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Flavio Briatore über Steuern, Alonso, Ferrari, Vettel

Von Mathias Brunner
Flavio Briatore

Flavio Briatore

Weltmeister-Macher Flavio Briatore geht mit der modernen Formel 1 hart ins Gericht, schätzt die Saison 2015 ein und äussert sich zu den Vorwürfen, er habe Steuern hinterzogen.

Das internationale Journalisten-Netzwerk ICIJ hat unter dem Begriff «Swiss Leaks» aufgedeckt: 106.568 Kunden aus 203 Ländern stehen im Verdacht, beim Schweizer Ableger der Grossbank HSBC einen Teil ihrer Einnahmen und mutmasslich Schwarzgeld versteckt haben, um in ihren Heimatländern Steuern zu hinterziehen. Neben Schauspielern, Sängern, Fotomodels und Fussballstars sind auch Namen aus der Motorsportwelt mit HSBC in Verbindung gebracht worden. Auf dieser Liste steht auch Flavio Briatore – der frühere Weltmeister-Macher von Michael Schumacher bei Benetton und Fernando Alonso bei Renault.

Gestern reagierte Briatore auf die Swiss-Leaks-Enthüllungen mit einem Schreiben, in dem er festhielt, dass gewisse seiner Geschäfte tatsächlich über Schweizer Konti abliefen, dabei jedoch alles mit rechten Dingen zuging.

Der 64jährige Italiener sagt: «Ich lebe seit einem Vierteljahrhundert im Ausland, ich habe nie etwas verborgen und stehe für alle Anfragen gerne zur Verfügung.»

Im Gespräch mit meinem italienischen Kollegen Leo Turrini wendet sich Briatore seinem Lieblingsthema zu, der modernen Formel 1.

«Die Formel 1 ist der einzige Sport der Welt, in dem Berge von Geld ausgegeben werden, um das Spektakel zu verringern. Und das haben sie prima hingekriegt. Der tragische Fehler ist dieser Motor. Mit diesem leisen Triebwerk ist die Emotion verloren gegangen, die Verantwortlichen haben die Formel 1 in eine technische Richtung getrieben, welche das grosse Publikum nicht fesselt. Und natürlich sind diese neuen Motoren sündhaft teuer.»

«Das ganze System ist falsch – dies sollte doch keine Weltmeisterschaft der besten Konstukteure sein, sondern der besten Fahrer! Natürlich will auch ich keine Einheitsformel, das wäre töricht. Aber wenn du eine neue Formel 1 einführst, und eine Marke, also Mercedes, hat offensichtlich einen enormen Vorteil, dann musst du dich nicht wundern, wenn die Zuschauerzahlen zurückgehen. Wobei ich Mercedes dabei keinen Vorwurf mache, sie haben wundervolle Arbeit geleistet und verdienen dafür grössten Respekt. Aber wissen wir mit diesen Autos wirklich, ob Räikkönen so gut ist wie Rosberg? Ob Alonso mehr wert ist als Hamilton?»

Böse Erinnerung Abu Dhabi

Über seinen Schützling Fernando Alonso sagt Briatore: «Fernando hat sich in Italien wohlgefühlt, er hatte ein gutes Verhältnis zur Scuderia Ferrari. Gut, am Schluss gab es einige Missverständnisse mit dem Management, aber nichts Ernsthaftes. Aber ich garantiere dich – wenn ich 2010 in Abu Dhabi an der Boxenmauer gestanden hätte, wäre Fernando mit Ferrari im ersten Jahr Weltmeister geworden. So gut wie jeder konnte in diesem Rennen lesen, wie die Dinge liefen und dass Ferrari die Strategie falsch ausgelegt hat. Und das ist das Einzige, was ich bei den fünf Jahren von Fernando in Maranello bereue.»

«Vettel und Arrivabene als neuer Fahrer und Teamchef bei Ferrari sind eine gute Wahl, mir gefallen beide. Maurizio kennt die Materie gut, und das kann für einen Teamchef nur von Vorteil sein. Doch wie gut sich Sebastian schlagen wird, das hängt vom Auto ab.»
«Alonso bei McLaren ist eine feine Sache für alle. Aber auch Honda wird Zeit brauchen zur Entwicklung, reden wir im weiteren Verlauf nochmals über dieses Thema.»

Und wohin nun mit der Formel 1?

Flavio Briatore sagt: «Wir müssen jenen Weg gehen, den Luca Montezemolo und ich vorgeschlagen hatten – wir brauchen eine Formel 1, in welcher die Möglichkeiten der Techniker beschnitten werden. Viele ihrer technischen Teufeleien werden doch vom Publikum überhaupt nicht verstanden. Im Zentrum müssen die Fans stehen und ihre Leidenschaft für den Sport. Wir brauchen Motoren, die ordentlich Krach machen. Und solche, die sich bezahlen lassen, so dass auch kleinere Rennställe überleben können. So stelle ich mir die Formel 1 vor.»

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