Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Wilco Zeelenberg (Yamaha): Was Lorenzo so stark macht

Von Günther Wiesinger
Weltmeister Jorge Lorenzo hat in Katar beim MotoGP-Saisonauftakt eine einwandfreie Demonstration seiner Stärke abgeliefert. Teammanager Wilco Zeelenberg analysiert die Performance des Weltmeisters und von Yamaha.

Zwei von drei Wintertests dominiert, in Sepang sogar fast mit einer Sekunde Vorsprung auf Valentino Rossi, Pole-Position in Katar, dann ungefährdeter Sieg wie beim Finale in Valencia 2015 – MotoGP-Weltmeister Jorge Lorenzo bleibt das schnellste Lebewesen auf zwei Rädern.

Seit 2010 ist der niederländische Ex-Rennfahrer Wilco Zeelenberg Teammanager bei Movistar-Yamaha in der Box von Jorge Lorenzo, bei Rossi hat diese Aufgabe Massimo Meregalli über.

Nach dem MotoGP-Triumph in Doha hat Wilco Zeelenberg das Rennen in der Wüste für SPEEDWEEK.com analysiert.

Wilco, wie fällt dein Resümee nach dem Saisonauftakt aus? Es wurde ja ein Umsturz im Klassement erwartet wegen der Michelin-Reifen und der Einheits-ECU. Aber es gab nicht mehr Stürze als 2015. Und es waren dieselben Fahrer an der Spitze wie 2015. Yamaha hat mi der neuen Elektronik rasch eine gute Lösung gefunden?

Es hat sich viel geändert seit der Saison 2015. Aber für uns sieht es recht positiv aus. Gut, die Qualifikation in Katar war sehr eng. Im Rennen lag die Spitze mit den vier Fahrern auch knapp beisammen. Andrea Iannone war anfangs auch dabei. Und ich habe auch Maverick ganz vorne erwartet. Aber aus irgendeinem Grund konnte er die Pace nicht mithalten.
Es war auf jeden Fall nett, eine Vier-Mann-Gruppe vorne zu sehen. Natürlich fallen die Zweikämpfe nicht so aus wie in der Moto3- oder Moto2-Klasse, weil die Motorräder deutlich schwerer sind, weil jedes Zehntel zählt und man bei jedem Fahrer sieht, dass er am Limit fährt.
Wir waren rund 7,5 Sekunden im Rennen schneller als 2015. Die 1:54,927 min von Jorge stellt einen neuen Rundenrekord dar. Der alte von Casey stammte von 2008!
Das ist eine starke Leistung, denn wir haben erstmals 17-Zoll-Reifen, die Einheits-ECU und Michelin gehabt.

Yamaha hat mit der neuen Magneti-Marelli-Motorsteuerung weniger Probleme als Honda und Aprilia zum Beispiel. Warum hat sich Yamaha so rasch angepasst? Weil Yamaha im Gegensatz zu Honda und Aprilia keinen neuen Motor hat?

Ich weiss es nicht genau. Keine Ahnung. Ich habe beim Mapping und bei der Software keinen so detaillierten Einblick. Und ich weiss nicht, was die anderen machen.
Der Beginn mit dieser ECU war nicht einfach. Aber wir haben recht leicht und schnell Lösungen für unsere Probleme gefunden. Wir haben es da mit keiner Raketen-Wissenschaft zu tun. Klar, bei Yamaha wird viel Manpower mit dieser Materie beschäftigt, das ist kein Geheimnis. Aber wir sind keine Zauberer.
Ich bin überzeugt, dass auch die anderen Hersteller den Problemen bald auf die Schliche kommen werden.

Hat dich der Top-Speed der Ducati im Training nicht überrascht? Denn sie waren bis zu 15 km/h schneller als die Yamaha, haben aber 22 Liter wie im Vorjahr und fünf Motoren weniger als in der Saison 2015.

Ja, die Ducati sind sogar schneller gewesen als 2015. Wir haben zwei Liter und zwei Motoren mehr, aber wir haben keinen zusätzlichen Top-Speed gefunden...
Richtig, der Speed von Ducati war besonders auf der 1 km langen Geraden in Katar ein deutlicher Nutzen. Man hat ja in der ersten Rennrunde gesehen, dass Jorge von zwei Ducati überholt wurde, im sechsten Gang, im Grunde genommen. Aber die Beschleunigung von Jorge war sehr gut. Und das ist einer der Gründe, warum er in der Lage war, dieses Rennen zu gewinnen.
Bei der Yamaha sind die Kurvenausgänge sehr gut und sehr stark, und wir verfügen über eine ausgezeichnete Beschleunigung.

Hast du das Gefühl, dass Ducati im Rennen die Power etwas kastrieren musste gegenüber Training und Quali?

Wenn du das Rennen beobachtet hast, dann ist die Vermutung hinfällig. Denn Dovizioso ist im Rennen immer noch 349,8 km/h gefahren, Iannone im Warm-up 351,2 km/h. Solange der Grip gut war und die Ducati ihre ganze Beschleunigung nützen konnten, konnten sie Jorge recht leicht überholen.
Aber als die Beschleunigung bei Ducati im Rennen schlechter wurde, weil der Grip nachliess, waren wir in der Lage, vor ihnen zu bleiben. Dovizioso hat auf der Zielgeraden sicher immer zwei Zehntel wettgemacht, aber zum Überholen hat es nicht gereicht. Deshalb konnte Jorge seinen ersten Platz verteidigen.

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