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So will die Türkei im Motorsport Weltklasse werden

Von Ivo Schützbach
Bei Kawasaki Puccetti sind die türkischen Farben etabliert

Bei Kawasaki Puccetti sind die türkischen Farben etabliert

Supersport-Star Kenan Sofuoglu ist das Aushängeschild des türkischen Motorsports. Der fünffache Weltmeister zieht die Fäden im Nachwuchs-Programm der türkischen Föderation.

Während sich in Deutschland kein Motorrad-Rennfahrer finden lässt, der von sich behauptet, vom deutschen Verband DMSB nachhaltig gefördert worden zu sein, und sich Lizenznehmer, Clubs, Teams, Fans und Journalisten fragen, wohin Gelder zum Beispiel von WM-Vermarkter Dorna verschwinden, macht der türkische Verband (TMF) vor, dass es auch anders geht.

Dafür bedient man sich des Teams Kawasaki Puccetti, das alleine für die laufende Saison 975.000 Euro erhält. Bei Puccetti – in allen vier Superbike-Serien aktiv – fährt Rekord-Weltmeister Kenan Sofuoglu in der Supersport-WM, Toprak Razgatlioglu in der Superstock-1000-EM und Harun Cabuk in der neuen Supersport-300-Klasse.

«Wir sind das Team der Föderationen, wir arbeiten seit fünf Jahren mit der italienischen Föderation zusammen», schilderte Teamchef Manuel Puccetti SPEEDWEEK.com im Vier-Augen-Gespräch. «Eine Saison, nachdem Kenan zu uns kam, begannen wir auch mit der türkischen Föderation zu arbeiten, wir wollen Talente aus Italien und der Türkei nach oben bringen. Das Geld von der türkischen Föderation ist dazu da, diesem Projekt zu helfen. Kenan leistet viel, um jedes Jahr Talente zu finden. Das Geld ist auch nicht nur für den Rennsport gedacht, sondern auch für die Unterbringung der Fahrer, für ihr Training, dass sie Supermoto fahren können und so weiter. Kenan nimmt das Sportlerleben der türkischen Talente komplett in die Hand. Zusammen schauen wir, dass diese Youngster auf der Rennstrecke die bestmöglichen Voraussetzungen vorfinden. Es ist unglaublich, dass er immerzu sehr gute Talente findet. Wie gut Toprak ist, kann jeder sehen. Cabuk braucht noch etwas Zeit.»

Sofuoglu ist in der Türkei bekannt wie nur wenige andere einheimische Sportler, zu Präsident Erdogan pflegt er regelmäßigen persönlichen Kontakt.

Einige andere Rennfahrer in der Türkei sind nicht erfreut, dass ein Großteil des Budgets der Föderation in den Händen Sofuoglus liegt.
Puccetti wiegelt ab: «Kenan veranstaltet zusammen mit Red Bull jedes Jahr für ein oder zwei Tage ein Sichtungstraining auf seiner privaten Rennstrecke, dazu lädt er 100 Fahrer ein. Die besten Fahrer kommen aber nicht nur ins Superbike-Paddock. Die Öncü-Brüder fahren in der Asien-Meisterschaft und im Red Bull Rookies Cup. Auch in der Spanischen Meisterschaft fahren Türken. All’ das ist durch die Unterstützung der türkischen Föderation möglich. Das Geld geht nicht ausschließlich an mich, nur ein Teil. Insgesamt wird alles für Kenans Projekt ausgegeben.»

«In Italien oder Spanien ist es viel schwieriger so ein Projekt zu etablieren», ist der Italiener überzeugt. «In der Türkei gibt es keine Motorsport-Historie, deshalb unternimmt die Föderation viel, um aus vielen jungen Fahrern die Talente herauszufiltern. Wenn Kenan aufhört, wird er sich 100-prozentig ganz diesem Projekt widmen. Er ist sehr stark und sehr clever, er weiß, wie man junge Fahrer motiviert und wird sich um diese als Manager kümmern.»

Das wird nicht vor 2019 der Fall sein, Sofuoglu verlängerte seinen Vertrag mit Kawasaki Europa und Puccetti bereits Ende Mai und wird auch nächstes Jahr Supersport-WM fahren. Razgatlioglu steigt 2018 mit dem Puccetti-Team in die Superbike-WM auf.

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