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Stefan Dörflinger in Hall of Fame: «Bin überrascht»

Von Günther Wiesinger
Der vierfache Motorrad-Weltmeister Stefan Dörflinger aus der Schweiz wurde heute in die «MotoGP Hall of Fame» aufgenommen. Dabei wurde über alte Zeiten geplaudert.

Stefan Dörflinger wurde heute Mittag anlässlich des GP von Deutschland auf dem Sachsenring von Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta als erster Schweizer in die virtuelle «MotoGP Hall of Fame» der MotoGP-Legenden aufgenommen. «Ich war damals Direktor des Jarama-Circuits, als Stefan einen Weltmeistertitel nach dem anderen gewonnen und die starken spanischen Fahrer immer wieder erfolgreich herausgefordert hat», schilderte Ezpeleta. «Es ist mir eine Ehre, Stefan jetzt in die Hall of Fame aufzunehmen.»

Der heute 70-jährige Basler, im Schwarzwald geboren, hat die 50-ccm-WM 1982 und 1983 gewonnen, dann die 80-ccm-WM 1984 und 1985. Bei 150 GP-Starts hat «Steffi» 18 GP-Siege errungen und insgesamt 58 Podestplätze. Auch in der 125er-WM gelangen ihm 31 Top-Ten-Ergebnisse.

Übrigens: Dörflinger wollte neben seinen beiden WM-Maschinen (50 und 80 ccm) eine Schaufensterpuppe mit seinem Marlboro-Leder von 1990 zur Schau stellen, sie wurde aber von den Dorna-Offiziellen gleich zur Seite geräumt. Tabakwerbung ist längst streng verboten.

Die beiden Rennmaschinen wurden vom bayrischen Stefan Dörflinger-Fan und Sammler Thomas Hofstetter aus Neuburg an der Donau nach Sachsen gebracht und ausgestellt.

Was ist Stefans beste Erinnerung im GP-Sport? «Ein Highlight war sicher, als ich Jorge Martinez bei seinem Heim-GP in Jarama in der 80-ccm-Klasse besiegt habe.»

Der Schweizer warf einen Blick auf die Tafel mit den bisherigen Hall-of-Fame-Mitgliedern und zeigte sich beeindruckt. «Ich war überrascht, als ich von der Dorna informiert wurde, dass ich aufgenommen werde. Denn wenn ich die Liste so anschaue, sehe ich fast nur MotoGP- und 500-ccm-Fahrer. Dazu noch Toni Mang und Angel Nieto.»

Auch Carmelo Ezpeleta erzählte ein Bonmot aus der Vergangenheit: «Wir Spanier nehmen es ja nicht so genau mit den ausländischen Namen. Dörflinger war für uns kein einfacher Name. Wir kannten nur Goldfinger aus den James-Bond-Filmen. Und wir dachten anfangs, Dörflinger sei ein Sohn von Goldfinger…»

Stefan Dörflinger fuhr mit der 23 PS starken 50-ccm-Kreidler und später mit der 34 PS starken 80-ccm-Zündapp-Werksmaschine. «Mit der 50er haben wir das Gas damals auf der 14,8 km langen Vollgasstrecke in Spa-Francorchamps nur dreimal pro Runde zugedreht.»

Auch Moto3-Teambesitzer Peter Öttl, in den 1980er-Jahren Rivale von Dörflinger in der 80er-WM, kam zur Ehrung und erinnerte sich: «Ich bin damals in der 80er-WM gegen Stefan Dörflinger, Jorge Martinez und Alex Crivillé gefahren.» Öttl verlor seine 80-ccm-WM-Chance 1989 in Brünn erst durch einen Sturz in der drittletzten Kurve in der letzten Runde. Danach wurde Manuel Herreros (Derbi) Weltmeister vor Dörflinger.

Auch Domi Aegerter schaute nach dem FP1 rasch bei der Legenden-Ehrung seines Schweizer Landsmanns vorbei. «Wir war das früher bei euch? Und was sagst du zur heutigen Situation?», erkundigte sich der Moto2-Pilot.

«Wir haben das Material damals auch bis ans Limit ausgereizt, auch wenn wir andere Reifen hatten, keine Elektronik und weniger Power. Aber jeder Rennfahrer will zu seiner Zeit der Beste sein, deshalb haben wir unser Bestes gegeben und sind ans Limit gegangen», stellte Dörflinger fest. «Wir haben damals auch am Abend noch ein Glas getrunken, das geht heute nicht mehr. Es wird mehr trainiert, es ist alles professioneller geworden.»

Dörflinger trat nach der Saison 1990 mit 42 Jahren zurück und hat seither nur einen Grand Prix besucht. «2006 war ich in Valencia eingeladen, als die Piste nach meinem verstorbenen Rivalen Ricardo Tormo benannt wurde.»

Stefan Dörflingers Titelgewinne:

1982: 50-ccm-Weltmeister auf Kreidler
1983: 50-ccm-Weltmeister auf Krauser
1984: 80-ccm-Weltmeister auf Zündapp
1985: 80-ccm-Weltmeister auf Krauser

Die Mitglieder in der «MotoGP Hall of Fame»

Giacomo Agostini, Kork Ballington, Alex Crivillé, Mick Doohan, Stefan Dörflinger, Geoff Duke, Wayne Gardner, Mike Hailwood, Nicky Hayden, Daijiro Kato, Eddie Lawson, Marco Lucchinelli, Randy Mamola, Anton Mang, Angel Nieto, Dani Pedrosa, Wayne Rainey, Phil Read, Jim Redman, Kenny Roberts, Kenny Roberts Jr., Jarno Saarinen, Kevin Schwantz, Barry Sheene, Marco Simoncelli, Freddie Spencer, Casey Stoner, John Surtees, Carlo Ubbiali, Franco Uncini.

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