Pat Symonds zu Michael Schumacher: Keine Worte nötig

Von Mathias Brunner
Pat Symonds bei Benetton mit Michael Schumacher

Pat Symonds bei Benetton mit Michael Schumacher

​Formel-1-Urgestein Pat Symonds über die besondere Beziehung zu Michael Schumacher: «Wir verstanden uns fast ohne Worte, wie Gedankenübertragung. Michael war auch der geborene Leader.»

Entweder die Chemie stimmt oder eben nicht. Das trifft auf Fachkräfte an so gut wie allen Arbeitsorten hin, aber ganz besonders auf die symbiontische Beziehung zwischen einem Formel-1-Piloten und seinem Renningenieur.

Patrick Bruce Reith «Pat» Symonds ist mit seinen 64 Jahren ein Formel-1-Urgestein – zusammen mit Teambesitzer Ted Toleman stieg er anfangs der 80er Jahre von der Formel 2 in den Grand-Prix-Sport hoch, aus Toleman wurde Benetton, bei Benetton war Pat bei den ersten zwei WM-Titeln von Michael Schumacher dabei. Aus Benetton wurde Renault, hier, nunmehr als leitender Ingenieur, betreute Symonds Fernando Alonso bei dessen beiden Titeln. Heute arbeitet der Engländer als Technikchef bei Williams und erinnert sich so an die beiden Ausnahmekönner Schumacher und Alonso. Später wurde Symonds Technikchef bei Williams, heute arbeitet er als Formel-1-Experte für die britische Sky.

Pat Symonds sagt: «Ein guter Renningenieur sollte mit jedem Piloten arbeiten können, und vielleicht ist gerade dies eine der herausragenden Fähigkeiten eines überdurchschnittlichen Renningenieurs. Wie Ingenieur und Fahrer miteinander umgehen, finde ich faszinierend, denn man sollte sich nahestehen ohne sich zu nahe zu kommen. Ich erkläre das: Du musst dem Piloten so nahe sein, dass du fast erahnen kannst, was der andere denkt. Als ich etwa mit Michael Schumacher zusammen gearbeitet habe, da erreichten wir dieses Niveau – ein Verständnis fast ohne Worte, es war beinahe wie Gedankenübertragung.»

«Aber, und das ist für einen Renningenieur ganz wichtig, du musst immer im Hinterkopf behalten, dass du für einen Rennstall arbeitest, nicht für einen Piloten. Der Fahrer ist nur ein weiterer Angestellter des Teams.»

«Ingenieure sind sehr logisch denkende Menschen, die alles in einer ganz bestimmten Weise und auf hohem Qualitätsniveau erledigt haben wollen. Also tendieren sie dazu, lieber mit Fahrern zu arbeiten, die ähnlich denken. Wenn du dann als Renningenieur auf einmal beispielsweise mit lateinischem Temperament umgehen musst, dann ist das nicht ganz einfach. Einige Piloten können schon schwierig sein. Aber ein guter Renningenieur ist anpassungsfähig.»

Pat Symonds ist einer der wenigen Formel-1-Fachleute, die mit verschiedenen Stars gearbeitet haben, im Falle des Engländers mit Ayrton Senna, Fernando Alonso und Michael Schumacher. Für Pat ist glasklar, wer da herausragt.

«Ohne jeden Zweifel Michael Schumacher. Ich hatte das Privileg, mit überdurchschnittlichen Piloten arbeiten zu können, mit einigen Weltmeistern, dazu mit anderen, die daran waren, Weltmeister zu werden. Aber von allen Piloten, mit welchen ich in gut vierzig Jahren Rennsport gearbeitet habe, ist mir Michael Schumacher der Liebste.»

«Wir hatten einfach einen tollen Draht zueinander, in professioneller Hinsicht, aber auch auf menschlich-persönlicher Ebene. Wir sind bei Benetton in gewisser Weise zusammen gewachsen.»

«Michael war unvergleichlich in der Art und Weise, wie er auf jedes Detail geachtet hat. Er hat für mich die Idee in die Formel 1 perfektioniert, sich kontinuierlich zu verbessern. Das hat keiner vor ihm so konsequent umgesetzt, und das habe auch ich verinnerlicht. Wir haben uns wirklich um die kleinsten Details gekümmert, um noch ein wenig Zeitgewinn zu erreichen. Es war ein Traum, mit ihm zu arbeiten, was seine Logik angeht, sein Einsatz, seine Arbeitsethik, seine Intelligenz und seine Fähigkeit, ein solches Auto irrsinnig schnell zu fahren. Es war immer wieder verblüffend.»

«Michael konnte unglaublich gut mit Menschen umgehen. Er ist einer der nettesten Kerle, die ich je in diesem Sport getroffen habe. Ich halte die grössten Stücke auf ihn. Seine Mitarbeiter waren ihm wirklich wichtig, er kannte jeden. Wenn er in meiner Nachbarschaft leben würde, dann wäre das mein besten Freund.»

«Ich habe nur zwei Fahrer erlebt, die ein Team wie ein Mann hinter sich scharen konnten – das waren Michael Schumacher und Mark Webber. Sie hatten einfach diese ganz besondere Persönlichkeit, sie wurden von allen gemocht, also zerrissen sich die Mitarbeiter förmlich, um ihnen zu helfen. Fernando Alonso war auch ein guter Leader, weil ihn alle respektierten, aber so begeisternd wie Michael war er nie.»

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