Stefan Pierer (KTM): «MotoGP-WM ist mein Lebenstraum»

Von Günther Wiesinger
Pit Beiter, Carmelo Ezpeleta, Stefan Pierer, Mika Kallio mit den Technikern Sebastian Risse und Mike Leitner neben der KTM RC16

Pit Beiter, Carmelo Ezpeleta, Stefan Pierer, Mika Kallio mit den Technikern Sebastian Risse und Mike Leitner neben der KTM RC16

KTM-Firmenchef Stefan Pierer präsentierte in Spielberg das neue MotoGP-Projekt von KTM. «Wir wollen gewinnen. Am liebsten in drei Jahren. Wenn es 10 Jahre dauert, werden wir auch diese Geduld aufbringen», sagt er.

Die Liste der prominenten Gäste reichte von den Formel-1-Stars Mark Webber und Gerhard Berger über Heinz Kinigadner bis zu KTM-Testfahrer Mika Kallio und KTM-Vorstand Hubert Trunkenpolz, als die MotoGP-KTM RC16 am Samstag gegen 12 Uhr im Media Centre auf dem Red Bull Ring präsentiert wurde.

Der KTM-Vorstandsvorsitzende Stefan Pierer hatte das MotoGP-Projekt der Österreicher am 31. Juli 2014 im Interview mit SPEEDWEEK.com exklusiv angekündigt.

Damals war noch vorgesehen, den Einsatz durch ein existierendes Team bewerkstelligen zu lassen, also als Semi-Werksteam, wie es KTM in der Moto3-Klasse mit dem Red Bull Ajo-Team vormacht.

Aber es fand sich kein erstklassiger Partner, nur Teams wie Forward, Aspar Martinez und so weiter standen zur Debatte.

Deshalb wurde vor einem Jahr umgeplant. «Wir waren in jeder Meisterschaft dann am stärksten, wenn wir alle Fäden in der Hand hatten und echte Werksteams eingesetzt haben», sagt Pit Beirer, Motorsport-Direktor von KTM.

KTM ist 2003 in die 125er-WM eingestiegen, dann wurde auch die 250er-WM bestritten, in der Saison 2005 wurde der KTM-990-V4-Motor auch an das Team Roberts geliefert. Aber beim Brünn-GP im August 2005 zerfiel diese Partnerschaft – es fehlte am Budget und an den Sponsoren.

Inzwischen existieren bei KTM professionelle Strukturen, in Munderfing wurde eine vorbildliche Rennabteilung errichtet – «Ready to Race» bleibt der unverrückbare Slogan der Innviertler.

«Das ist ein besonders emotionaler Moment für mich», erklärte Stefan Pierer, CEO der KTM Group. «Zuerst möchte ich mich bei Red Bull und der Dorna dafür bedanken, dass sie den Motorrad-GP nach Österreich zurückgebracht haben. Für uns war das ein perfekter Anlass und eine günstige Gelegenheit, mit unserem prestigereichsten und ambitioniertestem Projekt an die Öffentlichkeit zu gehen. Es ist uns eine Freude, hier unser Motorrad vorzustellen. Es sind fast zweieinhalb Jahre vergangen, seit wir entschieden haben, in die MotoGP einzusteigen. Damals sind wir zur größten Motorradfirma in Europa aufgestiegen. Also waren wir gezwungen, den letzten Schritt zu machen. Wir sind die führende Firma im Offroad, wir dominieren in allen Kategorien. Vor 15 Jahren haben wir entschieden, auch in den Sektor der Straßenmaschinen einzusteigen. Inzwischen verkaufen wir fast 60 Prozent unserer 200.000 Motorräder im Jahr im Onroad-Bereich. Wir sind zwar bei den Stückzahlen die Nr. 1 in Europa, aber wir setzen die Hälfte unserer Motorräder außerhalb von Europa ab. Wir wollen bis 2010 die Nummer 3 der Welt bei den Sportmotorrädern werden. Das ist unsere klare Ansage. Und wir möchsten unsere Stückzahlen so rasch wie möglich auf 300.000 erhöhen. Um auch auf dem höchsten Level des Motorradsports akzeptiert zu werden, musst du in die MotoGP-WM einsteigen. Jetzt ist die richtige Zeit. Wir machen es. Ihr könnt euch darauf verlassen, KTM steht für Ready to Race. Der Rennsport ist unsere Philosophie, er ist unsere 'driving force', unser Antrieb, unsere Motivation. Wenn wir ein neues Segment betreten, dann werden wir unsere Lernkurve brauchen, aber wir werden das Podium erreichen. Am liebsten in drei Jahren... Es ist der Traum meines Lebens, MotoGP-Weltmeister zu werden. Wir haben viel Geduld. Wir haben zehn Jahre gebraucht, um in den USA die Supercross Championship zu gewinnen. Wenn wir zehn Jahre brauchen, um MotoGP-Weltmeister zu werden, dann werden wir so lange durchhalten.»

