Neue Regeln: BMW erörtert MotoGP-Einstieg

Marc Lieb – Ein echter Racer verlässt die LMP1-Klasse

Von Oliver Müller
Marc Lieb im Jahr 2009

Marc Lieb im Jahr 2009

Mit dem Abschied des Ludwigsburgers verliert die Königskategorie der Sportwagen-WM (FIA WEC) einen grossen Sympathieträger. Lieb zählt sicher nicht zu den lautesten Rennfahrern unserer Zeit, wohl aber zu den besten.

Am Freitag kam von Porsche-Seite die finale Bestätigung, dass Werksfahrer Marc Lieb ab sofort nicht mehr zum LMP1-Aufgebot des Sportwagenherstellers gehören würde. Und dass, nachdem der Ludwigsburger in diesem Jahr nicht nur die 24 Stunden von Le Mans, sondern auch den Fahrer-WM-Titel in der FIA WEC gewonnen hatte. Dennoch war die Nachricht über Liebs LMP1-Abschied im Paddock der Sportwagen-WM teilweise schon erwartet worden, denn zu unterschiedlich war die Performance der beiden Porsche 919 Hybrid in diesem Jahr gewesen. An der Spitze der Weltklasse zählt einfach jede Zehntelsekunde – und diesem Massstab müssen sich LMP1-Werksfahrer halt einfach aussetzen. So ist eben (leider) das Geschäft.

Allgemein gesellschaftlich betrachtet, zählt Lieb sicherlich zu den eher unbekannteren Piloten im Porsche-Aufgebot. Er hat nicht die Strahlkraft eines Mark Webbers und auch nicht die jugendliche Dynamik eines Brendon Hartleys. Dennoch: Bei den Motorsport-Fachleuten (ob auf der Tribüne oder im Pressesaal) gehört er zu den ganz Grossen. Einfach deshalb, weil er immer authentisch ist, selten über-emotional und stets höflich. Ausserdem verkörpert er wie kaum ein anderer Pilot die so traditionsreiche Motorsport-Abteilung Porsches.

Schon im Jahr 2000 stiess er zum Weissacher Hersteller. Mit 20 Jahren gewann er die Junior-Sichtung und bestritt die beiden kommenden Jahre im deutschen Carrera Cup, den er 2002 sogar für sich entschied. 2003 wurde Lieb zum offiziellen Porsche-Werksfahrer befördert und feierte seitdem viele internationale Siege. Dabei wird natürlich immer der Triumph beim verregneten 24h-Rennen in Spa-Francorchamps 2003 im Gedächtnis bleiben, als er im Freisinger-911er (der in der unterlegenen N-GT-Klasse gemeldet war) zusammen mit Stéphane Ortelli und Romain Dumas die gesamte Konkurrenz düpierte. Das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring konnte er insgesamt sogar vier Mal gewinnen (2007, 2008, 2009 und 2011).

In jener Zeit hielt Lieb auch die Porsche-Fahnen in den unterschiedlichen Le Mans Serien hoch – und zwar meist im privat eingesetzten 911er von Proton Competition. Im Wagen seiner schwäbischen Landsleute (der Familie Ried) bildete er zusammen mit Richard Lietz ein kongeniales Duo - und stellte die Konkurrenz (sogar mit teilweise unterlegenem Material) regelmässig vor unlösbare Aufgaben.

Für das LMP1-Projekt war Marc Lieb zu Beginn eigentlich gar nicht vorgesehen. Nachdem Timo Bernhard/Romain Dumas als Porsche-Speerspitze gleich als erste Piloten bestätigt wurden und etwas später dann auch Mark Webber und Neel Jani dazu kamen, liess sich die Mannschaft um Fritz Enzinger (Leiter LMP1) bei der Auswahl der letzten beiden Piloten etwas Zeit. Während ein Platz für einen jungen Heizer vergeben werden sollte (es wurde Brendon Hartley), konnte Lieb bei Testfahrten im 919 Hybrid so sehr überzeugen, dass kein Weg an ihm vorbei ging.

Den ersten Sieg des LMP1-Programms konnte Porsche schon im ersten Einsatzjahr (2014 in Sao Paulo) feiern – mit Lieb am Steuer. Eine seiner beeindruckendsten Leistungen lieferte er jedoch in diesem Jahr ab: So mancher Beobachter schreibt den Porsche-Gesamtsieg bei den 24 Stunden von Le Mans 2016 einzig Liebs aussergewöhnlicher Leistung im Cockpit zu.

Bei seinem letzten Rennen auf der ganz grossen Bühne vor Wochenfrist in Bahrain folgte dann noch der Fahrer-WM-Titel. Wie viel mehr will ein Rennfahrer eigentlich noch erreichen…
«Ich hatte mir immer vorgestellt, dass das LMP1-Programm meine letzte Station als Werksfahrer wird», erklärte Lieb bei seinem Abschied. Er wird weiter bei Porsche unter Vertrag bleiben – sich jedoch ‚neuen Herausforderungen‘ widmen. Wo auch immer diese liegen mögen, sollte er dabei nur halb so gut performen, wie in den letzten anderthalb Jahrzehnten im Cockpit, dann wird er eine mehr als vielversprechende Zukunft vor sich haben.

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