KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Sandro Cortese (18.): «Die Situation ist sehr hart»

Von Günther Wiesinger
Sandro Cortese sprach im Winter vom Moto2-WM-Titel, jetzt ist er WM-Elfter, Startplatz 18 in Le Mans. Samstagfrüh stürzte er wegen Nakagami schwer, der Japaner bekam einen Strafpunkt.

Sandro Cortese war mit hohen Erwartungen in seine dritte Moto2-Saison eingestiegen, er wollte Rennen gewinnen, sich unter den ersten drei etablieren und um den WM-Titel fighten.

Aber der Kalex-Pilot erlebt eine schwierige Phase seiner Karriere. Er stürzte im Rennen in Jerez ausserhalb der Top-Ten, dann fabrizierte er in den Tagen danach beim Test in Aragón zwei weitere Stürze, er schloss den Freitag in Le Mans an 18. Position ab, er stürzte Samstagfrüh wieder – und kam im Qualifying nur auf Platz 18. Der Rückstand auf Bestzeithalter und Moto2-Rookie Alex Rins beträgt 1,085 Sekunden.

Die Stimmung im Dynavolt Intact GP-Team ist gedrückt, Technikdirektor Jürgen Lingg ist die Ratlosigkeit anzusehen.
Auch Sandro Cortese, Moto3-Welt,eiser 2012 und siebenfacher GP-Sieger, ist kleinlaut geworden.

Die Saisonziele müssen schon vor dem fünften Rennen revidiert werden, jetzt ist nicht mehr von Top-3-Plätzen die Rede, sondern von Schadensbegrenzung.

In den ersten drei Rennen gelang Cortese zweite neunte Ränge und Platz 14 in Texas, in der WM-Tabelle liegt er auf Platz 11.

Sandro, du hast Samstagfrüh nach dem Crash ziemlich geschimpft, am Nachmittag bist du mit Jürgen Lingg zu Race Director Mike Webb gegangen. Du hast dich beschwert?

Ja, im Bergaufstück im ersten Sektor, es war beim Rausbeschleunigen, da siehst du die nächste Kurve nicht. Ich bin in der Runde vorher meine schnellste Runde gefahren, ich habe mich dann im Sektor 1 weiter verbessert – und auf einmal steht Nakagami mitten auf der Ideallinie und dreht sich um. Ich kam im vierten Gang mit Vollgas angebraust. Ich konnte nur noch schnell zurückschalten, um das Motorrad zu bremsen, dann bin ich per Highsider abgeflogen. Wenn ich mich nicht für dieses Ausweichmanöver entschieden hätte, wäre ich Vollgas in Nakagami reingeflogen.

Und was ist dann bei der Race-Direction rausgekommen?

Sie haben Nakagami einen Penalty-Point gegeben. Es wurde festgestellt, dass mein Sturz die Schuld von Nakagami war, er hat mitten auf der Piste gewartet und hat eine 2-min-Runde gedreht.

Der Frankreich-GP verläuft bisher enttäuschend. 18. Startplatz, am Freitag warst du auch nur an 18. Stelle?

Eigentlich habe ich auf dieser Strecke nie Mühe gehabt.
Wir müssen uns momentan aus der Situation, in der wir uns gerade befinden, ein bisschen rausmanövrieren. Mit dem Sturz in Jerez, dann haben wir hier gestern am Freitag ein paar Probleme gehabt von der Abstimmung her. Samstagfrüh ging's eigentlich, dann ist der Sturz passiert. Ich konnte dadurch im FP3 nur sechs Runden fahren. Da konnte ich auch kein optimales Gefühl fürs Qualifying aufbauen.
Im Qualifying habe ich einfach versucht, den Rhythmus zu finden. Ich habe einfach einen Tag Verspätung. was ich heute gefahren bin, hätte ich schon gestern fahren müssen. Darum fehlt halt immer noch eine Sekunde.
Die Situation ist momentan sehr hart, für uns alle, denke ich.
Die Erwartungen waren im Winter sicher sehr hoch. Aber jetzt aufzugeben, das wäre das Schlimmste.
Wir müssen uns jetzt Schritt für Schritt wieder steigern. Es ist schwierig zu erklären. Klar, ich will nach vorne fahren.
Es ist jetzt nicht realistisch zu sagen: Morgen fahre ich in die Top-5. Solche Vorhaben würden alles noch schlimmer machen.
Daraus haben wir in der Vergangenheit gelernt.

Ein Platz zwischen 10 und 15 sollte im Rennen trotzdem machbar sein?

Wir haben viel analysiert. Ich war zwar eine Sekunde zu langsam, aber ich kann konstante Zeiten fahren. Der Start war in letzter Zeit immer extrem gut, auch die ersten paar Runden. Wir haben das Motorrad jetzt stabil hingekriegt, sodass es stabil auf der Bremse ist.
Ich glaube, dass wir hier in Le Mans im Rennen einige Punkte mitnehmen können.
Nach dem Rennen müssen wir dann darauf aufbauen und für Mugello einen Schritt weiterdenken.

In der Woche nach dem Jerez-GP hast du in Aragón getestet. Dort sind auch zwei Stürze passiert?

Ja, immer über das Vorderrad. Das war ein Problem, das wir bisher gehabt haben. Deshalb haben wir das Motorrad umgebaut, um zu schauen, warum ich immer über das Vorderrad stürze. Wir haben jetzt die Bremsstabilität geändert, damit ich auf der Bremse ein gutes Gefühl habe, was positiv war. Natürlich haben die andern Fahrer auch eine Schippe draufgelegt.
Wir müssen jetzt ruhig und konzentriert weiterarbeiten und realistisch denken. Wenn wir uns jetzt etwas vornehmen, was nicht erfüllbar ist, dann geht es noch weiter nach hinten.

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