Formel 1: Ohrfeige für Gegner von Verstappen

Kvyat (Ferrari), Sirotkin (Williams): 3. Russe kommt

Von Mathias Brunner
Artem Markelov

Artem Markelov

​Der frühere Red-Bull-Fahrer Daniil Kvyat ist als Entwicklungspilot bei Ferrari untergekommen, Sergey Sirotkin wird für Williams Grands Prix fahren. 2018 sehen wir noch einen weiteren Russen in der Formel 1.

Wenn wir uns die ersten Drei der Sprungbrettklasse GP2/Formel 2 seit 2005 vornehmen, kommen wir auf insgesamt 33 Fahrer. Nicht für alle verlief die Karriere wie gewünscht.

22 davon schafften es bis zu einem Start in der Formel 1: Rosberg, Kovalainen, Speed, Hamilton, Piquet, Glock, di Grassi, Pantano, Senna, Hülkenberg, Petrov, Maldonado, Pérez, Bianchi, Grosjean, Gutiérrez, Palmer, Vandoorne, Nasr, Rossi, Gasly, Giovinazzi.

Bis aufs Siegerpodest stiessen 8 vor: Rosberg, Kovalainen, Hamilton, Petrov, Glock, Maldonado, Pérez, Grosjean.

Einen Grand Prix gewannen nur 4: Rosberg, Kovalainen, Hamilton, Maldonado.

Weltmeister wurden nur 2: Rosberg und Hamilton.

Eine Formel-1-Chance erhielten also fast alle, aber aus unterschiedlichen Gründen wurde daraus zu wenig gemacht. Nur jeder vierte Fahrer schaffte es aufs Podest, nur jeder achte Pilot wurde zum Sieger, nur zwei Piloten wurden Weltmeister. Ein wenig mager für das angebliche Formel-1-Sprungbrett.

Der Einzige, der von den besagten 33 Fahrern bislang nicht im GP-Renner sass: der 23jährige Moskauer Artem Markelov, Gesamtzweiter der Formel-2-Saison 2017 hinter Charles Leclerc. Nun endlich scheint auch er seine Chance zu erhalten.

Das Management von Markelov verhandelt mit Renault, auf dass Artem den gleichen Posten erhält, den Sirotkin 2017 innehatte – Test- und Reservefahrer von Renault. Markelov soll auch verschiedene Freitagtrainings für Renault bestreiten.

Damit wäre Artem der dritte Russe 2018 in der Formel 1 nach Daniil Kvyat (Entwicklungspilot bei Ferrari) und Sergey Sirotkin (GP-Fahrer bei Williams).

Und Markelov darf hoffen, zum vierten GP-Piloten seines Landes zu werden.

Wegbereiter war Sergey Zlobin, der 2003 als Testfahrer zum Minardi-Team kam (heute Toro Rosso). Bald kristallisierte sich heraus – es mangelte am notwendigen Format für den Posten eines Stammfahrers, es mangelte auch an mehr Geld von Gazprom. Zlobin wurde aussortiert.

Der zweite Russe war Vitaly Petrov: Der heute 33-Jährige aus Vyborg hat von 2010 bis 2012 57 Formel-1-WM-Läufe bestritten – 2011 wurde er im Renault solider WM-Zehnter. In der gleichen Saison erreichte er mit Rang 3 in Melbourne sein bestes Formel-1-Ergebnis. Dennoch wurde er am Ende der Saison nicht weiter verpflichtet. Ende 2012 musste Vitaly dann auch bei Caterham sein Cockpit räumen: der Franzose Charles Pic und der Holländer Giedo van der Garde konnten mehr Mitgift vorweisen.

Am meisten Schlagzeilen hat Petrov beim WM-Finale 2010 in Abu Dhabi gemacht. Durch einen strategischen Fehler von Ferrari strandete Superstar Fernando Alonso hinter dem Renault des Russen und kam nicht an Petrov vorbei. Das war einer der Gründe, wieso er den WM-Titel an Sebastian Vettel verlor.

Während Petrovs Zeit bei Renault stieg dort ein weiterer Russe in den Formel-1-Boliden, allerdings nur zu Testfahrten: Der heute 30 Jahre alte Moskauer Mikhail Aleshin durfte als Champion der Formel Renault 3.5 den F1-Renner der Franzosen fahren. Meister wurde er übrigens im Duell mit jenem Daniel Ricciardo, der heute GP-Sieger bei Red Bull Racing ist. Aleshin bewegte auch Rennwagen von Red Bull Racing – bei Demofahrten. Im Nachwuchsprogramm von Red Bull fiel er jedoch durch. Aleshin wurde IndyCar-Fahrer.

Erfolgreichster Russe in der Formel 1 wurde Daniil Kvyat: Der Red-Bull-Zögling fuhr für Toro Rosso und Red Bull Racing insgesamt 72 WM-Läufe, er stand zwei Mal auf dem Siegerpodest (Zweiter in Ungarn 2015 und Dritter in China 2016), wurde 2015 WM-Siebter, aber im Herbst 2017 trennte sich Red Bull von Kvyat.

Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost: «Ich bin immer noch davon überzeugt, dass Daniil einen sehr hohen Grundspeed hat. Er war manchmal sogar schneller als Ricciardo. Aber irgendwie konnte er das in den vergangenen beiden Jahren nicht zeigen. Er war in viele Zwischenfälle verwickelt. Er war zu aggressiv manchmal. Er wollte auf den ersten hundert Metern zu viel.»

Nikita Mazepin (18) sitzt seit 2016 regelmässig im Force-India-Renner – für den Rennstall aus Silverstone eine gute Gelegenheit, die Kasse klingeln zu lassen. Nikitas Vater Dmitry ist der Düngerkönig von Russland. Als Formel-3-EM-Zehnter drängt er sich aber nicht für eine Beförderung auf.

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