Singapur-GP im Fernsehen: Dann fällt das Rennen aus

Von Mathias Brunner
Singapur auf nasser Bahn: Glatt wie Eis

Singapur auf nasser Bahn: Glatt wie Eis

​Die Wettervorhersage für Singapur um diese Jahreszeit ist stabil brisant: Gewitter entstehen ratzfatz und entleeren sich mit Gewalt. Die Organisatoren haben Notfallpläne in der Schublade, auch wegen des Smogs.

2017 begann der Singapur-GP auf nasser Bahn, aber als Regenrennen hätten wir ihn nicht bezeichnet. Selbst wenn die Ferrari-Fahrer nach ihrer Kollision wie begossene Pudel dastanden. Die Pistenverhältnisse waren tückisch, gewiss, aber Pippifax gemessen daran, was in der asiatischen Weltstadt bei einem Gewitter vor sich geht. Um genau zu sein, bleibt die Frage seit der Rennpremiere 2008 unbeantwortet: Was passiert auf der künstlich beleuchteten Singapur-Rennstrecke eigentlich, wenn der Himmel seine Schleusen öffnet? Muss dann mit einer Rennabsage gerechnet werden wie vor kurzem bei den MotoGP-Kollegen in Silverstone?

In einer Klimazone, in welcher ein kräftiger Regenguss pro Tag oder in der Nacht zur Normalität gehört, bleibt das Strassenrennen ein Kuriosum – wir haben bis heute kein Regenrennen erlebt. Wenn es hier regnet, dann wie aus Kübeln, so in der Art von Sepang (Malaysia). Die Formel 1 hat das auch schon einige Male zu spüren bekommen, einfach nicht punktgenau zum Training oder Grand Prix. Die Meteorologen bleiben vorsichtig: Gewitter entstehen ratzfatz und entleeren sich mit Gewalt.

Als vor Jahren ein Beleuchtungssystem für das erste Formel-1-Nachtrennen ausprobiert wurde, wurden auch Tests mit künstlich benetzter Bahn durchgeführt. Doch die Tests fanden mit einem GP2-Renner statt, ausserdem war damals nur ein Auto auf der Bahn von Le Castellet (Südfrankreich). Was die Sicht angeht, bleiben viele Fragen offen.

Die Eckdaten zur Erinnerung: 61 Runden im Gegenuhrzeigersinn (was die Nackenmuskulatur der Fahrer noch mehr belastet), 23 Kurven, 16 Bremszonen (ein Fünftel der Runde verbringt der Fahrer auf der Bremse), also hoher Bremsverschleiss, ein krasser Gegensatz zum Highspeed-Kurs Monza, nicht nur der Abtriebswerte wegen – hier geben die Fahrer nur 45% einer Runde Vollgas (im Jahresmittel sind es 62%, in Monza sind es 75%).

Überholen ist nicht einfach, zahlreiche Unfälle haben bewiesen: wer vom Gegner keinen Goodwill erhält, landet schon mal in einer Mauer oder im Prallschutz. Wir haben eine sehr hohe Safety-Car-Wahrscheinlichkeit. Pirelli hat die weichen, ultraweichen und hyperweichen Walzen im Angebot, erwartet werden zwei Stopps, wobei gut zu überlegen ist, ob der Vorteil von frischeren Reifen den Nachteil eines Boxenbesuchs wettmacht – Zeitverlust hier in der Boxengasse: rund 28 Sekunden, denn sie ist mit 400 Metern ordentlich lang.

Aber selbst wenn in Sachen Strategie alles richtiggemacht wird: gegen zwei Einflüsse kann der cleverste Rennstratege nichts machen – gegen den Regen und gegen den Smog.

3000 Lux beträgt die Helligkeit jedes der 1600 Licht-Elemente, welche auf dem «Marina Bay Circuit» von Singapur die Nacht zum Tag machen – das ist vier Mal heller als in einem durchschnittlichen Sportstadion. Aber mit der guten Sicht kann es schnell vorbei sein, nicht nur wegen Wolkenbrüchen.

Ein chronisches Problem in Singapur: In Indonesien werden gewaltige Gebiete abgefackelt, um Platz für Landwirtschaft zu erhalten, das führt zu enormen Smogwolken, die nach Singapur ziehen. Nach dem Verschmutzungs-Index des Stadtstaats wird die Luft derzeit als «mässig» eingestuft. Was die Stufe hoch bedeutet, wissen die Singapurer genau: Da gab es Wochen, da traten die meisten von ihnen nur noch mit einer Atemschutzmaske ins Freie. Die Frage ist: Kann der Rauch aus Indonesien das Singapur-Rennen beeinträchtigen?

Steve Slater als Sprecher der GP-Organisatoren: «Wir haben für solche Fälle verschiedene Notfallszenarien vorbereitet. Wir arbeiten eng mit den betreffenden Staatsbehörden zusammen. Aber ich kann mir nur zwei Gründe vorstellen, die den Rennbetrieb beeinträchtigen würden – wenn die Sicht für die Fahrer schlecht oder die Gesundheit aller Menschen gefährdet wäre.»

Diese Notfallszenarien schliessen die Verwendung von Ventilatoren ein und das Verteilen von N95-Masken (die so heissen, weil sie 95 Prozent schmutziger Luftpartikel filtern).

Sollte es wirklich punktgenau zu Training oder Rennen schütten, kann die Rennleitung das Geschehen hinauszögern. Allerdings nicht endlos. Ein freies Training würde dann eben gestrichen. Ein Qualifying kann notfalls am Sonntag nachgeholt werden, auch das haben wir schon erlebt. Beim Rennen selber ist der Spielraum begrenzt, aufgrund der vorgesehenen Satelliten-Sendefenster. Wir zeigen hier die wichtigsten Sendetermine in der Übersicht.

Singapur-GP im Fernsehen

Freitag, 14. September
14.25: ORF1 – 2. Freies Training live
14.25: n-tv – 2. Freies Training live

Samstag, 15. September
14.00: RTL – Freies Training Highlights
14.45: ORF1 – Formel-1-News
14.45: RTL – Qualifying ?14.55: SRF2 – Qualifying
14.55: ORF1 – Qualifying
18.15: n-tv – Formel 1 kompakt

Sonntag, 16. September
13.00: ORF1 – Formel-1-News
13.15: RTL – Countdown
13.35: ORF1 – Vorberichte und Rennen
13.30: SRFInfo – Rennen
14.00: RTL – Rennen
16.10: RTL – Siegerehrung und Highlights
16.25: ORF1 – Rennanalyse
18.15: n-tv – Das Rennen kompakt

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