Randy Krummenacher: Muss er die Einstellung ändern?

Von Günther Wiesinger
Randy Krummenacher beim Valencia-Test mit JiR im November

Randy Krummenacher beim Valencia-Test mit JiR im November

Nach den Moto2-WM-Rängen 18, 18, 17 und 24 muss Randy Krummenacher 2015 unbedingt eine klare Steigerung zeigen. JiR-Teamchef Luca Montiron will konstant Top-Ten-Plätze sehen.

Randy Krummenacher (24) bereitet sich gewissenhaft auf die Moto2-WM 2015 vor, die er beim Japan Italy Racing-Team (JiR) auf einer Kalex bestreitet. Er weiss, er muss endlich etwas zeigen, wenn er nicht als ewiges Talent abstempelt werden soll.

Krummenacher befand sich im KTM 125-Junior-Team 2006 auf einem ähnlichen Niveau wie Stefan Bradl, er war teilweise sogar schneller, er schaffte schon 2007 beim Barcelona-GP Platz 3, in seiner ersten Moto2-Saison 2011 glänzte er auf dem Sachsenring mit Platz 4.

Aber der Zürcher Oberländer konnte die Erwartungen seither nicht mehr erfüllen, eine schwere Gehirnerschütterung 2013 in Silverstone warf ihn für mehr als ein halbes Jahr aus der Bahn, er wirkte ausgebrannt und leistete sich 2014 bei IodaRacing ein schwaches letztes Saisondrittel. Er kassierte im Vorjahr nur 24 Punkte, in der Debütsaison 2011 hatte er 52 Punkte erobert.

Momentan bereitet sich Krummenacher mit einer Honda CBR 600RR (mit ExternPro-Moto2-Motor) in Cartagena auf die ersten IRTA-Tests vor, er will auch in Frankreich noch trainieren, bevor er in Valencia auf die Moto2-Gegner trifft.

Alex De Angelis (zwei Siege in Australien 2010 und 2011) und Simone Corsi haben für JiR in der Moto2-Klasse Siege und Podestplätze erzielt.

2012 gewann Johann Zarco für JiR die «Rookie of the Year»-Wertung, er schaffte den zehnten WM-Rang.

Randy Krummenacher soll bei JiR wieder an alte Erfolge anschliessen. SPEEDWEEK.com interviewte JiR-Teamchef Luca Montiron.

Luca, was erwartest du in der kommenden Saison von Randy Krummenacher? Er hat 2014 nur einen Top-Ten-Platz erreicht und hat kürzlich gesagt: Ich bin selber meiner grösste Baustelle.

Bevor ich mich zur Verpflichtung von Randy entschieden habe, habe ich seine Performance analysiert. Dabei habe ich herausgefunden, dass er in seiner ersten Moto2-Saison 2011 auf Kalex 52 WM-Punkte eingesammelt hat. Sein bestes Ergebnis war Platz 4 beim GP von Deutschland. Dort ist mein damaliger Fahrer Alex De Angelis auf Platz 3 gelandet.
Durch Randys Ergebnisse von 2011 ist meine Entscheidung für Kalex gereift. Randy ist immer noch ein recht junger Fahrer. Mit einem professionellem Team und mit einem Kalex-Motorrad könnte er die Einstellung ändern, mit der er an ein GP-Wochenende herangeht.
Ich wünsche mir, dass es uns gelingt, Randy wieder an die Spitze heranzuführen. Wenn Randy besser und konstanter werden will, muss er verstehen, wo die Schlüsselpunkte auf den verschiedenen GP-Pisten sind. Jene Fahrer, die sich besser an die Erfordernisse anpassen als die andern, werden den Unterschied ausmachen.
Wir befassen uns sehr stark mit der Mentalität von Randy. Wir haben ihm eingeschärft, dass er seinen Approach ändern muss.
Die Kalex sollte ihm dabei helfen.

Krummenacher war zu Beginn seiner 125er-Karriere nicht viel langsamer als Tom Lüthi. Domi Aegerter war damals kein Gegner für ihn. Heute ist er weit von seinen damaligen Erfolgen entfernt. Er macht sich zu viel Druck. Er trainiert verbissen, er wirkt manchmal ausgebrannt, er zweifelt. Er lasse keine Ratschläge an sich heran, ist aus seinem Umfeld zu hören. Irgendwie ist ihm die Leichtigkeit abhanden gekommen, die Freude am Fahren. Er ist 2014 oft gestürzt, dadurch litt das Selbstvertrauen.

