Jolyon Palmer: Wieso sich Vettel im Zweikampf dreht

Von Rob La Salle
Jolyon Palmer und Sebastian Vettel in Bahrain 2017

Jolyon Palmer und Sebastian Vettel in Bahrain 2017

​Mit einer weiteren Kollision hat Ferrari-Star Sebastian Vettel in Austin eine Siegchance verschenkt. Der frühere Renault-Pilot Jolyon Palmer glaubt zu wissen, wieso sich Vettel im Zweikampf ständig dreht.

Schon in der ersten Runde des Grossen Preises der USA in Austin (Texas) war die Siegchance von Sebastian Vettel dahin: Kollision mit dem Red Bull Racing-Renner von Daniel Ricciardo, Rückfall, Aufholjagd, am Ende wurde der Heppenheimer Vierter, einen Rang hinter Lewis Hamilton. Viele Insider finden: Das war ein weiterer Fehler von Vettel, wie es in diesem Jahr einfach zu viele gab, um gegen einen so gut wie makellos fahrenden Hamilton Weltmeister zu werden.

Jolyon Palmer war von Australien 2016 bis Japan 2017 Werksfahrer von Renault. Dann wurde der Engländer gegen Carlos Sainz ausgewechselt. Seither arbeitet Palmer unter anderem als GP-Experte für die BBC. Dort stellt der 27jährige Engländer fest: «Mit einem fehlerfreien Wochenende hätte Vettel in Texas gewinnen müssen. Damit hätte er die Lücke zu Hamilton verringert. Aber stattdessen machte er in Texas zwei entscheidende Fehler. Er erhielt nach dem freien Training drei Strafränge aufgebrummt, weil er bei roter Flagge ungenügend verzögert hatte. Und er er legte sich zum dritten Mal in fünf Rennen in der ersten Runde mit einem Gegner an und fiel deswegen zurück.»

«Ich fand die Strafe gegen Vettel streng, aber gemäss der Regel hatten die Kommissare keine Wahl, als zu diesem Urteil zu kommen. Die Vorschriften sind glasklar, dagegen gibt es nichts einzuwenden. So etwas darf einem WM-Anwärter nicht passieren.»

«Noch schlimmer jedoch fand ich das Manöver gegen Ricciardo. Eigentlich war Seb ja schon an Ricciardo vorbei, aber dann bremste er sich selber aus, schoss in Kurve 12 über die Ideallinie hinaus, und auf einmal war Ricciardo wieder da. Für mich folgte dann ein Abziehbild der Situationen gegen Hamilton in Monza oder gegen Verstappen in Suzuka. Seite an Seite gehen zwei Autos in die Kurve, Räder geraten an Räder, und Vettel dreht sich dabei weg.»

«Ich finde das ungewöhnlich. Normalerweise ist in solch einer Position der Fahrer an der Aussenseite in grösserer Gefahr. Wieso dreht sich Vettel drei Mal von der Innenbahn? Eine klare Schuld erkenne ich in keiner Situation. Das sind Rad-an-Rad-Kämpfe, da fliegen hin und wieder mal die Fetzen, und einer zieht dabei den Kürzeren. Dass dies drei Mal Vettel passiert ist, muss zur Frage führen – ist das reiner Zufall?»

«Ich komme zum Schluss: Vettel in seiner Position, in verzweifelter Rücklage gegen Hamilton, nach einigen Fehlern, dieser Vettel hat inzwischen Angst vor Fahrzeugkontakt. Er scheint so vehement zu versuchen, Kontakt zu vermeiden, dass er zu einer engeren Kurvenlinie gezwungen wird, und das begünstigt in solch einer Situation einen Dreher. Dazu reicht dann eine leichte Berührung.»

«Hätte Vettel gegen Max in Japan oder gegen Daniel in Texas die Lenkung offener gelassen, wäre die Kollision härter gewesen. Aber ich glaube, die Chance für Vettel wäre dabei grösser gewesen, auf der Bahn zu bleiben.»

«Wie auch immer – Vettel war zu einer Aufholjagd gezwungen, und das hat er brillant gemacht, mit seiner Fahrt zu Rang 4. Klar spielt das in Sachen WM-Entscheidung nur noch eine Nebenrolle. Hamilton braucht in Mexiko lediglich einen siebten Platz, ungeachtet dessen, was Vettel macht, dann ist Lewis zum fünften Mal Weltmeister.»

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