Analyse Maggiora-GP: Ein absolutes Highlight

Von Adam Wheeler
Der MX1-Grand-Prix war bei der Rückkehr auf die italienische Traditionsstrecke in vielerlei Hinsicht ein erinnerungswürdiges Ereignis.

Der Motocross-Sport ist ein bisschen Nostalgie nicht abgeneigt, bei der erstmaligen Rückkehr in diesem Jahrhundert der WM nach Maggiora bestand die Gefahr einer Überdosis davon. Glücklicherweise traf der Event in vielerlei Hinsicht ins Schwarze. Maggiora schaffte einen Hattrick aus stimmungsvollen, grossartig unterstützten und aufregenden Rennen, die Rennen in Brasilien, Frankreich und Italien zeigten, dass trotz sinkenden Motorradverkaufszahlen und der Verschiebung des Sports nach Osten die Grands Prix noch immer die Massen anziehen können.

Was gab es noch?
Bestes Wetter, einheimischer Erfolg (Alex Lupino schaffte es auf der MX2-Podest, Chiara Fontanesi behielt ihre weisse Weste in der Damen-WM), ein atemloses Finale (eine typische Caioli-Aufholjagd) und offenbar nicht ein zu grosser Verkehrskollaps auf den kleinen Lokalstrassen, die eigentlich nicht für den Andrang eines solchen Events gemacht sind. Das Nationen-Motocross 2016 wird eine logistische Vorausplanung epischen Ausmasses erfordern.

Für die beiden Freunde Paolo Schneider und Stefano Avandero, die selbst Racer und Fans sind, nahmen es auf sich, die Strecke zu kaufen, zu erweitern und zu restaurieren. Dieser Grand Prix war die pure Rechtfertigung für diesen Deal. Es war mehr als nur «wir renovieren... und die Leute kommen». Die neunte Runde der diesjährigen WM brachte den grössten Fanaufmarsch zustande, den ich in Italien seit dem Nations in Franciacorta gesehen habe. Und nur ein kleiner Prozentsatz davon stammte aus dem Cairoli-Philippaerts-Effekt (der zweitgenannte lebt nur ein paar Kilometer entfernt).

Einer der positivsten Aspekte des Wochenendes war der Vibe, den die ganze Show in Maggiora produzierte, man bekam das Gefühl, dass dies keine einmalige Sache ist und dass der Enthusiasmus in Zukunft wieder genauso sein könnte.

Die Erwartungen wurden übertroffen

In dieser Ära, in der die Promotion und Organisation von Rennen für alle involvierten Parteien ein heikles und riskantes Business geworden ist, war es eine Bestätigung, dass ein Top-Level-Motorsportevent die Erwartungen auch übertreffen kann.

Den Italienern wird die Jagd von KTM-Star Cairoli bis an das Heck von Kawasaki-Pilot Gautier Paulin, die einen hitzigen Schlusspunkt setzte, in Erinnerung bleiben. Paulin hatte geführt und Cairoli – der unüblicherweise im ersten Lauf gleich zweimal gestürzt ist, sich das Knie verdreht hatte und das Rennen an Suzuki-Fahrer Clément Desalle verschenkt hat – wurde vom Volk nach vorne getragen. Die Verzweiflung, den Schlammassel noch gut zu machen, wurde bei einem engen Überholmanöver um den dritten Rang gegen Xavier Boog sichtbar. Der Franzose musste zu Boden. Danach jagte Cairoli Teamkollege Ken de Dycker, der aber eine grosse Lücke offen liess.

Cairoli wurde noch schneller tanzte unbeeindruckt vom Hartboden über die Wellen und setzte Paulin unter unerhörten Druck. Der Sieger des Bulgarien- und Portugal-GP machte einen Fehler eingangs der zweitletzten Runde, aber machte danach einen exzellenten Job, als er überall die gute innere Linie hielt. Erst als auf der letzten Runde ein Stein Cairolis Hand traf (er war merkwürdigerweise einer der wenigen ohne Hand-Guards), reduzierte er den Druck und Paulin hatte den dritten Triumph 2013 gegen den Erzrivalen in der Tasche.

Cairolis Podestserie ging nur dank Desalle-Pech weiter

Zu diesem Zeitpunkt hatte Cairoli aber schon realisiert, dass seine 100-Prozent-Quote von Podestplätzen in diesem unangetastet bleiben wird. Das lag hauptsächlich daran, dass Desalle nach seinem schlechten Start und der Aufholjagd bis auf Rang 4 wegen eines Elektrikdefekts erstmals seit 2010 bei einem WM-Lauf nicht ins Ziel kam. Der Belgier riss am Killschalter-Kabel, um die Suzuki RM-Z 450 zu einem Neustart zu bewegen, aber das Problem lag tiefer. Cairoli musste aber als Dritter die schlechteste GP-Platzierung in diesem Jahr hinnehmen, während de Dycker als Zweiter seine Vorliebe zu Italien bestätigte. Seinen bisher letzten Podestplatz hatte er in Arco Di Trento geholt.

«Wenn das Publikum so ist wie hier, macht Motocross extrem viel Spass», sagte Paulin. «Ich denke, wir haben eine gute Show abgeliefert. Antonio war wie ein Löwe, als er hinter mir war. Ich musste bis zur letzten Sekunde pushen. Ich wusste, dass er noch auftauchen würde und ich bin so hart gefahren, als er an meinem Hinterrad war. Ich hatte gute Linien und bin schnell gefahren. Deshalb wusste ich, dass ich einfach keinen Fehler machen durfte. Ich brauchte nicht auf das Pitboard zu schauen, denn ich hörte, dass Antonio näher kam. Ich liebe es, Rennen zu fahren, wenn das Publikum so ist wie hier… Es gibt fast keine Wörter, um das zu beschreiben.»

Trotz des Sieges liegt Paulin in der WM aber noch immer 51 Punkte hinter Cairoli zurück. «Ich schaue nicht auf die Meisterschaft, denn es kann im Motocross alles passieren», kommentierte der Franzose das grössere Bild. «In einer Sekunde kann dir das Vorderrad wegrutschen und du bist verletzt. Ich will einfach jedes Wochenende gewinnen. Ich weiss, dass Antonio einige Punkte in Front liegt, aber im Moment geniesse ich das Fahren einfach.»

Cairoli staunte: «Die Fans sind ausgerastet da draussen! Ich mache mein Bestes, damit Motocross in Italien grösser wird. Wenn du dann das hier siehst, ist das einfach Klasse.»

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