Das war bei KTM nicht immer so. 2005 wurden die MotzoGP-Motoren beim Team Roberts nach sechs Monaten wieder einkassiert.

Beim GP von Österreich 2016 sind insgesamt 59 Motorräder von KTM unterwegs, vom ADAC Junior-Cup über den Red Bull Rookies-Cup bis zur Moto3. Nächstes Jahr kommen zwei Moto2-Werks-KTM und zwei MotoGP-Maschinen dazu.

Beim 125-ccm-GP-Einstieg hatte KTM 79 WM-Titel gewonnen, inzwischen haben die Österreich 264 WM-Titel in der Tasche.

Carmelo Ezpeleta, CEO der Dorna: «Wir haben beim Katar-GP 2014 mit Pit Beirer geredet. Wir haben ihn damals gefragt, ob KTM Interesse habe, künftig die Moto2-Motoren zu bauen. Aber dann hat sich KTM für die MotoGP entschieden. Und wir wissen, dass KTM alle Ziele erreicht hat, die sich dieser Hersteller vorgenommen hat. Es war nicht schwierig, KTM zum Einstieg in die MotoGP zu überreden. Denn der Geist der Competition gehört zur Philosophie von KTM. Jetzt haben sie dieses Projekt mit der RC16 gestartet, das sehr wichtig für uns ist. Wir haben jetzt die Balance mit drei japanischen und drei europäischen Herstellern. KTM hat seine Fähigkeiten in allen Disziplinen bewiesen. Ich bin sicher, dass auch die MotoGP ein großer Erfolg wird. Die ganze MotoGP-Welt sollte KTM herzlich willkommen heißen und ihnen gratulieren.»

«Wir haben in den letzten Jahren ein verrücktes Abenteuer erlebt», erklärte Renndirektor Pit Beirer. «Wir waren in vielen Wettbewerben erfolgreich. 2012 war es bereits eine große Herausforderung, als wir mit unseren Moto3-Maschinen in den GP-Paddock zurückgekehrt sind. Wir haben den WM-Titel gleich im ersten Jahr gewonnen, das war ein außergewöhnlicher Erfolg für unsere Firma, der uns wirklich glücklich gemacht hat. Aber unser letzter Traum war die MotoGP-Klasse. Wir haben es 2004 und 2005 einmal versucht, damals hat es nicht so gut geklappt, wir hatten nicht genug Personal, nicht genug Knowhow und nicht genug Geld. Aber wenn unser großer Chef, Herr Pierer, ein Ziel vor Augen hat, dann lässt er nicht locker, bis wir es erreicht haben. Jetzt sind wir in den Lage, diesen Schritt zu machen und ein starker Mitbewerber in dieser Klasse zu sein. Wir haben in den letzten Monaten emsig geschuftet. Wir haben die neue Rennabteilung in Munderfing installiert und viel getestet. Das war eine anstrengende Zeit. Aber jetzt sind wir stolz, hier sein zu können und in die höchste Kategorie des Motorradsports einsteigen zu können.»

Im letzten Oktober hat in Spielberg das erste Roll-out der KTM RC16 stattgefunden, beim Valencia-GP wird das GP-Debüt mit Wildcard-Fahrer Mika Kallio stattfinden.

Ist die MotoGP-Teilnahme von KTM in erster Linie eine gelungene Marketing-Aktion? Stefan Pierer: «Wenn du ein ernsthafter globaler Player auf dem Sektor der Sportmotorräder werden willst, musst du in der 'premier class' dabei sein, und diese Königsklasse ist die MotoGP. Das ist klar. Es geht da nicht nur um Marketing, es geht auch um Technologien, die entwickelt werden und früher oder später in die Serienproduktion einfließen. Wir lieben die Competition. Nur der Wettbewerb hält dich am Leben, das kann ich offen sagen. Und das treibt insgesamt 5000 Mitarbeiter in unserem Unternehmen an. Das ist nett, das ist schön.»

Carmelo Ezpeleta: «KTM hat uns nicht nur mit diesem MotoGP-Projekt beeindruckt, sie haben auch in der Moto3-WM mit dem neuen Motorrad tadellose Arbeit geleistet und sofort mit Honda und den anderen Herstellern mitgehalten und gewonnen. KTM ist immer sehr konkurrenzfähig. KTM ist ein sehr zuverlässiger und starker Partner für uns. Wir führen jetzt seit zehn Jahren gemeinsam mit Red Bull und KTM den Rookies-Cup durch, der viele Talente hervor gebracht hat. Es ist eindrucksvoll, wie professionell sich KTM auf alle Aufgaben vorbereitet.»

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