgesamt drei GP-Siege ein, acht Pole Positions und belegte in der WM 2015 für Speed-up am Ende Rang 4. Für 2016 ging es zu Gresini (Kalex) und dann folgte 2017 das Fiasko bei Aprilia in der MotoGP-WM. Mittlerweile ist er über den Umweg des Swiss Innovativ Investors-Team von Fred Corminboeuf wieder bei Gresini angekommen, also dort wo er 2015 bereits fuhr.

2019 soll bei Lowes der Generalangriff auf die Moto2-WM-Krone erfolgen. «Ich bin stolz, wieder bei Gresini zu sein. Ich habe ein großartiges Team hinter mir», betont Lowes. An sein 2018er-Jahr bei der Truppe von Corminboeuf will Lowes am liebsten gar nicht mehr denken. Wie Tom Lüthi wartet auch der 28-Jährige aus Lincolnshire noch auf seine Gage. «Sie haben meinen guten Charakter ausgenutzt», bekräftigt die Frohnatur Lowes gegenüber MCN.

Der Supersport-Weltmeister von 2013 erinnert sich: «Als wir von den Übersee-Rennen im Frühjahr 2018 zurück nach Europa kamen, hörte ich Gerüchte. Nach den Tests in Aragón, als ich ein neues Chassis und andere neue Teile verwendet habe und damit schnell war, hatten wir nie mehr das neue Material zur Verfügung. KTM hat sich kaum um unseren Input gekümmert, weil wir im Vergleich zum offiziellen Ajo-Team auf unterschiedlichem und altem Material unterwegs waren. Das Team meinte, es wären nur ganz kleine Unterschiede, aber es hatte alles eine Auswirkung auf die Performance.»

Fakt ist: KTM sammelte beim SII-Team so manche neuen Entwicklungsteile wieder ein, weil sie nicht bezahlt wurden.

Später wurde es noch intensiver, schildert Lowes, der zugibt, auch selbst Fehler gemacht zu haben: «Es gab eine Art Missverständnis zur Mitte des Jahres, als wir über Geld und die Arbeitsweise des Teams diskutiert haben. Der Teamkoordinator fragte, seit wann Geld mit der Performance eines Fahrers zusammenhängt. Ich hätte mich am liebsten umgedreht und ihm gesagt, dass es jede verdammte Minute einen Einfluss hat. Es waren am Ende viele Dinge, die mich beeinflusst haben. Und überhaupt nicht bezahlt zu werden, hat mich definitiv beeinflusst.»

Lowes beschreibt seinen damaligen Gemütszustand sehr anschaulich: «Zu wissen, dass man auf altem Material fährt und auch keine neuen Ersatzteile kommen, nicht bezahlt worden zu sein und dass auch meine Jungs nicht bezahlt werden, hat es sehr hart für mich gemacht. Vielleicht habe ich mich auch ein wenig zu sehr in die Sache hineingesteigert, weil ich wusste, dass auch meine Mechaniker auf Geld warten. Jedes Mal, wenn man aus der Box fährt, fühlt es sich bereits an, als wäre man gestürzt. Man beginnt alles zu hinterfragen.»

Der Zwillingsbruder von Yamaha-SBK-Pilot Alex Lowes bekräftigt: «Ich bin auch nur ein Mensch und hatte abseits der Rennstrecke ein großes Jahr mit der Geburt meiner Tochter. Ich habe alle Teammitglieder gut behandelt, aber sie haben mich überhaupt nicht respektiert. Sie haben meine fröhliche Natur und meinen Charakter ausgenutzt, das tut weh. Ich begann, mich selbst zu hinterfragen. Doch als ich Ende der Saison auf das Gresini-Bike gehüpft bin war mir klar, dass ich mit all meinen Einschätzungen 110 Prozent richtig gelegen hatte.»

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