Formel 1: «Darauf kann man nicht stolz sein»

Pirelli schimpft: Tests mit 2017er Reifen zu ungenau

Von Mathias Brunner
​Es gibt Knatsch zwischen dem Mailänder Formel-1-Alleinausrüster Pirelli und den Formel-1-Teams: Der Reifenhersteller befürchtet, dass die gegenwärtigen Tests mit 2017er Reifen zu wenig aussagekräftig sind.

SPEEDWEEK.com-Leser wissen: Seit 1. August testen die Top-Teams Ferrari, Red Bull Racing und Mercedes-Benz auf verschiedenen Rennstrecken mit Experimentalreifen für 2017 (siehe Testplan unten). Pirelli will mit Versuchsmischungen so viel Erfahrung als möglich sammeln im Hinblick auf die nächste Saison, wenn die Rennwagen dank breiterer Reifen aggressiver aussehen und deutlich flotter sein werden.

Pirelli-Chef Marco Tronchetti Provera hat vorgerechnet: «In der kommenden Formel-1-Saison werden die Autos gemäss unserer Berechnungen um 4,5 Sekunden pro Runde schneller. Von den Reifen kommen dabei 2,5 Sekunden, von der Aerodynamik die anderen zwei.»

Alle Reifen-relevanten Testdaten, die von den drei Rennställen erarbeitet werden, stellt Pirelli den anderen Rennställen zur Verfügung.

Auf Fotos wirken die Renner mit den 2017er Reifen herrlich bullig. Tatsächlich sind die Reifen vorne um sechs Zentimeter breiter (30,5 cm statt 24,5 wie heute), hinten um acht Zentimeter (40,5 cm statt wie heute 32,5). Die Felgengrösse von 13 Zoll bleibt.

Um die Abtriebswerte der kommenden Autos zu simulieren, sind die 2015er Renner von Ferrari, Mercedes-Benz und Red Bull Racing mit aerodynamischen Hilfsmitteln wie Schürzen ausgerüstet. Aber genau das ist der Knackpunkt, wieso Projektleiter Mario Isola in Singapur ungehalten ist.

Der Italiener sagt in einer Medienrunde im Fahrerlager des Marina Bay Circuit: «Die umgebauten Rennwagen bauen zu wenig Abtrieb auf. Wir haben mit den Rennställen gesprochen, und für den nächsten Test wird versucht, mehr Abtrieb zu erzeugen. Unser Problem ist: Wenn wir nicht mit annähernd so viel Downforce üben können, wie die Rennwagen im kommenden Jahr erzeugen, dann stimmen unsere Messwerte nicht. Die Mischungen werden dann nicht stark genug belastet, wir können den Reifenabbau zu wenig genau einschätzen. Das ist nicht einfach in Zahlen zu fassen, weil wir davon ausgehen, dass die Rennställe vor dem Hintergrund des neuen Reglements im Laufe der Saison grosse Fortschritte erzielen werden. Doch ich schätze, den Übergangsfahrzeugen fehlt zwanzig Prozent Abtrieb.»

Experten im Fahrerlager von Singapur glauben sogar, dass die Autos am Ende der Saison 2017 mindestens 35 Prozent mehr Abtrieb aufbauen werden als die gegenwärtig verwendeten Rennwagen.

Der Pirelli-Testplan

1./2. August: Fiorano (I), Ferrari, Regenreifen (2 Tage)
Sebastian Vettel und Esteban Gutiérrez
3./4. August: Mugello (I), Red Bull Racing, Slicks (2 Tage)
Sébastien Buemi
6./7. September: Barcelona (E), Ferrari, Slicks (2 Tage)
Kimi Räikkönen und Sebastian Vettel
6. bis 8. September: Paul Ricard (F), Mercedes, Slicks (3 Tage)
Pascal Wehrlein
21./22. September: Paul Ricard (F), Mercedes, Regenreifen (2 Tage)
12./13. Oktober: Barcelona (E), Mercedes, Slicks (2 Tage)
14. bis 16. Oktober: Abu Dhabi (UAE), Red Bull Racing, Slicks (3 Tage)
2./3. November: Abu Dhabi (UAE), Red Bull Racing, Regenreifen (2 Tage)
14. bis 16. November: Abu Dhabi (UAE), Ferrari, Slicks (3 Tage)
29. November: Abu Dhabi (UAE), Ferrari, Mercedes und Red Bull Racing (1 Tag)

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