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Renault: Nachfolger von Carlos Ghosn stehen fest

Von Mathias Brunner
​Am 23. Januar hat Renault das Rücktrittsschreiben des in Tokio inhaftierten Carlos Ghosn erhalten. Nun hat Renault einen neuen CEO, den bisherigen Michelin-Chef Jean-Dominique Senard.

Jetzt ging alles ganz schnell. Der französische Finanzminister Bruno Le Maire hatte wiederholt verlangt, dass Renault nach einem neuen CEO suche, wenn Ghosn dauerhaft verhindert sei. Verhindert war sehr schön formuliert: Der 64jährige Carlos Ghosn sitzt seit 19. November in Tokio im Gefängnis. Dem früheren Leiter der Autokonzerne Renault, Nissan und Mitsubishi wird Betrug und Misswirtschaft in grossem Stile vorgeworfen, der in Brasilien geborene Franzose mit libanesischen Wurzeln beteuert, er habe sich nichts zuschulden kommen lassen und werde da auch beweisen. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Am 24. Januar hat sich der Verwaltungsrat von Renault in Boulogne-Billancourt bei Paris versammelt, um die Nachfolge von Ghosn zu regeln, und die Lösung sieht eine Kompetenz-Teilung vor: Carlos Ghosns bisheriger Stellvertreter Thierry Bolloré (55) leitet nun als Generaldirektor ab sofort dauerhaft das operative Geschäft von Renault, er ist der neue CEO. Neuer Präsident des Verwaltungsrats wird Jean-Dominique Senard, seit 2012 CEO des Reifenherstellers Michelin. Die Zeiten eines Sonnenkönigs wie Carlos Ghosn als Verwaltungsrats-Chef und CEO in einer Person sind also vorbei.

Senard hat vom Verwaltungsrat die Aufgabe erhalten, sich um die Allianz mit dem japanischen Autohersteller Nissan zu kümmern. Seit der Inhaftierung von Carlos Ghosn bröckelt das Bündnis zwischen Renault, Nissan und Mitsubishi. Senard soll das wieder ins Lot bringen und mittelfristig eine neue Beteiligungsstruktur schaffen. Heute hält Renault 43,4 Prozent Anteile an Nissan, die Japaner sind mit 15 Prozent an Renault beteiligt. Nissan hält zudem 34 Prozent Anteile an Mitsubishi.

Nissan-Chef Hiroto Saikawa in einer ersten Reaktion aus Asien: «Wir begrüssen die Management-Wechsel bei Renault.» Der Japaner will sich so bald als möglich mit Senard und Bolloré treffen, um das weitere Vorgehen zu besprechen.

Und was wird aus Carlos Ghosn? Noch ist völlig unklar, wann es in Japan gegen ihm zum Prozess kommt und wie der verlaufen wird. Ein Antrag zur Entlassung auf Kaution ist zweimal abgelehnt worden. Für Vergehen, wie sie Ghosn zur Last gelegt werden, werden in Japan bis zu zehn Jahre Gefängnis ausgesprochen.

Caroline Ghosn, die 31jährige Tochter von Carlos Ghosn, wittert eine Verschwörung. Sie verbreitete die Theorie, wonach Nissan die von Ghosn geplante Fusion zwischen Renault und dem japanischen Autohersteller verhindern wolle. Nicholas Maxfield, Sprecher von Nissan, sagte dazu: «Diese Behauptungen sind komplett haltlos. Die Familie Ghosn hatte keinen Einblick in Gespräche über die Zukunft von Nissan. Hier geht es nicht um eine Fusion, hier geht es um Fehlverhalten, wie firmeninterne Untersuchungen gezeigt haben.»

Vorwürfe gibt es auch gegen Ghosns ehemaligen Vetrauten Greg Kelly, der bei Nissan als Einflüsterer von Ghosn galt. Der 62-Jährige sass als einziger US-Amerikaner im Vorstand des japanischen Autobauers Nissan. Die Vorwürfe an Kelly: Er soll vom widerrechtlichen Verhalten Ghosns gewusst und diese Vorgänge verschleiert haben. Bei Kelly jedoch befand das Bezirksgericht Tokio, dass eine Verlängerung der U-Haft nicht angemessen sei – er kam am Weihnachtstag 2018 auf Kaution frei. In einer Medienmittelung beteuerte der Amerikaner, er werde vor Gericht seine Unschuld beweisen.

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