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Sicherheit in Sotschi: Blackout wegen Vladimir Putin?

Von Mathias Brunner
Die russischen Gastgeber nehmen es mit der Sicherheit im Rahmen der GP-Premiere in Sotschi ernst – haben wir am Sonntag wegen des Besuchs von Staatschef Putin kein Bild?

Der Formel-1-Tross stöhnt über Sicherheitsauflagen an der Rennstrecke von Sotschi: Jeden Morgen packen tausende von Menschen ihre Rucksäcke aus, stellen ihre Laptops, Handys und Tablets an (um zu beweisen, dass die keine Attrappen sind), werden abgetastet und befragt. Das Personal bei den Kontrollen ist unterschiedlich freundlich. Die meisten sprechen nur Russisch, das macht es nicht einfacher. Der Organisator hat aus diesem Grund Dolmetscher aufgeboten, seither ist das etwas besser.

Viele im Fahrerlager sind von den Kontrollen genervt, die unterschiedlich streng ablaufen: Ein Kollege aus England muss eine Box Papiertaschentücher abgeben (er hat einen starken Schnupfen) – wie man aus Tissues eine Bombe baut, weiss ich nicht. Eine Kollegin aus Österreich soll ihr Parfum abgeben. Dazu hat sie verständlicherweise wenig Lust. Sie wehrt sich, und schliesslich zucken die Kontrolleure nur mit den Achseln und lassen sie ziehen.

Heute hat einer vor mir eines dieser famosen Schweizer Taschenmesser mit geschätzten 276 verschiedenen Funktionen dabei. Der Ordnungshüter interessiert sich nur dafür, was das Messer alles kann. Aber mitnehmen darf es der Mann ohne Probleme.

Die genaue Zahl von Polizisten und Soldaten auf dem Gelände ist nicht bekannt. Vom Gefühl her würde ich sagen: am ersten Tag waren so viele Ordnungshüter da wie Rennbesucher.

Natürlich ist die Willkür der Kontrollen seltsam: Am ersten Tag musste ich meinen Pilotenkoffer bis auf den Grund auspacken, heute Morgen wollte niemand etwas davon sehen, ich wurde durchgewunken, der Mann sagte «Good luck».

Aber wer sich über die Kontrollen aufregt, dem sei gesagt: die Checks dienen unserer Sicherheit, und am Flughafen regt sich heutzutage auch keiner mehr auf, wenn er sein Handgepäck herzeigen muss oder auf Metallgegenstände abgetastet wird.

Die Ordnungshüter wirken von hellwach bis gelangweilt. Die meisten davon sind korrekt, einige rundheraus unfreundlich, wieder andere ausnehmend höflich. Auch das entspricht ungefähr der Bandbreite des Personals auf internationalen Flughäfen.

Drei Mann, ein Wort: «Closed»

Bei allen ist jedoch klar: Mit ihnen anlegen sollte man sich lieber nicht. Ein Beispiel: Am Donnerstagabend verliess ich die Rennstrecke Richtung Hotel (Fussmarsch von 20 Minuten, die Busverbindung ist ewtas unzuverlässig). Dabei war ein Tor verschlossen, durch das ich am Mittwoch und am Donnerstagmorgen noch marschiert war. Drei Ordnungskräfte versuchen mir zu sagen, was nun Sache ist.

«Closed», sagt der eine.

Das sehe ich auch. Ich erkundige mich, wieso der Durchgang zugemacht worden sei.

«Closed», lautet die Antwort, und der zweite zeigt auf den nahen Bahnhof am Olympiagelände, zu dem ich wohl nun hochsteifeln soll, um den langen Zaun zu umgehen.

Ich will wissen, ob ich nicht einen anderen Ausgang nehmen kann, um mir die zehn Minuten Umweg zu ersparen. Der dritte Torhüter erklärt: «Closed.»

Während sich all dies abspielt, ist schon ein Polizist herangefedert. Ich verstehe nicht, was er zu den drei Männern vor mir sagt (mein Russisch hat sich seit meiner Ankunft nicht dramatisch verbessert). Seine Miene besagt jedoch: «Was ist hier los? Macht der Typ vielleicht Ärger?»

An diesem Punkt beschliesse ich spontan, mir doch mal den Olympischen Bahnhof aus der Nähe anzuschauen ...

Hinter mir hat Caterham-Freitagfahrer Roberto Merhi das gleiche Problem: «Wo sollen wir nun hin?» Ich sage dem Spanier: «Ich schätze, wir müssen hoch zum Bahnhof und dann hinter dem Zaun alles wieder runter.» Und genau das haben wir dann auch getan.

Besuch von Vladimir Putin

Morgen Sonntag jedoch wird sich alles ändern: Staatschef Vladimir Putin hat sein Kommen angesagt. Wann und wie und wo genau, daraus wird ein Geheimnis gemacht, es heisst, kurz vor dem Start. Es ist auch davon die Rede, dass der starke Mann Russlands die Siegertrophäe überreichen wolle. Andere sagen, es handle sich nur um einen kurzen Besuch, dann reise Putin gleich wieder ab.

Die britischen Kollegen wollen herausgefunden haben: der Besuch von Putin könnte sogar die Bildberichterstattung kurz unterbrechen. So sollen die BBC und Sky England darüber informiert worden sein – wenn Putin da ist, werden Radiofrequenzen gestört, um zu verhindern, dass ein möglicher Attentäter einen Sprengsatz via Radiosignal zündet. Damit wären auch zahlreiche technische Geräte der TV-Spezialisten unbrauchbar.

Mark Wilkin von der BBC gegenüber den Kollegen des «Guardian»: «Blöd wäre es, wenn dieses Störsignal von den Russen eingeschaltet wird, und wir wissen nichts davon. Dann könnte es sein, dass es zum Sende-Blackout kommt.»

Nach dem dritten freien Training in Sotschi sind wir bei den Russen der Sache nachgegangen. Wie sich herausstellt, ist die ganze Funkstör-Geschichte haltlos. Von offizieller Seite heisst es: Putin hat die Olympischen Spiele auch besucht, kein Mensch hat da von gestörten Signalen etwas gespürt, also wieso beim Formel-1-Lauf. Wer dieses Gerücht gestreut hat, ist ungewiss. Ein Dementi wird es nicht geben. Spöttische Antwort der Russen: «Wir dementieren ja auch nicht, dass in den Strassen von Sotschi die Bären frei herumlaufen.»

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