MotoGP: KTM zur Personalie Marc Marquez

Marc Márquez: Seit dem Sommer wollte er eine Ducati

Von Günther Wiesinger
Nach drei Seuchen-Jahren mit Honda ohne Aussichten auf ein konkurrenzfähiges Motorrad stand für Marc Márquez in der Sommerpause fest: Er will 2024 eine Ducati fahren.

SPEEDWEEK.com hat schon mehrmals die Vermutung geäussert, dass bei Marc Márquez die Entscheidung zum Markenwechsel am Sonntag nach dem fünften Sturz auf dem Sachsenring oder eine Woche später bei der Dutch-TT gefallen ist, wo er neuerlich nicht am Moto-GP-Rennen teilnehmen konnte.

Der Deutschland-GP 2023 bildete sicher einen Wendepunkt: Dort hat Marc jahrelang in allen Klassen von 125 ccm über Moto2 bis zur MotoGP bei jeder Witterung dominiert, auf diesem Linkskurs in Sachsen hat der Superstar sogar 2021 als Versehrter mit schief zusammengewachsenem Oberarm gewonnen.

Diesmal reichte es in Hohenstein-Ernstthal nur zum siebten Startplatz mit 0,604 sec Rückstand. Vor ihm standen fünf Ducati und eine KTM. Bruder Alex sass ihm mit einer weiteren Ducati auf Startplatz 8 dicht im Nacken. Unter den ersten 12 qualifizierte sich kein weiteres japanisches Fabrikat.

Kein Wunder, wenn spätestens in der Sommerpause bei Marc Márquez der Plan reifte, sich für 2024 das beste Motorrad im Feld zu suchen – also eine Ducati.

Stefan Pierer, der Vorstandsvorsitzende der Pierer Mobility AG (mit den Marken KTM, Husqvarna und GASGAS) verriet im Interview mit SPEEDWEEK.com im vergangenen Juli, Marc Márquez sei in den letzten Monaten mehrmals bei KTM angeboten worden. Er teilte uns auch mit: «Wir wollen zwar eines Tages MotoGP-Weltmeister werden. Aber einen Márquez zu verpflichten, ist nicht unser Weg. Wir bauen die Fahrer selber auf, von der Moto3 über die Moto2. Ich sage nicht, eine Verpflichtung von Márquez kommt nicht in Frage. Aber das passt nicht zu uns.»

Pierer gab gegenüber SPEEDWEEK.com bereits 2019 zum Thema Marc Márquez zu bedenken: «Wenn er gewinnt, ist es der Fahrer.  Wenn er verliert, ist es mein Motorrad.»

Im vergangenen Sommer stellte Stefan Pierer fest: «Genau; daran hat sich nichts geändert. Ich glaube auch an unsere Fahrer Brad Binder und Jack Miller.»

Marc Márquez verzichtete auf Honda-Millionen-Gage

Anfang August 2023 vermehrten sich ganz eindeutig die Hinweise, dass sich für die kommende Saison eine Zusammenarbeit zwischen Marc Márquez und Ducati anbahnte.

Um Platz zu schaffen, wurde die geplante Vertragsverlängerung mit Johann Zarco bei Pramac Ducati abgeblasen. So wurde dort vorübergehend ein Platz für MM #93 freigehalten. Eine Einigung mit Gresini Racing mochte sich damals noch keiner vorzustellen.

Fakt war: Marc Márquez durfte bei HRC nur mit einer Freigabe rechnen, wenn er in ein Kundenteam wechselt.

Dazu wurde offenkundig, dass Márquez notfalls zum Nulltarif eine Desmosedici fahren würde, da er von seinen privaten Sponsoren wie Red Bull, Estrella Galicia, Allianz, Alpinestars und Shoei mit ein paar Millionen Euro verwöhnt wird und sich damit über Wasser halten kann. Bei HRC hat er drei Jahre lang kolportierte 18 Millionen Euro im Jahr kassiert.

«Ich glaube nicht, dass Marc Márquez in Zukunft für Ducati fahren wird», stellte der schlitzohrige Ducati-Rennchef Gigi Dall'Igna noch am 25. August im Gespräch mit SPEEDWEEK.com fest. Er räumte aber gleichzeitig ein: «In unserem Sport ist nichts unmöglich.»

Der Ducati-Rennchef brachte bei diesem Interview überraschend auch Franco Morbidelli als Kandidat für Ducati 2024 ins Spiel. Und er sparte nicht mit Lob über Marc Márquez, der bis zum verhängnisvollen Jerez-Crash am 19. Juli 2020 nicht weniger als 44 Prozent aller seiner MotoGP-Rennen gewonnen hat.

«Wir müssen uns nicht darüber unterhalten, wie schnell Marc Márquez ist», betonte Dall’Igna. «Das wissen wir sehr genau.»

Gleichzeitig hatte Marc Márquez bereits im Herbst 2022 festgestellt: «Mit einer Ducati sind alle Fahrer schnell.»

Die Überlegung, Marc zu Pramac Ducati zu transferieren, wurde schließlich aus zwei Gründen verworfen. Sponsor Prima bevorzugte einen Italiener (Morbidelli), außerdem wollten die Ducati-Manager die verdienten Fahrer wie Bagnaia, Bastianini, Martin und Bezzecchi nicht vor den Kopf stossen, indem sie den Erzrivalen aus Spanien gleich ins zweitbeste Ducati-Team steckten.

Durch die Lösung mit Gresini Racing können die Ducati-Manager noch oft beteuern, sie hätten das Engagement mit Marc Márquez nie intensiv betrieben, diese Idee sei bei Gresini Racing entstanden, man habe dort bei der Fahrerwahl kein Mitspracherecht…

Der Wechsel von Marc Márquez zu Ducati bildet für die erfolgreiche Ducati-Corse-Mannschaft eine «win-win»-Situation. Während die Truppe aus Borgo Panigale für den dreifachen MotoGP-Weltmeister Jorge Lorenzo 2017 und 2018 insgesamt noch eine Gage von 25 Millionen Euro bezahlen musste, kommt jetzt ein sechsfacher MotoGP-Weltmeister und 59-maliger MotoGP-Sieger für einen Bagatellbetrag an Bord.

Die Experten sind sich einig: Gigi Dall’Igna wird Marc Márquez beim ersten tst am 28. November eine GP23 mit dem aktuellsten Stand von Valencia-GP 2023 in die Box stellen, also eine Desmosedici von Stars wie Pecco Bagnaia aus dem Lenovo-Team oder Jorge Martin aus dem Pramac-Rennstall.

Denn ein Marc Márquez in Topform ist für jeden Hersteller ein Gewinn. Ducati will den seit zwei Jahre sieglosen Superstar gewiss langfristig bei der Stange halten.

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