Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Iodaracing: Dunkle Wolken über Teamchef Sacchi

Von Günther Wiesinger
Giampiero Sacchi hat als GP-Teambesitzer etliche Flops gelandet und viel Kredit verspielt. Partner wie BMW und Aprilia gaben ihm einen Korb, auch bei Suzuki blitzte er ab.

Beinahe wäre das Team Iodaracing von Giampiero Sacchi bereits im November aus der Weltmeisterschaft (Moto2 und MotoGP) verschwunden.

Denn Sacchi wird nachgesagt, er habe rund 15 Mitarbeitern die Saläre für die Saison 2014 nicht bezahlt.

Denn in den letzten Jahren haben sich einige Träume des Teambesitzers zerschlagen, das Geld ist offenbar knapp geworden, die Resultate lassen arg zu wünschen übrig.

Alex De Angelis fristet 2015 mit der betagten Claiming-Rule-Aprilia in der MotoGP-WM ein Schattendasein. Florian Alt schaffte im Jerez-Moto2-Qualifying nur den 29. und drittletzten Platz, im Rennen liess er als 24. mit der 2014-Suter wieder nur Raffin und Zaidi hinter sich.

Etliche Ex-Ioda-Mitarbeiter haben neue Arbeitsplätze gefunden, sie beteuern, für die Saison 2014 vom Team keinen Cent gesehen zu haben.

Sacchi beruft sich auf Sponsoren, die ihre Zusagen nicht eingehalten hätten.

Sacchi war einst einer der einflussreichsten Manager im Fahrerlager. ?Er ?fungierter als General Manager für alle Rennsportaktivitäten der Piaggio Group verantwortlich, also für die Marken Aprilia, Gilera und Derbi.

Als Piaggio-Präsident Roberto Colaninno im Winter 2009/2010 den Moto2-Projekt von Aprilia abblies, schmiss Sacchi zornig den Krempel hin. Colaninno wollte keine Aprilia mit Honda-Einheitsmotoren in die WM schicken, ein durchaus verständliches Argument.

2012 kehrte Sacchi gleich in drei Klassen mit eigenen Teams in die WM zurück, der heutige Kiefer-Sponsor Flavio Becchia (Leopard) galt als ominöser Geldgeber.

Iodaracing Project baute damals gemeinsam mit der überforderten Firma Robby Moto Engineering einen eigenen 250-ccm-Moto3-Motor, der Emir genannt wurde und sich als gigantischer Flop (zu wenig Power, nicht standfest) erwies. In der Moto2-WM 2012 setzte Sacchi zwei Fahrer ein, in der MotoGP vertraute er anfangs auf eine Eigenbau-Aprilia mit Stahlrahmen, die 30 bis 40 km/h auf die besten Bikes verlor und Danilo Petrucci zur Verzweiflung trieb. Im September 2012 stieg das Team auf Suter-BMW um.

Aber der vermeintliche MotoGP-Einstieg von BMW fand nie statt, auch wenn Bertl Hauser 2013 brav zur Teamvorstellung in Italien erschien und als BMW-Vertreter ein paar Worte an die Journalisten richtete.

So reihte sich ein Reinfall an den andern. Der Ruhm ist welk geworden. Auch die Verpflichtung von Lukas Pesek für die MotoGP-WM 2013 war alles andere als ein Glücksfall, der Abstieg nahm unaufhaltsam seinen Lauf, immer wieder war von unbezahlten Rechnungen zu hören, auch mit Motorrad-Lieferant Suter Racing Technology kam es diesbezüglich 2013 zu Meinungsverschiedenheiten.

Also wandte sich Sacchi für die Saison 2014 schweren Herzens wieder Aprilia zu. Er hoffte, sich als einsamer Aprilia-Statthalter nach dem Wechsel von Jorge Martinez zu Honda bei den Italienern als Partner für den geplanten MotoGP-Werkseinstieg empfehlen zu können.

Auch dieser Traum platzte. Schon aus dem geplanten Zwei-Fahrer-Team wurde 2014 kurz vor dem Saisonstart eine One-Man-Show mit Petrucci, der Vertrag mit Leon Camier musste wegen Geldmangels storniert werden. Der Brite wurde arbeitslos. Auch Petrucci erzählte später, er habe 2014 keine Gage erhalten. Er wechselte zu Pramac-Ducati – und blühte dort auf.

Bei Suzuki abgeblitzt

In der Saison 2013 glaubte Sacchi noch, er könne mit seinen beiden MotoGP-Startplätzen das Geschäfts seines Lebens machen. Als Suzuki damals zwei Startplätze für 2014 suchte, soll Sacchi bis zu 5 Millionen Euro für diese Gefälligkeit (Abtretung der beiden Plätze) verlangt haben.

Schliesslich schob Dorna-Chef Ezpeleta solchen Machenschaften einen Riegel vor. «Wir haben die Startplätze für 2012 kostenlos an die neuen Teams abgetreten, wir werden nicht zulassen, dass sich jemand durch den Verkauf damit gnadenlos bereichert», sagte der Spanier.

Das bekam im Vorjahr auch der britische Rennstallbesitzer Paul Bird zu spüren, der seine beiden Plätze an Aprilia verhökern wollte – und abblitzte.

Aprilia machte im Herbst lieber ein Joint Venture mit Gresini, Suzuki verschob den Einstieg um ein Jahr auf 2015 und beanspruchte zwei eigene Plätze.

Die Tage des MotoGP-Teams von Iodaracing sind gezählt. Denn momentan treten 25 Fahrer an, die Dorna will am liebsten nur 22, maximal 24.

Deshalb werden spätestens 2017 (wenn KTM kommt) die Ein-Fahrer-Teams von AB Motoracing (Abraham) und Iodaracing (De Angelis) keine neuen Verträge mehr erhalten.

Vielleicht erledigt sich das Thema sogar noch früher von selbst, weil Ioda schon in diesem Jahr kein konkurrenzfähiges Material mehr finanzieren kann und die Suche nach konkurrenzfähigen Bikes für 2016 noch erheblich schwieriger und wesentlich teurer wird.

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