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24h Le Mans: Die Problematik der BoP in der GTE Pro

Von Oliver Müller
Das wahre Potential des Ferrari 488 GTE bleibt weiterhin im Dunkeln

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Mit neuen Modellen haben Ferrari und Ford die Messlatte in der GTE-Pro-Klasse in neue Höhen gelegt, so dass Aston Martin, Corvette und Porsche wohl nur geringe Chancen auf den Sieg bei den 24 Stunden von Le Mans haben.

Ganz klar: Neben den atemraubenden LMP1-Prototypen sind die Fahrzeuge der neuen GTE-Pro-Klasse eines der grossen Highlights in der Sportwagen-WM (FIA WEC) und somit auch bei den 24 Stunden von Le Mans. Die spektakulären Renner der Kategorie basieren vom Grundsatz her auf Serienautos und bieten dem Zuschauer so auch einen schönen Wiedererkennungswert. Für die Fans super – für die Regelhüter jedoch ein Horror. Denn aufgrund er so unterschiedlichen Basis der jeweiligen Strassenwagen (und das geht weit über die Motorposition hinaus) kann das Potential der Rennwagen nur schwer vergleichbar gemacht werden. Damit jedoch genügend Hersteller in der Klasse antreten, wurde die Balance of Performance (BoP) ins Leben gerufen. Aufgrund verschiedener Stellschrauben (Gewicht, Motorleistung, etc.) sollen die Fahrzeuge damit auf ein ähnliches Niveau gebracht werden – Jeder sollte (zumindest von der Theorie her) die Chance auf einen Klassensieg haben.

Doch die BoP ist seit jeher von politischen Spielchen, Strategien und Eitelkeiten durchzogen. Vor allem in diesem Jahr. Die Rückkehr von Ford (50 Jahre nach dem ersten Sieg in Le Mans) und das damit wieder ins Leben gerufene Duell gegen Ferrari wurde zu einem der grossen Themen der Szene hochstilisiert. Passenderweise haben beide Hersteller für 2016 auch ein neues Auto entwickelt – jeweils mit Turbomotor.

Bislang lief die Saison in der Klasse (sowohl in der FIA WEC als auch in der IMSA-Serie) politisch noch einigermassen ruhig - und das obwohl Ferrari in der Sportwagen-WM beide Rennen dominieren konnte. Doch nach der Qualifikation zu den 24 Stunden von Le Mans eskalierte nun die Lage. Grund: Die beiden F-Autos (also Ferrari und Ford) begannen damit ihr wahres Leistungspotential anzudeuten und fuhren (bei einigermassen vergleichbarer Streckenbeschaffenheit) bis zu fünf Sekunden schneller als beim Vortest vor gut einer Woche. Zwar versuchten einzelne Piloten der beiden Hersteller, dieses Phänomen mit auswendiggelernten Phrasen irgendwie zu erklären; kamen jedoch bei genaueren Gegenfragen schnell in Erklärungsnot. Zu gross ist einfach der Zeitgewinn, der innerhalb weniger Tage realisiert werden konnte.

Schon über die ganze Saison hatten sich Insider der Szene die Frage gestellt, ob bewusst Performance zurückgehalten wurde, um so bei der Einstufung für das Saisonhighlight in Le Mans nicht zu sehr eingeschränkt zu werden. Die gezeigten Leistungen in der Qualifikation geben diesen Stimmen nun Recht.

Mit den dargebotenen Fabelzeiten sank jedoch gleichzeitig das Stimmungsbarometer bei den Rivalen von Aston Martin, Corvette und Porsche in Richtung des Gefrierpunktes. «Uns ist klar, dass zwei komplett auf das neue Reglement hin entwickelte Autos von Grundsatz her schneller sein müssen als unsere, die lediglich an die neuen Regeln adaptiert wurden. Jedoch haben wir kein Verständnis dafür, dass erst jetzt die wahren Karten auf den Tisch gelegt wurden», meinte ein Hersteller-Vertreter gegenüber SPEEDWEEK.com

Zu Dritt suchten Aston Martin, Corvette und Porsche das Gespräch mit ACO und FIA. Kurzfristig wurde darufhin ein Krisen-Meeting mit hochrangiger Besetzungen einberufen. Nicht nur die aktuelle BoP-Problematik sondern auch die mittel- bis langfristigen Auswirkungen wurden darin thematisiert. Als Resultat wurde am Freitag eine neue BoP herausgegeben, die auch SPEEDWEEK.com einsehen konnte.

So wird Ford 10 kg mehr Gewicht in seine vier GT schrauben müssen und beim Ladedruck leicht beschnitten. Ferrari bekam 15 Kilogramm mehr Gewicht, jedoch einen zwei Liter grösseren Tank. Aston Martin und Corvette dürfen ihren Luftmengenbegrenzer um 0,2 Millimeter vergrössern. Ausserdem bekamen Porsche (+3L) und Corvette (+2 Liter) grössere Tankvolumen.

Doch ob die festgelegten Massnahmen nun ausreichen, eine ausgeglichene Performance zu erhalten (oder sie lediglich kosmetischen Wert haben…) muss nun das 24-Stunden-Rennen zeigen. Denn (da sind sich Techniker und Experten sicher): Im Ford GT stecken noch mindestens zwei weitere Sekunden. Und LMP1-Fahrer haben gegenüber SPEEDWEEK.com geäussert, dass sie auf der Strecke beobachten konnten, wie die Ferrari an vielen Stellen 'unnatürlich früh' auf der Bremse standen.

Ist das Rennen in Klasse also schon vor den Rennen entschieden?

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