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Geheimplan: Tech3 künftig als MotoGP-GASGAS-Team?

Von Günther Wiesinger
Das KTM Tech3 Factory Team tritt in der MotoGP-WM das vierte Jahr mit den RC16-Maschinen aus Österreich an. Das könnte sich ändern: Es wird ein Umstieg auf baugleiche GASGAS-Bikes überlegt.

Kurz nach der Rückzugsankündigung des Suzuki Ecstar-Werksteams erkundigte sich SPEEDWEEK.com bei Pit Beirer, Motorsport-Direktor bei der Pierer Mobility AG mit den Marken KTM, Husvqarna und GASGAS, ob die beiden vakanten MotoGP-Plätze der Japaner künftig eventuell mit einem GASGAS-Projekt besetzt werden könnte.

Pit Beirer suchte sichtbar nach Ausflüchten, er war um eine ausweichende Antwort bemüht. «Die Dorna hat kommuniziert, dass für die beiden Plätze nur ein Factory Team in Frage kommt. Das bedeutet aber in der MotoGP, man müsste eine komplette eigene Entwicklung betreiben. Wir haben momentan nicht geplant, diese Kapazitäten für eine zusätzliche MotoGP-Bike-Entwicklung auf die Beine zu stellen. Somit würde ich unser Unternehmen jetzt einmal nicht in die vorderste Reihe stellen, wenn es darum geht, die zwei Plätze von Suzuki zu übernehmen. Die Dorna ist auf der Suche und in Verhandlungen mit anderen Herstellern», sagte er vor dem Mugello.

«Aber die Lücke von Suzuki wird nicht so einfach zu schließen sein», ist Pit Beirer überzeugt. «Denn ein neuer MotoGP-Hersteller braucht zwei bis drei Jahre Vorbereitungszeit, bevor so ein Schritt überhaupt möglich ist.»

Nach Recherchen von SPEEDWEEK.com könnte aber der MotoGP-Einstieg der ursprünglich spanischen Marke GASGAS rascher passieren als gedacht. Denn bei der Pierer-Gruppe wird jetzt überlegt, das französische KTM Tech3-Team (2022 mit Remy Gardner und Raúl Fernández unterwegs) für 2023 von der RC16 auf eine baugleiche 1000-ccm-V4-GASGAS umzurüsten.

«Zuerst müssen wir schauen, dass wir ein GASGAS-Team für die Moto2-WM 2022 zusammenbringen», verriet KTM-Firmenchef Stefan Pierer im Interview beim Steiermark-GP im August 2021 gegenüber SPEEDWEEK.com, als wir ihn fragten, ob die Pierer Mobility AG in absehbarer Zeit ein MotoGP-Kundenteam für GASGAS suchen könnte. Und weiter: «Wir reden mit Teamchef Aspar Martinez zuerst mal über die Moto2 für 2022.»

Am 12. August 2021 lautete deshalb die SPEEDWEEK.com-Schlagzeile: Stefan Pierer: GASGAS 2022 in Moto2, dann in MotoGP?

Inzwischen hat sich herausgestellt: Die Pierer-Gruppe könnte 2023 ein Team eine umlackierte KTM RC16 unter der Bezeichnung GASGAS in die MotoGP-WM schicken. Es muss sich nur um einen Prototyp handeln, also zum Beispiel um kein modifiziertes Superbike, das Motorrad darf nicht auf dem freien Markt erhältlich sein.

Dieses Detail lässt sich im gelben FIM-Gesetzbuch unter Artikel 2.4.1 nachlesen. Diese Neuigkeit ist inzwischen auch nach Oberösterreich durchgedrungen. Es müssten alle Komponenten identisch und baugleich sein. Die Concession-Privilegien eines Neueinsteigers würden nicht gelten, weil das Motorrad als KTM eingestuft würde.

Da das Tech3-Team (der Vertrag mit der Pierer-Gruppe läuft bis Ende 2026) nächstes Jahr mit dem populären Spanier Pol Espargaró als neuer Nummer 1 auftreten wird und Remy Gardner seit Kindheitstagen in der Nähe von Barcelona wohnt und fliessend Spanisch spricht, wäre die Tech3-Mannschaft von Hervé Poncharal (2020 zwei MotoGP-Siege auf KTM mit Oliveira) eine ideale Plattform für GASGAS.

Dieser Brand soll durch den Slogan «Ready to Race» in allen Disziplinen so schnell wie möglich zu einer globalen Motorradmarke gepusht werden. GASGAS hat 2022 schon die Dakar-Rallye gewonnen; seit der Übernahme durch Stefan Pierer wurden Moto3-GP-Siege gefeiert, dazu Podestplätze in der Moto2 und WM-Laufsiege in der Motocross-WM (MX2 und MXGP) sowie in der US Supercross-Meisterschaft.

Bei der Pierer Mobility AG werden die MotoGP-Pläne mit GASGAS nicht dementiert. Die Gedankenspiele sind zwar offenbar weit fortgeschritten, aber noch nicht in Stein gemeisselt. Denn das Hersteller-Bündnis MSMA und die Grand Prix Commission müssen diese geplante Rochade noch absegnen.

Tech3-KTM absolviert die vierte MotoGP-Saison mit den Motorrädern aus Österreicher. 2019 und 2020 trat der Red Bull-Konzern als Hauptsponsor auf; das Team warb damals für die Getränkeserie «Organics». Nach zwei Jahren zog sich Red Bull bei Tech3 zurück; seither präsentieren sich die Bikes im KTM-Design.

Spätestens in der kommenden Sommerpause ist mit einer Entscheidung zu rechnen. Der Österreich-GP vom 21. August wäre ein idealer Anlass für die Verkündigung dieses neuen Projekts.

In der Moto3-WM würde die Red-Bull-Tech3-Mannschaft weiter mit KTM fahren. Denn der ausgezeichnete Talent Scout Jorge Martinez soll in den WM-Klassen Moto3 und Moto2 seine ausgezeichnete Arbeit als GASGAS-Werksteam weiter exklusiv fortsetzen.


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