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KTM: «Der Stahlrahmen ist bei uns Religion»

Von Günther Wiesinger
Heute lächelt niemand mehr über das KTM-Konzept. Aber vor drei Jahren glaubte außerhalb von Mattighofen kaum jemand an den Stahlrahmen und WP-Federelemente. Das hat sich geändert.

Als KTM den Einstieg in die MotoGP-Weltmeisterschaft ankündigte und das Konzept mit Gitterrohrstahlrahmen sowie der hauseigenen WP Suspension vorstellte, wurde der einstige Offroad-Spezialist aus Oberösterreich von vielen Experten müde belächelt. Denn die anderen fünf MotoGP-Hersteller setzen auf Alu-Chassis und Öhlins-Federelemente.

Aber nach dem fünften Startplatz von Pol Espargaró in Texas (vor Viñales) und seinem achten Platz im Rennen sind die Kritiker verstummt. KTM-Firmenchef Stefan Pierer hatte das Stahlrahmen-Konzept auch im schwierigen Jahr 2018 heftig verteidigt und die Besserwisser nie ernst genommen. «Diese Experten sollen bei uns in die Moto3- und in die Moto2-Klasse schauen. Also darüber brauchen wir nicht zu reden. Der Stahlrahmen ist eine Religion bei uns», hielt er unermüdlich fest.

Auch KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer hielt immer hartnäckig an dem einzigartigen Projekt fest.

Zur Erinnerung: Ducati gewann die MotoGP-WM 2007 mit Casey Stoner und einem Stahlrahmen, dann wurde er ins Museum geräumt. Mit dem Alu-Chassis ist Ducati bisher nie Weltmeister geworden.

Pit, in den letzten Tagen werden nicht mehr viele Schlaumaier behauptet haben: Mit dem Stahlrahmen und WP hat man in der MotoGP nichts verloren.

Ja, solche Wochenenden wie in Texas tun mir in dieser Hinsicht natürlich auch gut. Denn ich war oft wie ein Wanderprediger unterwegs und wurde am Tag zehnmal gefragt, wann wir endlich auf ein Alu-Chassis umstellen und unser Leben einfacher machen.

Wenn wir jetzt beweisen können, dass unser Konzept funktioniert, dann werden die Tage für uns auch einfacher.

Mittlerweile fahren wir auf manchen Strecken Rundenzeiten, mit denen man im Vorjahr noch in die Top-3 gekommen wäre.

Wenn ich jetzt ganz weit aushole und sage, KTM kann mit dem Stahlrahmen und WP im dritten Jahr Top-Ten-Rundenzeiten fahren wie Honda 2018 mit Marc Márquez im Sattel, dann ist bewiesen, dass unser Material funktioniert, auch wenn wir noch einen Zeitrückstand aufzuholen haben, weil wir erst im dritten Jahr dabei sind.

Hat es in den letzten drei Jahren nie eine Minute gegeben, wo du gedacht hast: Vielleicht brauchen wir doch einen Alu-Rahmen?

Nein, es gab keinen Zweifel und es gibt ja einen ganz klaren Auftrag.

Weil KTM-Firmenchef Stefan Pierer immer betont hat: Der Stahlrahmen ist für KTM eine Religion.

Ja, ich habe Stefan Pierer in die Augen geschaut, als wir uns für dieses Projekt geeinigt haben. Und ich bin einer der loyalsten Kämpfer für die eigenen Marken in unserer Gruppe.

Ich war der, der 2012 ausgeschlossen hat, dass wir in der Moto3-WM mit Öhlins anfangen zu testen. Es gab schon einige andere Produkte, die zum Testen fertig waren...

Aber ich habe WP durchgesetzt.

Ich musste diesen Kampf an allen Fronten führen, egal ob wir ins Supercross, in die Moto3 oder die Moto2 eingestiegen sind.

Das ist einfach unsere Firmenphilosophie. Unsere Werbung im Motorsport macht nur Sinn, wenn wir den Weg bewerben, den die Firma auch bei den Serienfahrzeugen geht.

Es macht keinen Sinn, bei sechs, sieben Lieferanten in einem Baukastensystem Komponenten für ein Rennmotorrad zu bestellen und dann KTM draufzuschreiben. Das ist kein Konzept, das zum «Ready to Race»-Konzept von KTM passt. Wir wollen als Motorradwerk selber unsere Kompetenz unter Beweis stellen.

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