Ellen Lohrs DTM-Sieg: «Keke hat es schwer ertragen»

Von Andreas Reiners
Ellen Lohr auf dem Podium ganz oben

Ellen Lohr auf dem Podium ganz oben

Die Bedeutung ihres Sieges am 24. Mai 1992 auf dem Hockenheimring Baden-Württemberg ist Ellen Lohr erst viel später bewusst geworden.

«Damals hat es mir etwas bedeutet, dass ich gewonnen habe. Inzwischen ist mir dieser Erfolg sehr wichtig geworden, da es jetzt schon so lange der einzige Sieg einer Frau in der DTM geblieben ist», sagt die damalige Mercedes-Benz-Werksfahrerin im Rückblick auf ihren historischen Sieg.

Dabei war dieser Erfolg seinerzeit nicht aus heiterem Himmel gekommen. «Ich war ja beim Rennen zuvor auch schon Zweite geworde», erinnert Ellen Lohr an den Debüterfolg des späteren DTM-Rekordchampions Bernd Schneider zwei Wochen zuvor auf der AVUS in Berlin. 1987 hatte Lohr – damals noch in einem BMW – schon einmal einen zweiten Platz auf dem Salzburgring herausgefahren. «Und 1991 hatte ich in Zolder schon einmal am Sieg geschnuppert, bis mir eine Ölspur den Erfolg vereitelt hat», sagt die heute 49-Jährige.

Am 24. Mai 1992 auf dem Hockenheimring passte dann aber alles. «Es war eine Reifenentscheidung. Keke Rosberg hatte auf das Risiko mit den weicheren Reifen gesetzt. Und ich wusste, dass ich gegen Ende des Rennens die Chance habe, ihn zu kriegen», sagt Ellen Lohr, die den ehemaligen Formel-1-Weltmeister kurz vor Schluss in ihrem Mercedes 190E 2.5-16 Evo2 trotz harter Gegenwehr des Finnen von Platz eins verdrängte und sich den Sieg sicherte.

«Was heute in der Formel 1 in aller Munde ist, hat Ellen Lohr damals schon meisterhaft verstanden. Sie hatte den geringsten Reifenverschleiß», sagt Hans Werner Aufrecht, damals Ellen Lohrs Chef bei AMG und heute Vorstandsvorsitzender des DTM-Rechteinhabers und -vermarkters ITR e.V., und fügt schmunzelnd hinzu: «Keke hat es schwer ertragen.»

Auch im zweiten Lauf an diesem Tag war Ellen Lohr schnell unterwegs. Nachdem sie eine frühe Kollision ans Ende des Feldes zurückgeworfen hatte, startete sie eine Aufholjagd. «Ich war schon Fünfte, als mein Auto in Flammen aufging. Alles in allem war es ein denkwürdiges Wochenende», sagt Ellen Lohr, die noch immer schnell unterwegs ist – sei es in Renn-Trucks, historischen Tourenwagen oder Rallye-Autos.

In der DTM sollte ihr Sieg 1992 in Hockenheim dennoch der einzige bleiben. Bis zu ihrem Abschied aus der populärsten internationalen Tourenwagenserie Ende 1996 holte sie noch einen weiteren Podiumsplatz – als Dritte 1994 in Diepholz. Insgesamt fuhr sie in 144 Rennen 302 Punkte ein.

An Lohrs Erfolge konnte keine andere Frau in der DTM mehr anknüpfen: Zuletzt fuhren Susie Wolff, geborene Stoddart (2006-2012, Mercedes-Benz, 4 Punkte) und Rahel Frey (2011-2012, Audi, 6 Punkte) in DTM-Rennen in die Punkteränge, über Rang sieben kamen sie aber nicht hinaus. Vor Ellen Lohr war Beate Nodes (1985-1988, Ford) im Jahr 1986 auf der AVUS als Dritte auf das Siegerpodest gefahren und hatte insgesamt 99 Punkte gesammelt. Außerdem waren in der DTM Lella Lombardi (1984, Alfa Romeo), Traudl Klink (1986, Ford), Annette Meuvissen (1988-1991, BMW), Mercedes Stermitz (1988, BMW), Vanina Ickx (2006-2007, Audi) und Katherine Legge (2008-2010, Audi) an den Start gegangen.

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