KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Ex-Weltmeister Dieter Braun feiert den 75. Geburtstag

Von Michael Sonnick
Dieter Braun wird 75! Der Dielheimer wurde zweimal Weltmeister, dreimal Vizeweltmeister, gewann 14 WM-Läufe und stand bei 49 Grand Prix auf dem Podium, dazu holte er noch fünf DM-Titel.

Dieter Braun wurde am 2. Februar 1943 in Ulm an der Donau geboren und ging 1962 auf einer Maico bei Motocross-Rennen an den Start. Nach den ersten Erfahrungen nahm der Schwabe auch an Straßenrennen teil und feierte 1965 beim legendären Fischereihafenrennen in Bremerhaven seinen ersten Sieg in der 500-ccm-Klasse auf der modifizierten Cross-Maschine. 1967 errang er auf einer Aermacchi in der 350-ccm-Klasse seinen ersten von fünf Deutschen Meistertiteln.

Am 7. Mai 1967 gab Dieter Braun beim Großen Preis von Deutschland im badischen Motodrom in Hockenheim sein WM-Debüt; bei einem Sturz zog er sich einen Schlüsselbeinbruch zu. Ein Jahr später holte er am 21. April 1968 auf dem Nürburgring seine ersten WM-Punkte und verpasste als Vierter auf der MZ 125 nur ganz knapp den ersten Podiumsplatz bei einem Grand Prix-Rennen.

Dieser gelang ihm allerdings beim Heimrennen am 11. Mai 1969 in Hockenheim, als Zweiter stand er zum ersten Mal in der WM auf dem Siegerpodium. Im Ziel hatte der Suzuki-125-Pilot nach 17 Runden nur zwei Sekunden Rückstand auf den Briten Dave Simmonds (Kawasaki).

Auf dem Straßenkurs von Opatija/Jugoslawien feierte der Suzuki-Fahrer am 14. September 1969 seinen ersten von insgesamt 14 Grand Prix-Siegen, er siegte vor Weltmeister Dave Simmonds. In seiner erst zweiten WM-Saison wurde Dieter Braun bereits Vizeweltmeister in der 125-ccm-Kategorie.

In der Saison 1970 gewann Dieter Braun die WM-Rennen in Le Mans/Frankreich, Opatija/Jugoslawien, bei der Tourist Trophy auf der Isle of Man/GB und in Assen/Niederlande. Er errang auf der Ex-Anscheidt-Suzuki 125 seinen ersten WM-Titel.

Viele ostdeutsche Fans haben das historische Rennen am 11. Juli 1971 auf dem Sachsenring noch in bester Erinnerung, als Dieter nach einer tollen Aufholjagd das Rennen in der 250-ccm-Klasse vor den Briten Rodney Gould und Phil Read gewann. Nach dem Rennen sangen die ostdeutschen Zuschauer die westdeutsche Nationalhymne mit.

Danach fand ab 1973 der WM-Lauf in der DDR nicht mehr statt, doch seit Jahren ist Dieter Braun ein gern gesehener Gast beim Motorrad-Grand Prix von Deutschland auf dem Sachsenring. Er wird dort auch in diesem Jahr wieder den deutschen Fahrern die Daumen drücken und zahlreiche Autogrammwünsche erfüllen. Auch 2017 sollte Braun dort am Donnerstag mit seiner Yamaha TZ 250 an einer Jubiläums-Demonstrations-Fahrt am Donnerstag teilnehmen, sie wurde jedoch wegen eines Unwetters abgesagt. Zuletzt hat der Schwabe im November den Valencia-GP besucht.

In der Saison 1973 gewann Braun auf der Yamaha TZ 250 auch wieder vier Rennen in Opatija/Jugoslawien, Assen/Niederlande, Brünn/Tschechien sowie Anderstorp/Schweden und errang den zweiten WM-Titel nach 1970. Den letzten Grand Prix-Sieg feierte Dieter am 23. Mai 1976 in Opatija/Jugoslawien in der 250-ccm- Kategorie.

Dieter Braun ist einer der wenigen Motorradrennfahrer, die in drei Kategorien (125, 250 und 350ccm) bei WM-Rennen siegten und dies auf drei verschiedenen Motorradmarken (Suzuki, Yamaha und Morbidelli). In den 1970er-Jahren ging Dieter Braun manchmal an einem Tag bei drei WM-Rennen in drei verschiedenen Klassen an den Start. 1975 trug er in Abbazzia/YU den Sieg in den Klassen 125 und 250 ccm davon; der dritte GP-Triumph in der 350-ccm-Klasse ging ihm an diesem Tag nur wegen eines Kupplungsdefekts durch die Lappen.

Nach schweren Unfällen 1976 auf dem Nürburgring sowie 1977 auf dem Salzburgring in Österreich musste Dieter Braun seine erfolgreiche Karriere wegen Sehstörungen frühzeitig beenden.

Dieter Braun wurde zweimal Weltmeister, dreimal Vizeweltmeister, gewann 14 WM-Rennen und stand bei 49 Grand Prix auf dem Podium, dazu holte er noch fünf DM-Titel.

Großen Erfolg an Brauns Siegen hatte ab 1973 der legendäre Techniker Sepp Schlögl, der auch einen gewissen Toni Mang ins Team mitbrachte. Braun ermöglichte Toni Mang den Einstieg ins Rennfahrergeschäft und stellte ihm schon vor seinem Rücktritt immer wieder Rennmaschinen zur Verfügung. So übernahm Mang nahtlos die Rolle des aussichtsreichsten deutschen GP-Piloten von Braun sowie nach 1977 die ursprünglich für den 188 cm großen Champion vorgesehen gewesenen Werks-Kawasaki in den Klassen 250 und 250 ccm. 

Nach seiner Karriere eröffnete der gelernte Kaufmann Braun an seinem Wohnort in Dielheim im Kraichgau ein Motorradgeschäft und war als Kommentator beim ZDF, Eurosport, ARD/MDR bei den Motorradrennen im Einsatz. Ab 1999 nahm Dieter Braun bei vielen Klassik-Veranstaltungen im In- und Ausland teil. Seit einer schweren Verletzung 2016 ist der zweifache Weltmeister nur noch als Gast bei den Motorrad-Veranstaltungen dabei.

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