Ja, Randy muss verstehen, dass er seine Taktik und seine Herangehensweise ändern muss.
Zuerst muss er sein Selbstvertrauen wiederherstellen, dann kann er beim nächsten Test oder Rennen seine Performance weiter verbessern.
Der Fahrer muss verstehen, wie die Moto2-WM funktioniert.

Randy war bisher oft zu ungeduldig. Das führte zu Stürzen und Verletzungen. Manchmal wurde er allerdings unschuldig in Crashes verwickelt, wie zum Beispiel in Silverstone 2013.

Randy muss sein Training und seinen Approach ändern. Er muss einsehen, dass wir einen Schritt nach dem anderen machen müssen.
Wir können nicht erwarten, dass wir beim ersten Grand Prix in der ersten Reihe stehen. Aber wir müssen die Tests gut nützen und uns in eine gute Situation bringen.
Bisher können wir mit Randys Moto2-Ergebnissen nicht zufrieden sein. Ein vierter Platz in vier Jahren, das reicht nicht. Deshalb müssen anders an die Saison herangehen.

Wie lange wird es dauern, bis Randy bei JiR unter die Top-Ten fahren kann?

Unser Ziel wird sein, gleich am Anfang Top-Ten-Plätze anzupeilen. Jetzt stehen wir am Anfang. Bei den Wintertests werden wir uns wirkungsvoll auf den Katar-GP vorbereiten.
Wir machen ihm keinen besonderen Druck. Wenn Randy clever ist, wird er die Schlüsselpunkte verstehen. Er wird den Stil verstehen, mit dem das JiR-Team ans Werk geht. Wir werden sein Trainingssystem umstellen. Mit Andrea Viviani einen sehr erfahrenen Crew-Chief, der schon drei Jahre bei JiR arbeitet.

Manchmal hat man den Verdacht, Randy trainiere zu viel, er belastet sich zu stark, die Regeneration kommt zu kurz.

Hm. Ja, ja. Manchmal kommt es nicht auf die Menge des Trainings an, sondern auf die Qualität und Intensität.
Wir haben zum Beispiel im November in Jerez mit Randy getestet. Ich habe ihm viel Druck gemacht, ich habe ihn sehr ausgiebig draussen auf der Strecke beobachtet. Ich habe ihm klargemacht, dass wir bei jedem Run ein gutes Ergebnis brauchen, bei trockener Piste, halbnasser Piste, bei nasser Piste. Er hat dann gut abgeschnitten.
Aber vielleicht müssen wir noch ein spezifisches Training machen, weil er auf manchen Pisten mehr Mühe hat als auf anderen. Deshalb sage ich, Randy muss sich über die Schlüsselstellen der unterschiedlichen GP-Strecken Gedanken machen.

Randy Krummenacher hat bisher seine besten Ergebnisse immer in Barcelona und auf dem Sachsenring erzielt. Dort fährt er eine Klasse besser als auf den meisten anderen Pisten.

Ja. Dazu kommt: Sachsenring und Barcelona sind zwei komplett unterschiedliche Circuits. Das heisst, er hat das Potenzial, auf anderen Pisten ähnliche Leistungen zu vollbringen.
Aber wenn der Rückstand im Kopf zustande kommt, haben wir ein Problem. Dann müssen wir daran arbeiten, seine Einstellung zu ändern.
Die heutige Generation von Moto2-Fahrern hat Glück, wenn man sie mit den früheren 250er-Piloten vergleicht. Alle haben die gleichen Motoren, alle haben praktisch das gleiche Chassis, bei der Getriebeübersetzung gibt es nicht viel Spielraum, ein gibt Einheitsreifen und Einheitsschmierstoffe. Der Fahrer muss sich nur ums Fahren kümmern. Das ist ein klarer Vorteil.

Dein Team heisst Japan Italy Racing. Aber du hast keine Bikes aus Japan mehr und keine Fahrer mehr aus Italien. Du solltest es angesichts von Kalex und Krummenacher auf Germany Switzerland Racing umtaufen?

(Er lacht). Nein, denn ich möchte vor dem Saisonstart für eine Überraschung sorgen.

Rechnest du mit einem neuen Hauptsponsor?

Ich weiss es nicht. Wir werden sehen... Wir arbeiten daran.

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